______________________________________________H E I B E L - T I C K E R S T A N D A R D
F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N
- Einfach einen Tick besser -
______________________________________________
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428
5. Jahrgang - Ausgabe 37 (17.09.2010)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)I N H A L T
01. INFO-KICKER: GELD STRÖMT IN AKTIEN UND GOLD
02. SO TICKT DIE BÖRSE: GEFAHREN DER ETFs UND FONDS
03. AUSBLICK: TECH-SEKTOR MIT ...
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F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N
- Einfach einen Tick besser -
______________________________________________
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428
5. Jahrgang - Ausgabe 37 (17.09.2010)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)I N H A L T
01. INFO-KICKER: GELD STRÖMT IN AKTIEN UND GOLD
02. SO TICKT DIE BÖRSE: GEFAHREN DER ETFs UND FONDS
03. AUSBLICK: TECH-SEKTOR MIT ÜBERRASCHEND GUTEN MELDUNGEN
04. DEPOTCHECK: ARCELOR MITTAL, GAGFAH, LUKOIL, ING, ENEL
05. LESERFRAGE: PROCTER & GAMBLE, SOLON
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
==============================================================01. INFO-KICKER: GELD STRÖMT IN AKTIEN UND GOLD
==============================================================
Liebe Börsenfreunde,
Gold auf Rekordniveau und gleichzeitig steigt die Börse an? Und
all das vor dem Hintergrund eines moderaten Wechselkurses
zwischen Euro und US-Dollar? Ja, willkommen in der neuen Welt
des Investierens. In der heutigen Ausgabe werde ich Ihnen ein
paar neue Mechanismen der heutigen Finanzmärkte aufzeigen.
So zeige ich in Kapitel 02 auf, wie inzwischen ETFs und Fonds
ganze Branchen bewegen, ohne auf unterschiedliche Entwicklungen
einzelner Unternehmen Rücksicht zu nehmen.
Im Ausblick habe ich einige aktuelle Meldungen aus dem
Technologiesektor aufgegriffen und in Kontext gebracht.
Vielleicht können wir den Technologiesektor ja bald wieder zu
den Zugpferden der Börse zählen – lang ist’s her.
In Kapitel 04 habe ich einen Depotcheck abgedruckt, den ich
jedoch bereits vor drei Wochen erstellt habe. Dennoch lässt der
Depotcheck nichts an Aktualität missen, die analysierten Aktien
sind sicherlich für viele von Ihnen interessant.
In Kapitel 05 gehe ich insbesondere auf den Konsumentenmarkt
ein, der von Pampers (Procter & Gamble), von Langnese
(Unilever) und Persil (Henkel) bearbeitet wird. Ein Leser fragt
mich nach dem Windelverschleiß eines Sohnes :-)
Die Kurse einiger unserer offenen Positionen sind kräftig
gestiegen und ich habe entsprechende Anpassungen in unserer
Beobachtungsliste vorgenommen. Die Aktualisierungen dazu finden
Sie im Kapitel 06.
Ich wünsche eine anregende Lektüre,
take share, Ihr
Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker
P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.
==============================================================02. SO TICKT DIE BÖRSE: GEFAHREN DER ETFs UND FONDS
==============================================================
Na, wir haben die Hälfte des Schreckensmonats September hinter
uns und bislang haben wir fast ausschließlich grüne Vorzeichen
bei den wesentlichen Indizes gesehen. Es scheint als hätte ich
mit meiner Erwartung, dass die Schrecken bereits im August
ausreichend verarbeitet wurden, recht gut gelegen.
Denn irgendwelche besonderen Ereignisse, die zu der Rallye
hätten führen können, gab es nicht. Wir erleben hier auch keine
Rallye, die uns in Staunen versetzen würde, sondern arbeiten
uns in vielen kleinen Schrittchen nach oben. Der Dow Jones
öffnet fast jeden Tag kräftig im Minus und arbeitet sich dann
leicht ins Plus.
