ADVFN Logo ADVFN

Trends

Toplisten

Es scheint, dass du nicht eingeloggt bist.
Klicke auf den Button unten, um dich einzuloggen und deine zuletzt angesehenen Aktien zu sehen.

Hot Features

Registration Strip Icon for monitor Überwachen Sie mehrere Echtzeitkurse von führenden Börsen wie NASDAQ, NYSE, AMEX, Bovespa und mehr.

Forumsübersicht

Neues Thema

Forum aktualisieren

Gefilterte User

Gebannte User

Meine BB Alerts

Mein Profil

Suche

Heibel-Ticker 10/38 - Petrobras Mit Größter Aktienemission Aller Zeiten: 70 Mrd. (DAX)

- 27.9.2010 16:22
HeibelTicker Total posts: 88 - Mitglied seit: 29.1.2010

Heibel Ticker

Börseninformationen verständlich aufbereitet

Wichtiger, als den neuesten "heißen Tipp" aufzuschnappen und Börsenentwicklungen hinterherzulaufen ist es, die Finanzwelt zu verstehen. So erkennen Sie neue Trends frühzeitig und können rechtzeitig Ihr Vermögen entsprechend investieren. Seit 1988 verfolgt Stephan Heibel aktiv das Börsengeschehen und erforscht stets die wahren Hintergründe von Kursbewegungen. Gründe, die Sie nur selten in den Massenmedien hören, geschweige denn verständlich aufbereitet bekommen. Vielleicht ist es sein Wesen als Diplom Volkswirt, dass er Zusammenhänge so lange durchleuchtet, bis eine schlüssige Erklärung erzielt wurde. Vielleicht ist es sein Interesse an seinen Mitmenschen, das ihn motiviert, verständliche Formulierungen zu finden.

"Es waren meine Leser, die mich seit meinen ersten, damals noch kostenfreien, Publikationen 1998 im größten deutschsprachigen Aktiennewsletter im Dialog durch Motivation und konstruktive Kritik dafür begeistert haben, Börseninformationen zu erstellen. Durch den direkten Kontakt mit meinen Lesern kenne ich Ihre vielfältigen Probleme und Fragen und kann so gezielt die Antworten finden."

Stephan Heibel
www.heibel-ticker.de



Kommentarliste
1 Kommentare
1
1 von 1 - 27.9.2010 16:24
HeibelTicker Total posts: 88 - Mitglied seit: 29.1.2010
______________________________________________

H E I B E L - T I C K E R S T A N D A R D

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -

______________________________________________

DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428

5. Jahrgang - Ausgabe 38 (24.09.2010)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)

I N H A L T

01. INFO-KICKER: VERSCHNAUFPAUSE AN DEN BÖRSEN
02. SO TICKT DIE BÖRSE: PETROBRAS: WELTGRÖSSTE AKTIENEMISSION
03. AUSBLICK: NACHRUF FÜR DELL & HP
04. WUNSCHANALYSE: AKAMAI
05. KOLUMNENTICKER: STAHLBRANCHE VOR VERSCHNAUFPAUSE
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE

==============================================================
01. INFO-KICKER: VERSCHNAUFPAUSE AN DEN BÖRSEN
==============================================================

Liebe Börsenfreunde,

70 Mrd. USD hat der brasilianische Ölkonzern gestern
eingesammelt, die größte Aktienemission der Geschichte. Damit
will das Unternehmen Tiefseeöl vor der Küste Brasiliens
erschließen – kurz nach dem Tiefseeunglück von BP in der
Karibik scheint das ziemlich irrwitzig. Im heutigen Kapitel 02
zeige ich, warum dem Unternehmen die neuen Aktien aus der Hand
gerissen wurden.

Im Ausblick habe ich einen Nachruf für Dell und HP verfasst.
Die beiden Unternehmen haben zum zweiten Mal die Zeichen der
Zeit verkannt, und nachdem sie nach ihrem ersten Fehler noch
eine zweite Chance erhielten, bin ich nun der Auffassung, dass
es keine dritte Chance mehr geben wird. Auch Intel, Texas
Instruments, Sandisk und AMD gehören in meinen Augen zu den
gefährdeten Unternehmen der nächsten Jahre.

