Airbus baut A400M-Programm um - Manager tritt ab
29 Januar 2015 - 2:46PM
DPA AFX Nachrichten
MÜNCHEN/TOULOUSE (dpa-AFX) - Airbus zieht
angesichts der Pannenserie beim Militär-Transportflugzeug A400M die
Reißleine. Der Chef des Militärflugzeuggeschäfts wird ausgewechselt
und das Projekt gestrafft. Airbus-Konzernchef Tom Enders hatte Fehler
eingeräumt und Konsequenzen angekündigt. Das A400M-Debakel bereitet
Airbus schon seit Jahren Probleme. Die Bundeswehr hatte erst im Dezember
nach jahrelanger Verzögerung ihren ersten Militärtransporter des Typs
erhalten, für den das Bundesverteidigungsministerium 161 Mängel
auflistet.
Zu den Konsequenzen zählt, dass die zentrale Qualitätssicherung
der Rüstungssparte Defence & Space (D&S) eng an den industriellen Teil
des A400M-Programms gekoppelt werden soll. Eine neue Abteilung soll den
schnellen und direkten Kontakt zu den Kunden des Fliegers sicherstellen,
wie Airbus D&S am Donnerstag mitteilte.
Erst am Mittwoch hatte sich Enders in London für die teuren Pannen
entschuldigt. Personelle Folgen gibt es an der Spitze von Airbus
Military. Der bisherige Chef, Domingo Ureña-Raso, gibt seinen Posten
auf und wird andere Aufgaben bei Airbus übernehmen. Sein Nachfolger
wird Fernando Alonso, der bei Airbus bisher für die Testflug-Programme
der zivilen Flugzeugsparte verantwortlich ist.
Airbus Military ist unter dem Dach von D&S für die militärischen
Flugzeugprogramme des Konzerns verantwortlich. D&S-Chef Bernhard Gerwert
erläuterte die Schritte den Mitarbeitern in einem Brief, der der
Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Darin räumt der Manager ein, dass
man hinter dem Zeitplan liege. Er appellierte an seine Mannschaft, alles
zu tun, um das Programm wieder in die Spur zu bringen.
Noch keine Angaben machte Airbus über die finanziellen Folgen der
Verzögerungen und des Programmumbaus. Die Prüfungen dazu liefen noch.
Ergebnisse sollten zur Vorlage der Jahresbilanz des Konzerns am 27.
Februar in München vorliegen.
Enders hatte vor Politikern in London erklärt, Airbus habe beim
A400M nicht die Leistung abgeliefert, die man sich gewünscht habe. Erst
im Dezember hatte Airbus die erste Maschine mit vier Jahren Verzögerung
an die Bundeswehr ausgeliefert. Statt der ursprünglich kalkulierten
Kosten von 125 Millionen Euro verteuerte sich der Flieger inzwischen auf
175 Millionen Euro pro Stück. Kunden sind neben Deutschland auch die
französische, die britische und die türkische Luftwaffe.
Auch der Chef der Sparte Defence & Space unter deren Dach Airbus das
gesamte Militär und Raumfahrtgeschäft gebündelt hat, entschuldigte
sich bei den Kunden. Die Probleme würden nun rigoros angegangen. "Und
wir werden unser bestes tun, um sie zu überwinden", schrieb Gerwert in
dem Brief an die Mitarbeiter.
Und zu tun gibt es eine Menge. Allein das Verteidigungsministerium
in Berlin hat an der ersten A400M der Luftwaffe 161 Mängel aufgelistet.
Darunter ist auch die reduzierte Belastbarkeit der Laderampe. Noch immer
offen ist, wann die nächsten A400M an die Bundeswehr ausgeliefert
werden. Für dieses Jahr sind eigentlich fünf Maschinen geplant. Im
Verteidigungsausschuss des Bundestags und bei der Bundeswehr rechnet man
aber nur noch mit ein bis drei Exemplaren./sbr/DP/jha