Anders als im Frühjahr, wird diese Rallye nunmehr von vielen
Aktien verschiedener Branchen getragen. Auch der
Technologiesektor ist endlich dabei, Rohstoffaktien und
Bankaktien legen auch mehr zu, als sie an Korrekturvormittagen
wieder abgeben. Und das in der Woche mit dem heutigen
vierfachen Optionsverfallstag, der für gewöhnlich für große
Volatilität sorgt. Es scheint mir, als gehe den Bären die
Munition aus.
Die US-Gesundheitsreform ist seit einigen Wochen verabschiedet
und deren Umsetzung wird, im Falle einer stärkeren
republikanischen Macht nach den US-Zwischenwahlen im November,
weitaus milder ausfallen als bislang befürchtet.
Die US-Finanzmarktregeln sind ebenfalls verabschiedet, und dort
gilt selbiges wie für die Gesundheitsreform. Und nun haben die
Europäer sich auch auf Basel III einigen können und darin die
jeweils milderen Vorschriften der in der Diskussion
befindlichen Vorschläge aufgegriffen.
Immer wieder werde ich auf ETF-Papiere angesprochen, mit denen
man doch relativ leicht auf ganze Branchen setzen kann ohne
hohe Gebühren zahlen zu müssen. Wenn es sich um endlos laufende
Index-Zertifikate handelt, dann entgeht man als Anleger sogar
dem Risiko der willkürlichen Entscheidungen von Fondsmanagern.
ETFs erfreuen sich, trotz der jüngsten Finanzkrise, wieder
großer Beliebtheit.
Ich verwende ETFs nur in Ausnahmefällen und auch dann nur nach
eingehender Prüfung. Ja, es gibt ETFs, die ich für sinnvoll
halte. Doch häufig, oder sogar meistens, sind ETFs Papiere mit
Eigenschaften, die Sie als Anleger nicht wirklich haben wollen.
Ich möchte zur Veranschaulichung nur zwei kurze Überlegungen
vorstellen:
Viele Ölquellen unserer Erde befinden sich in politischen
Krisengebieten: Nigeria, Venezuela, Irak, ... Wann immer in
einer dieser Krisenregion Probleme auftreten, steigt der
Ölpreis. An der Börse geht man davon aus, dass es künftig
schwerer wird, an das benötigte Öl zu gelangen.
Für Ölkonzerne bedeutet dies, dass sie künftig mehr Geld
ausgeben müssen, um neue Ölquellen zu erschließen. Für sie sind
solche Ereignisse also entweder ein Nullsummenspiel oder führen
sogar zu Verlusten. Dennoch führt ein steigender Ölpreis stets
zu steigenden Kursen von Ölkonzernaktien.
Die wahren Profiteure solcher Ereignisse sind die Dienstleister
der Ölbranche. Die Unternehmen, die nach neuen Vorkommen suchen
und Bohrungen durchführen, eine Bohrinsel aufbauen und in
Betrieb nehmen usw. Auch diese Aktien steigen, wenn es zu
Zwischenfällen in Krisenregionen kommt. Doch sie steigen nicht
um mehr als obige Ölkonzerne.
Ein Öl-ETF enthält gleichermaßen Aktien von Ölkonzernen sowie
Öl-Dienstleistern. Die Auswirkung bestimmter Ereignisse ist für
die beiden Gruppen ziemlich unterschiedlich. Dennoch werden Sie
beobachten können, wie die Aktien beider Gruppen im
Gleichschritt in die gleiche Richtung laufen. Halten Sie das
für sinnvoll?
Ich nicht. Es ist das Ergebnis des Investierens in ETFs: ETF-
Betreiber erhalten je nach Ereignis große Investitionssummen
bzw. entsprechende Gelder werden abgezogen. Diese Zu- und
Abflüsse werden nach einem festen Schlüssel in der Ölbranche
umgesetzt, ungeachtet von etwaigen Entwicklungen die
unterschiedliche Auswirkungen auf Dienstleister und Ölkonzerne
haben.
Mein zweites Beispiel ist die Pharma-Branche: Obama trat mit
dem Versprechen einer großen Gesundheitsreform sein
Präsidialamt an und seither schwebte das Damoklesschwert über
der Pharmabranche. Kein Fondsmanager, kein institutioneller
Anleger hat in den vergangenen Monaten Pharmaaktien
übergewichtet, das wäre vor dem Hintergrund der großen
Ungewissheit unverantwortlich gewesen.