Darüber hinaus habe ich die Kapitalerhöhung der Deutschen Bank
nochmals genauer betrachtet, sowie eine Meinung zum
Übernahmeangebot an die Postbankaktionäre ausgearbeitet.

Die heutige Wunschanalyse behandelt einen alten Bekannten mit
schwer verständlichem Geschäftsmodell. Ich habe Akamai einmal
aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, um Ihnen zu
veranschaulichen, warum dieses Unternehmen quasi ohne
Konkurrenz agieren kann.

Im Kolumnenticker habe ich mir die jüngsten Entwicklungen auf
den Stahlmärkten angeschaut. Interessante Entwicklungen, die
jedoch bei näherer Betrachtung nicht gerade einen Einstieg in
entsprechende Aktien nahelegen – im Gegenteil. Sie merken es,
in der heutigen Ausgabe stelle ich zwar eine Menge
interessanter Titel vor, doch zum Investieren ist derzeit nicht
der richtige Zeitpunkt. Mehr dazu im Kapitel 05.

Wie immer gibt es wichtige Updates und Aktualisierungen zu
unseren offenen Positionen in Kapitel 06.

Die PDF-Version dieser Ausgabe wird Ihnen ab morgen früh im
Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung stehen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/hts100924.pdf

Ich wünsche eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.

==============================================================
02. SO TICKT DIE BÖRSE: PETROBRAS: WELTGRÖSSTE AKTIENEMISSION
==============================================================

PETROBRAS: GRÖSSTE AKTIENEMISSION ALLER ZEITEN

2007 hat der brasilianische Ölkonzern Petrobras vor der Küste
Brasiliens Ölvorkommen in der Tiefsee entdeckt. Seither sind
eine ganze Reihe weiterer Ölfelder nachgewiesen worden, und
Petrobras arbeitet fieberhaft an der Technologie, die zur
Förderung der riesigen Ölvorkommen erforderlich ist.

Doch das kostet Geld. Viel Geld. Zum einen muss Petrobras eine
Genehmigung für die Ölförderung bei der brasilianischen
Regierung einkaufen. Zum anderen muss kräftig in Technologie
und Infrastruktur investiert werden. Und all das in Zeiten, da
weltweit ein Schwenk zu regenerativen Energien vollzogen wird,
oder?

Zumindest sollte man das meinen, insbesondere nachdem das BP-
Unglück in der Karibik in diesem Sommer nochmals deutlich
gemacht hat, dass Öl nicht nur viel CO2 in die Umwelt
schleudert, sondern auch bereits in der Beschaffung sehr
gefährlich sein kann.

Doch wie so häufig kommt es erstens anders und zweitens als man
denkt. Das Unglück in der Karibik hat bestenfalls dazu geführt,
dass Investoren bewusst wurde, wie teuer die notwendige
Technologie sein würde. Sicherheitsvorschriften wurden erhöht,
und anstelle von schrumpfenden Gewinnmargen bei Ölkonzernen
steigt der Ölpreis an.

Und weil die Industriestaaten weltweit inzwischen knapp bei
Kasse sind, wird die Förderung regenerativer Energien auf die
lange Bank geschoben, vielmehr sucht man nach günstigeren
Alternativen, um die Kosten der Energieversorgung mittelfristig
im Rahmen zu halten. In Deutschland erlebt die Atomenergie eine
Renaissance. In den USA sind die Umweltpläne von Obama kaum
noch zu hören. Und mangels Förderung der Alternativen zum Öl
kann sich diese Energiequelle ungehindert auf ein neues
Preisniveau schwingen – wer hätte vor drei Jahren geglaubt,
dass wir uns an einen Ölpreis über 70 USD/Fass gewöhnen können?
Und wo sind die vielen abgemeldeten Autos, deren Halter gegen
einen Benzinpreis über 2,50 DM/Liter Sturm laufen?

Die größte Aktienemission aller Zeiten kommt zudem zu einem
Zeitpunkt, da Staaten nicht mehr als sicher gelten. Zumindest
die extrem niedrige Verzinsung der Staatsanleihen wird von
vielen Anlegern nicht mehr als ausreichend angesehen, das
Risiko einer Inflation, eines Zahlungsausfalls etc.
aufzuwiegen. Alternativen sind rar, da kommt eine
Aktienemission eines Ölkonzerns aus einem politisch inzwischen
recht stabilen Land sehr gelegen.

Die Finanzmärkte hatten gestern kein Problem, die 70 Mrd. USD
für die neuen Aktien aufzubringen. Seit Wochen schon berichtet
die brasilianische Notenbank von großen Zahlungsströmen ins
Inland. Institutionelle Anleger haben große Summen nach
Brasilien transferiert, um sich für diese Emission zu rüsten.
Der brasilianische Real legte dadurch knapp 5% an Wert zu.

Bei der Beurteilung einer Anlage in Petrobras betrachte ich
zwei recht allgemeine Ansätze: Zum einen den Turmbau zu Babel
und zum anderen die linke brasilianische Regierung.

Der Turmbau zu Babel ist Sinnbild für den Größenwahn von
Menschen am Zenit einer Entwicklung. Das Empire State Building
wurde kurz vor der Weltwirtschaftskrise 1929-1932 geplant und
in Auftrag gegeben. Ähnliche Mega-Projekte in der ganzen Welt
haben immer wieder den Zenit einer Entwicklung markiert, es
folgte die Ernüchterung.

So ist es zumindest eine Überlegung wert, ob die gigantische
Summe von 70 Mrd. USD nicht ebenfalls einen Zenit am Ölmarkt
markiert. Zumal mit den 70 Mrd. USD gerade einmal das
eingesetzte Eigenkapital finanziert wird, insgesamt gehen
Analysten von einem Investitionsvolumen von weit über 200 Mrd.
USD aus.

Ein weiterer Punkt, der Anleger stutzig machen wird, ist die
Beteiligung der brasilianischen Regierung an Petrobras. Im
Rahmen der Aktienemission hat das Land seine Beteiligung auf
48% erhöht, Petrobras ist damit fast zur Hälfte verstaatlicht.
„Bezahlt“ wurde diese Anteilserhöhung durch die Erteilung der
Erlaubnis, 5 Mrd. Fässer Öl aus der Tiefsee zu fördern. 42,5
Mrd. USD der 70 Mrd. USD Kapitalerhöhung sind dem Unternehmen
also nicht in bar zugeflossen, sondern wurden gegen das
Förderrecht eingetauscht.

Zur Finanzierung der notwendigen Investitionen in der
Gesamthöhe von über 200 Mrd. USD erwarten Analysten die Ausgabe
von Unternehmensanleihen, die durch eine attraktive Verzinsung
die erwarteten Gewinne je Aktie schmälern würden.

Es handelt sich also um ein gigantisches Projekt, dessen, in
der Zukunft auftretende Probleme, heute noch kaum abgesehen
werden können. Ich erwarte daher, ganz grob gesagt, die
folgende Entwicklung:

Kurzfristig wird nun die Euphorie über die gelungene
Kapitalerhöhung Oberhand gewinnen und die Aktie könnte
tatsächlich ein wenig zulegen. Es wird Berechnungen geben, wie
viel Öl aus der Tiefsee geholt werden kann, was dafür an Kosten
anfallen könnte und zu welchem Preis das Öl verkauft werden
kann. Daraus wird, auch unter Einberechnung vieler
Unsicherheitsfaktoren, noch immer ein dicker Gewinn für
Petrobras abgeleitet, was der Aktie Beine machen sollte.