Inzwischen ist die Gesundheitsreform verabschiedet, und in den
nächsten Monaten werden wir die Umsetzung der Beschlüsse
beobachten können. Ich erwarte, dass Pharma-Aktien im
Gleichschritt ansteigen werden, während die Ungewissheit
langsam verschwindet. Dabei wird es kaum einen Unterschied
zwischen den Aktien forschender Pharmakonzerne geben und den
Aktien von Generika-Anbietern.
Es sollte Geld gespart werden, und so wäre es doch nur zu
verständlich, dass Generika-Aktien in den vergangenen Monaten
kräftig hätten ansteigen sollen. Das war aber nicht der Fall,
im Gleichschritt mit der Pharmabranche liefen deren Aktien
weitgehend seitwärts.
Wenn das Investieren in Pharma-Aktien in den kommenden Monaten
wieder hoffähig wird, werden alle Pharmaaktien ansteigen.
Erwarten Sie aber nicht einen Run auf die Generika-Aktien.
Vielmehr werden meiner Erwartung nach Generika-Aktien stets nur
ein ganz klein wenig mehr ansteigen und in Korrekturphasen ein
ganz klein wenig weniger korrigieren. Erst nach einigen Monaten
wird sich dann eine unterschiedliche Performance zeigen. Wer
sich nur Tages- oder Wochencharts anschaut, wird den Eindruck
erhalten, dass die Aktien dort ebenfalls parallel verlaufen.
Warum also mache ich es mir nicht einfach und setze mit dem
Heibel-Ticker stets nur auf ein paar endlos-ETFs? Weil ich der
Ansicht bin, dass ich mit ein wenig Arbeit innerhalb dieser
ETFs die besseren Aktien ausfindig machen kann. Entweder ich
beschäftige mich mit der Branche, dann sollte ich also auch
eine entsprechende Meinung über die Einzeltitel haben. Oder ich
beschäftige mich nicht mit der Branche, dann sollte ich dort am
besten garnicht investieren. ETFs vermitteln eine gefährliche
Sicherheit.
Soweit die Moralpredigt für heute. Schauen wir einmal, was sich
an den Börsen so getan hat:
INDIZES 16.9.10
Dow Jones 10.595 1,7%
DAX 6.250 0,5%
Nikkei 9.626 4,2%
Euro/US-Dollar 1,315 3,4%
Euro/Yen 112,915 5,7%
10-Jahres-US-Anleihe 2,76% 0,0
Umlaufrendite Dt 2,07% 0,2
Feinunze Gold USD $1.281,10 2,7%
Fass Crude Öl USD $79,00 1,7%
Baltic Dry Shipping I 2.737 -8,4%
Kupfer in US$/to 7.808 3,8%
In Japan wurde diese Woche erstmals mit Yen-Verkäufen begonnen.
Wenn das Gegenteil von „Stützungskäufen“ die
„Schwächungsverkäufe“ sind, dann können wir also davon
sprechen, dass die japanische Regierung sich nunmehr auf eine
Politik des schwachen Yens verständigt hat und
Schwächungsverkäufe vornimmt. Der Nikkei hat dies mit einem
kräftigen Kurssprung belohnt, die exportorientierten
japanischen Unternehmen sind kräftig angestiegen.
Das Gold hat heute ein neues Allzeithoch in US-Dollar gemessen
erreicht. Die Euro-Krise in den Gliedern, das überdimensionale
US-Haushaltsbudget vor Augen und die „Schwächungsverkäufe“
Japans lassen Anlegern kaum einen sicheren Hafen innerhalb der
Welt des Papiergelds. Ich erwarte, dass die Goldrallye noch ein
paar Wochen anhalten wird, Ziel 1.350 USD/Unze.