Doch wie wir hier in Hamburg am Bau der Elbphilharmonie
erleben, sind selbst die pessimistischsten Erwartungen für
solche gigantischen Projekte häufig nicht pessimistisch genug.
Im Verlauf der nächsten Monate und Jahre werden Probleme
aufkommen, die zu exorbitant hohen Mehrkosten führen.

Zudem wird in den nächsten Tagen Präsident Lula durch einen
Nachfolger abgelöst, vermutlich ebenfalls ein weiterer
Linkspolitiker. Während Lula eine für linke Verhältnisse
ordentliche Wirtschaftspolitik betrieben hat, ist es natürlich
niemals sicher, wie lange sich der Staat vor einem Zugriff auf
lukrative Gewinne halb-staatseigener Konzerne zurückhalten
wird. Unternehmen, die den Staat als Großaktionär im Boot
haben, gehen zwar selten Pleite, doch die Gewinne wachsen nicht
in den Himmel.

Und während wir derzeit eine Rückbesinnung auf Öl und
Atomenergie haben, wird auch dieser Trend nicht über mehrere
Jahre anhalten. Ich denke, dass insbesondere die
Automobilindustrie in den nächsten Jahren die Abhängigkeit vom
Öl vermindern wird.

Also kurzfristig hoch, mittelfristig runter und langfristig ...
werden die Schwellenländer dafür sorgen, dass die
Öleinsparerfolge der Industrieländer und der Schwenk zu
regenerativen Energien nicht ausreichen werden, einen weiteren
Anstieg der Nachfrage nach Öl aufzuhalten. Und somit wird
Petrobras meines Erachtens langfristig zu einem der größten
Ölkonzerne aufsteigen. Die technischen Probleme bei der
Ölförderung in der Tiefsee werden gelöst, egal was es kostet,
und damit wird Petrobras in fünf bis zehn Jahren zu den
Ölkonzernen mit den größten Ölreserven gehören.

Bleibt also die wichtigste Frage: Sollte man die Aktien nun
kaufen oder nicht? Für die Beantwortung dieser Frage schaue ich
mir die Dividendenrendite an. Diese beträgt 3,6%. Ich würde
sagen, dafür kann man schon ein paar Jahre abwarten und
auftretende Probleme aussitzen.

Genau wie bei der Aktienplatzierung der Deutschen Bank wird es
auch bei Petrobras dazu führen, dass die zur Verfügung stehende
Liquidität für neue Aktienkäufe austrocknet. Der Aktienkurs
dürfte für einige Tage unter Druck geraten. Wer einen sehr
langen Atem hat und sich mit der Dividendenrendite von 3,6%
zufrieden gibt, der kann meines Erachtens Petrobras als einen
Depotbestandteil ins Auge fassen.

Ich würde mir die Vorzugsaktien mit der WKN 615375 anschauen,
dort gibt es ausreichend Handel. Für den Heibel-Ticker PLUS
passt Petrobras nicht ins Portfolio, wir haben schon andere
Aktien, die am Energiepreis hängen. Außerdem wird mir beim
Turmbau zu Babel schwindelig.


WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES 23.9.10

Dow Jones 10.662 0,6%
DAX 6.184 -1,1%
Nikkei 9.471 -1,6%
Euro/US-Dollar 1,332 1,3%
Euro/Yen 112,84 -0,1%
10-Jahres-US-Anleihe 2,56% -0,2
Umlaufrendite Dt 2,05% 0,0
Feinunze Gold USD $1.295,70 1,1%
Fass Crude Öl USD $77,90 -1,4%
Baltic Dry Shipping I 2.461 -10,1%
Kupfer in US$/to 7.924 1,5%

Der September wird seinem schlechten Ruf eines Crash-Monats
nicht gerecht, selbst wenn nach den kontinuierlichen
Kursanstiegen der vergangenen Wochen nunmehr eine kleine
Verschnaufpause eingelegt wird. Besonders auffällig ist diese
Woche der feste Euro, der gegenüber dem US-Dollar um 1,3%
zulegen konnte und mit 1,332 USD/EUR an wichtige Widerstände
herangelaufen ist. Ich werde in den nächsten Tagen ein
besonderes Augenmerk auf diesen Wechselkurs haben.