Vielleicht ist ja der von mir vor wenigen Wochen beschriebene
Zusammenhang mit dem Anleihenmarkt für den gleichzeitig
ansteigenden Goldpreis mit den steigenden Aktienbörsen
verantwortlich: Die Rendite deutscher Staatsanleihen ist
kräftig angestiegen, dort wurden offensichtlich Gelder
abgezogen.
Die kurzfristigen Preisschwankungen des Baltic Dry Shipping
Index werden durch die Kupferpreisentwicklung relativiert: Für
mich sieht das konjunkturelle Gesamtbild noch immer sehr rosig
aus.
SENTIMENTDATEN
ANALYSTEN:
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):
Kaufen / Verkaufen
27.08.- 03.09. (136): 56% / 10%
03.09.- 10.09. (131): 54% / 21%
10.09.- 17.09. (127): 48% / 17%
ANALYSTEN KAUF
Lanxess, Total S.A., CAP Gemini
ANALYSTEN VERKAUF
Praktiker Bau, Dt. Postbank, Nokia
PRIVATANLEGER:
35. KW 2010: 72% Bullen (72 Stimmen)
36. KW 2010: 64% Bullen (73 Stimmen)
37. KW 2010: 53% Bullen (66 Stimmen)
Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 6.230
PRIVATANLEGER KAUF
Infineon, Intel
PRIVATANLEGER VERKAUF
Credit Agricole, Alcatel-Lucent
Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt: http://www.sharewise.com?heibel
Die Marktindizes notieren an wichtigen Widerständen und haben
einen Ausbruch nach oben noch nicht vollzogen. Wie immer am
oberen Rand einer Handelsspanne, die sich über mehrere Monate
behaupten konnte, werden die Anleger sowie auch die Analysten
nun wieder pessimistischer, die Stimmung sinkt. Als
optimistischer Mensch sehe ich darin die Voraussetzung, die
Widerstände zu überwinden. Je länger wir an den Widerständen
verharren, während gleichzeitig der Pessimismus steigt, desto
größer wird die Chance für einen Ausbruch nach oben.
Eine etwas breitere Marktbetrachtung nehme ich im folgenden
Kapitel vor.
==============================================================03. AUSBLICK: TECH-SEKTOR MIT ÜBERRASCHEND GUTEN MELDUNGEN
==============================================================
Der Ausblick bleibt den zahlenden Abonnenten des
Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis
dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen
Dienst nicht aufrecht erhalten.
==============================================================04. DEPOTCHECK: ARCELOR MITTAL, GAGFAH, LUKOIL, ING, ENEL
==============================================================
Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem
Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei
plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut
schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit
einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße
gestellt.
Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den 5 größten
Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die
einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in
denen sie wirtschaften. Schicken Sie mir Ihre 5 größten
Positionen an Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte
unterschreiben Sie mit Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie
leben. Diese Information wird dann veröffentlicht.
=================
FRAGE:
Hallo Herr Heibel,
ich finde gerade Ihre Analysen zu den übergeordneten
Ereignissen sehr treffend. Interessant finde ich auch, wie
aktuelle Nachrichten so interpretiert werden, dass sie zur
Charttechnik passen. Meiner Meinung nach funktioniert die
Charttechnik vorallem deshalb, weil so viele Trader an Sie
glauben und entsprechend handeln.
Ich würde gerne die aktuell günstigen Bewertungsniveaus für
eine Aufstockung meines Depots nutzen. Vermutlich haben Sie in
diesen turbulenten Tagen kaum Zeit, eine Analyse zu erstellen.
Falls doch, wäre ich über Ihre Meinung zu diesen fünf Titeln
sehr dankbar:
Arcelor Mittal
Gagfah
Lukoil
ING
Enel
Viele Grüße aus Kaarst, Andreas
ANTWORT:
Ja, als Sie die E-Mail im Mai an mich schrieben, war es
tatsächlich turbulent. Erst jetzt in den Sommerwochen komme ich
dazu, Liegengebliebenes abzuarbeiten. Die Bewertungsniveaus
haben sich jedoch zwischenzeitlich kaum verändert.