Parallel zum US-Dollarverfall steigt der Goldpreis an. In Euro
gerechnet hat sich beim Goldpreis diese Woche nicht viel getan,
dennoch finden Sie auch in der deutschen Presse dutzende
Artikel mit Überschriften wie „Goldpreis auf neuem Allzeithoch“
– gemeint ist damit stets der Goldpreis in US-Dollar.

Sie kennen mein Ziel für das Gold: 4.000 USD/Unze. Die Ursache
im weiter ansteigenden Goldpreis ist sicherlich auch im Mangel
an Alternativen zu suchen, nicht umsonst konnte die größte
Aktienemission der Geschichte mit 70 Mrd. USD Volumen
problemlos platziert werden. Nicht umsonst notieren die
Renditen von Staatsanleihen vieler Staaten mit fraglicher
Solvenz auf Rekordtiefs. Liquidität ist mehr als genug
vorhanden, es ist nun nur eine Frage, welche Anlageklassen in
welcher Reihenfolge steigen.


SENTIMENTDATEN

ANALYSTEN:
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):

Kaufen / Verkaufen
03.09.- 10.09. (131): 54% / 21%
10.09.- 17.09. (127): 48% / 17%
17.09.- 24.09. (157): 54% / 14%

ANALYSTEN KAUF
Roche, Lufthansa, KabelDeutschland

ANALYSTEN VERKAUF
RWE, Dt. Telekom, Royal Bank of Scotland

PRIVATANLEGER:
36. KW 2010: 64% Bullen (73 Stimmen)
37. KW 2010: 53% Bullen (66 Stimmen)
38. KW 2010: 54% Bullen (64 Stimmen)
Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 6.253

PRIVATANLEGER KAUF
Deutsche Bank, Adobe Systems, Washington Mutual

PRIVATANLEGER VERKAUF
Balda

Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt: http://www.sharewise.com?heibel

Die Stimmung hat sich gegenüber der vergangenen Woche deutlich
aufgehellt. Insbesondere die Analysten haben eine ganze Reihe
von Kaufempfehlungen ausgegeben. Privatanleger hingegen haben
ihren überschwänglichen Optimismus der Vorwochen korrigiert,
bleiben aber zuversichtlich.

Ich denke, dass insbesondere die beiden Mega-Platzierungen der
Deutschen Bank sowie von Petrobras dafür verantwortlich sind,
dass die Stimmung unter Anlegern optimistisch ist. Ein Markt,
der so große Aktienplatzierungen problemlos aufnehmen kann, der
verfügt nach weit verbreiteter Meinung auch über ausreichend
Liquidität für baldige Kurssteigerungen.

Ob ich dieser Betrachtungsweise zustimme und wie ich derzeit
die Situation insbesondere der Deutschen Bank sehe, werde ich
im nächsten Kapitel ausführen. Dort werde ich auch einen
Nachruf auf Dell und Hewlett Packard formulieren, zwei
Giganten, an die sich in fünf Jahren kaum noch jemand erinnern
wird. Die Gründe dafür lesen Sie im nächsten Kapitel.

==============================================================
03. AUSBLICK: NACHRUF FÜR DELL & HP
==============================================================

Der Ausblick bleibt den zahlenden Abonnenten des
Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis
dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen
Dienst nicht aufrecht erhalten.


==============================================================
04. WUNSCHANALYSE: AKAMAI
==============================================================

HD-VIDEOSTREAMING AUF IHREM RECHNER

Wie schafft es die Deutsche Telekom, ein in Südamerika
abgelegtes Urlaubsvideo auf den dortigen YouTube-Servern so
schnell in Ihr Wohnzimmer zu transportieren, dass Sie fast
umgehend mit dem Videoschauen beginnen können, sobald Sie eine
entsprechende Auswahl getroffen haben? Gar nicht. So mächtig
die Deutsche Telekom in Deutschland auch sein mag, sie ist
nicht auf der ganzen Welt präsent.