ARCELOR MITTAL
Der Aktienkurs des weltgrößten Stahlproduzenten ist aufgrund
der aufkommenden Konjunktursorgen kräftig eingebrochen. Vor der
Wirtschaftskrise 2008 stand die Aktie noch über 60 Euro, Anfang
2009 hatte das Unternehmen drei Viertel des Wertes verloren.
Die aktuell aufkommenden Sorgen haben den Kurs im Frühjahr von
35 auf 22 Euro zurückgeholt. Somit liegt das KGV 2010e nun bei
12, die Dividendenrendite ist bei mäßigen 2,4%. Der
Schuldenstand ist gering, das Unternehme ist optimistisch für
die Zukunft.
Auch ich erwarte, dass sich die Konjunktursorgen als überzogen
herausstellen und nehme an, dass der Stahlpreis in den
kommenden Monaten weiter anziehen wird, was zu einem weiteren
Gewinnanstieg führen sollte. Das KGV 2011e liegt damit dann
schon bei 8, bei knapp 10% Umsatzwachstum ist das ein günstiges
Niveau für einen Weltmarktführer.
GAGFAH S.A.
Mit Schwerpunkt in Berlin und Dresden ist Gagfah die größte
deutsche börsennotierte Immobiliengesellschaft. Doch das
Unternehmen hat sich Luxemburg als Standort ausgesucht, daher
die Rechtsform S.A. 6 Mrd. Euro an Krediten müssen in den
nächsten drei Jahren refinanziert werden. Vor wenigen Tagen gab
das Unternehmen bekannt, die Dividende um 0,20 auf 0,60 Euro zu
kürzen, um in eine bessere Verhandlungsposition bei den neuen
Kreditverträgen zu kommen. Das ist ein sinnvoller Schritt, war
von Analysten jedoch schon seit langem angemahnt worden - die
Dividende wurde in der Vergangenheit nicht aus dem freien
Cashflow gezahlt, sondern aus Reserven, die nun aufgebraucht
sind.
Die angespannte Finanzsituation zeigt sich auch im Verkauf
einer Reihe von Immobilien. Dadurch sinken die Mieteinnahmen,
der Gewinn konnte allerdings recht stabil gehalten werden. Für
das laufende Jahr wird ein KGV von 14 erwartet. Bei
rückläufigem Umsatz und einer schrumpfenden Dividende ist das
ein stolzes Kursniveau. Doch noch immer beträgt die
Dividendenrendite über 10%. Dies spiegelt zwar die Ambitionen
des Unternehmens wieder, als Cashcow eine hohe Dividende
auszuschütten. Doch durch die jüngste Dividendenkürzung dürfte
das Vertrauen der Anleger zunächst einmal gestört sein. Ich
würde also sagen: Attraktiver Dividendentitel mit hohem Risiko.
LUKOIL
Der russische Ölkonzern weist noch immer exorbitante
Wachstumsraten aus (2010 Umsatzplus von 19%!) und notiert
dennoch nur auf einem KGV von 5. Gleichzeitig bietet das
Unternehmen noch eine Dividendenrendite von 3,4%. Doch allein
die Zahlen geben nicht das ganze Bild des Unternehmens wieder.
ConocoPhilips hat in den vergangenen Wochen seine Anteile an
Lukoil verkauft, Lukoil selbst hat die Anteile zu einem Teil
aufgekauft. Dadurch erhöht sich der Schuldenstand des
Unternehmens, der jedoch, absolut betrachtet, noch immer sehr
niedrig ist. Wer dem russischen Wirtschaftssystem vertraut, der
kann Lukoil als günstige Aktie betrachten.
Ich fürchte besonders bei Russland stets Staatseingriffe, die
teils zum Vorteil, teils zum Nachteil des Unternehmens sind,
jedoch stets unberechenbare Auswirkungen haben können. Daher
ist Lukoil trotz des niedrigen Bewertungsniveaus, der hohen
Dividende und der guten Wachstumsaussichten für mich höchstens
eine spekulative Position.
ING GROEP
Die holländische Bank wurde 2008 von der Regierung gerettet.
Und auch in der Euro-Krise hat das Unternehmen nicht gerade
eine gute Figur gemacht, das Engagement in griechischen und
portugiesischen Regierungsanleihen wurde im abgelaufenen
Quartal von 1,9 bzw. 1,4 Mrd. Euro resp. auf je 800 Mio. Euro
zurückgefahren. Ich nehme an, dass die ING Groep in der EZB
einen potenten Abnehmer gefunden hat, so dass die Verluste aus
diesem Geschäft auch diesmal nicht bei der Bank landeten. Das
Ergebnis, das am 11. August veröffentlicht wurde, zeigte
zumindest wieder ein funktionierendes Bankgeschäft. Der
Quartalsgewinn betrug 1,09 Mrd. Euro.
Auflage der Staatshilfen aus dem Jahr 2008 war die Trennung des
Versicherungsgeschäfts aus dem Konzern. Zum Jahresende soll es
soweit sein, und im Rahmen der Trennung hat die ING Groep
bereits einen Verlust von 150 Mio. Euro eingerechnet. So steht
das Unternehmen nun wieder recht gut da. Die Risikorücklagen
werden in den nächsten Quartalen weiter reduziert werden, die
Gewinne aus dem Bankgeschäft sollten meiner Einschätzung nach
nachhaltig sein. Das KGV von 7 ist in Ordnung.
Die Ausgliederung und der Verkauf der Versicherungssparte setzt
das Unternehmen dennoch in den kommenden Monaten unter Druck
und ich würde einen Kursanstieg nicht vor einer endgültigen
Lösung dieser Geschichte erwarten. Für diese Position brauchen
Sie, wie bei vielen anderen Finanztiteln derzeit auch, Geduld.
ENEL
Die Italiener sind Europas zweitgrößter Energiekonzern mit
einer Dividendenrendite von 7,1%. Das KGV von 8 ist für diesen
Dividendentitel weniger wichtig. Umsatz und Gewinn sind stabil,
politische Streitereien wie derzeit in Deutschland belasten den
Aktienkurs stets nur kurzfristig. Aber es geht hier ja um die
Dividende und nicht um den Aktienkurs. Als Dividendentitel ist
Enel also eine gute Wahl.
KORRELATIONSANALYSE
Wtl.
MT GFJ.de LUK.f ING ENL.de
MT 1,00 0,58 0,43 0,64 0,52
GFJ.de 0,58 1,00 0,40 0,63 0,43
LUK.f 0,43 0,40 1,00 0,49 0,39
ING 0,64 0,63 0,49 1,00 0,63
ENL.de 0,52 0,43 0,39 0,63 1,00
Tgl.
MT GFJ.de LUK.f ING ENL.de
MT 1,00 0,31 0,22 0,78 0,56
GFJ.de 0,31 1,00 0,41 0,44 0,37
LUK.f 0,22 0,41 1,00 0,36 0,19
ING 0,78 0,44 0,36 1,00 0,56
ENL.de 0,56 0,37 0,19 0,56 1,00
Die ING Groep korreliert insbesondere aus langfristiger Sicht
mit einer ganzen Reihe von Aktien, die ebenfalls mittelbar am
Tropf der Finanzkrise hingen: Die Stahlbranche erlitt 2008
einen Auftragseinbruch, da die Zahlungsabwicklung erschwert
wurde. Gagfah ist als Immobiliengesellschaft stark abhängig vom
Zinsniveau und von der Verfügbarkeit günstiger Kredite. Enel
schiebt einen riesigen Schuldenberg vor sich her und hängt
somit ebenfalls am Tropf der Kreditmärkte. Für ein langfristig
ausgerichtetes Portfolio wäre mir dies zuviel Abhängigkeit der
Finanzmärkte.
Sie haben einen Stahlkonzern (ArcelorMittal), eine
Immobiliengesellschaft (Gagfah), einen Ölkonzern (Lukoil), eine
Bank (ING) und einen Energiekonzern (ENEL). Für meinen
Geschmack besteht hier zuviel Verwandtschaft der Stahl-, Öl-
und Energiebranche. Ein steigender Ölpreis hemmt die
Stahlbranche, auch die Energiebranche kann Preiserhöhungen nur
durch einen langwierigen politischen Prozess durchsetzen.
Mit einem russischen Unternehmen (Lukoil), einem indischen
Unternehmen (ArcelorMittal) und mehreren europäischen
Unternehmen (ING Holland, ENEL Italien und Gagfah Deutschland)
fehlt Ihnen vielleicht noch ein amerikanisches Unternehmen.
FAZIT
Ich würde mir überlegen, ob die ING Groep so gut in das
Portfolio passt. Alternativ würde ich mir noch ein US-
Technologieunternehmen aussuchen.
Ich hoffe, ich konnte ein paar Denkanstöße geben.
===============================================================05. LESERFRAGE: PROCTER & GAMBLE, SOLON
===============================================================
Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.
=================
FRAGE:
Hallo Herr Heibel,
erstmal vielen Dank für Ihre zumeist (und auch künftig
hoffentlich) treffende Analyse des Wirtschafts- und
Börsengeschehens, ich hoffe, Ihre junge Familie wird Sie mit
neuen Ideen beflügeln (Aktien für Windeln oder so, Procter und
Gamble vielleicht ;-) ?
Ich hätte heute eine vielleicht etwas spezielle Frage. Schon
vor längerer Zeit habe ich mir ein paar SOLON-
Wandelschuldverschreibungen in's Depot genommen. Heute stehen
diese bei 39,80, die Aktie dagegen nur bei etwas über 4 Euro.
Umwandlung derzeit in Aktien macht gar keinen Sinn. Wenn ich
aber die Anleihe behalte, wird sie 2012 zu 100 % zurückgezahlt.
Die Geschäftsaussichten für SOLON stehen m.E. nicht schlecht.
Finden Sie, es könnte ein Schnäppchen werden, nochmal in die
Anleihe zu investieren oder sollte man lieber die Finger davon
lassen – was spräche dagegen?
Herzliche Grüße aus München, Roland
ANTWORT:
Procter & Gamble hat sicherlich im Bereich der Pampers einen
Gewinnschub verspürt, wenn ich mir vor Augen halte, wie viel
Zeit ich am Wickeltisch verbringe ;-) Ich bin jedoch nicht mehr
so sicher, ob Markenprodukte für die Zukunft die richtige
Strategie sind: Inzwischen werden einfache Produkte weltweit
mit vergleichbarer Qualität produziert und aufgrund der
weltweit angespannten finanziellen Lage in der Mittel- und
Unterschicht (die Gewinne der Unternehmen werden derzeit kaum
an die Angestellten weitergegeben) kann ich mir durchaus
vorstellen, dass die Masse künftig für No-Name-Produkte
empfänglicher wird. Ja, Pampers sind etwas besser als
vergleichbare No-Name-Produkte, doch ob das den doppelten Preis
wert ist...?
Selbiges gilt folglich auch für Unilever und Henkel.
Solon ist in meinen Augen immer noch ein riskantes Unternehmen.
Die Solarbranche befindet sich vor einer Konsolidierungswelle
und ich könnte mir gut vorstellen, dass der Preisdruck in den
nächsten Jahren weiter zunimmt. Solon hinkt der preislichen
Entwicklung stets hinterher und könnte so erneut (wie in den
vergangenen Jahren) in Liquiditätsschwierigkeiten geraten. Ich
würde also mein Engagement in Solon nicht erhöhen, da gibt es
bessere Anleihen mit besseren Renditen und in meinen Augen
solideren Unternehmen, wie im Heibel-Ticker vorgestellt.
==============================================================06. BEOBACHTETE WERTE
==============================================================
Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.
==========
Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hinein schauen.
Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.
Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.
Unter „Änd“ steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche“ steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf.“ steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
NK – Nachkaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL - Stopp Loss
KL - Kauflimit oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.
Auch dieses Kapitel bleibt den zahlenden Abonnenten des
Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis
dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen
Dienst nicht aufrecht erhalten.
==============================================================
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibelhttp://heibel-ticker.de
mailto:info/at/heibel-ticker/./de
==============================================================07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
==============================================================
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung
der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
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Heibel-Ticker Ende
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