Und sie sucht auch nicht kontinuierlich das weltweite Internet
dahingehend ab, was Sie als nächstes aufrufen könnten.

Solche Dinge tut jedoch Akamai. Damit haben wir das derzeit
zerstörerischste Gerücht gegen Akamai bereits enttarnt: Weder
die Deutsche Telekom, noch AT&T, Verizon oder auch Telefonica
haben ein weltweites Netzwerk von Rechenzentren aufgebaut, um
einen entsprechend schnellen Abruf großer Datenmengen
sicherzustellen. Gerade das wird jedoch derzeit an der Börse
als möglicher Killer des Akamai-Erfolges gespielt. Doch mehr
dazu weiter unten.

Wenn Sie bei Ihrem Internet-Browser die Statusleiste am unteren
Bildrand eingeschaltet haben, dann werden Sie beim Aufrufen von
Internetseiten nicht selten kurzzeitig die Server von
akamai.com angezeigt bekommen, da diese weltweit einen
beachtlichen Teil des Datenverkehrs transportieren. Unter
Technikfreaks ist Akamai wohlbekannt, das Unternehmen hat
immerhin eine Marktkapitalisierung von 7 Mrd. Euro erreicht, so
viel wie unser DAX-Titel Henkel. Und nicht umsonst hat sich
eine Mehrheit von Ihnen für die Analyse dieses Titels
entschieden. Für die meisten ist Akamai jedoch ein völlig
unbekanntes Unternehmen.

Angefangen hat Akamai vor rund 10 Jahren tatsächlich mit der
einfachen jedoch kostspieligen Idee, die Daten näher am Nutzer
zu speichern. Weltweit baute das Unternehmen Rechenzentren auf
und speicherte Internetseiten, die häufig abgerufen wurden,
redundant auf den Rechnern, die am nächsten bei den Nutzern
standen. Dadurch beschleunigte sich der Seitenaufbau bei Ihnen
zu Hause und Sie haben die Seiten, die schnell verfügbar waren,
häufiger aufgerufen. Insbesondere bei internationalen Seiten
waren die Unterschiede groß.

Heute ist die Internetseite keine große Herausforderung mehr.
Heute kümmert sich Akamai um Videostreaming, also das
reibungslose Abspielen von Videos über das Internet, um das
Herunterladen von großen Dateien wie Software, Updates,
Dokumentationen etc. und um die Verfügbarkeit von Web
Applikationen, also zentral administrierten kleinen
Progrämmchen, die dezentral weltweit von verschiedenen Rechnern
aufgerufen werden.


CLOUD COMPUTING ODER DER ZENTRALISIERUNGSTREND

Insbesondere für Firmennetzwerke ist letztere Funktion der
letzte Schrei, die große Herausforderung. Wenn ein Unternehmen
wie Siemens weltweit auf über 100.000 Rechnern das Microsoft
Office Paket am Laufen hat, dann ist dafür ein sehr großer
administrativer Aufwand erforderlich. Wenn nun aber Microsoft
Office zentral installiert werden kann und dezentral aufgerufen
wird, dann reicht eine Admi-Mannschaft, die sich irgendwo um
die stets aktuelle Version kümmert. Voraussetzung dafür ist
jedoch ein extrem schnelles Datennetz, so dass der dezentrale
Aufruf durch den Mitarbeiter am andern Ende der Welt nicht zu
langen Wartezeiten führt.

Irgendwann reichen die dicksten Leitungen und größten Server
nicht mehr aus, um die dafür erforderliche Datenmenge hin und
her zu schieben. Es sind intelligente Lösungen gefragt, die den
Datenaustausch optimieren. Hier hat Akamai 87 Patente, mit
denen das Unternehmen sicherstellt, dass redundante Daten nicht
zu Inkonsistenzen führen. Daten, die also doppelt an
verschiedenen Stellen vorgehalten werden, müssen gleich
bleiben, selbst wenn an einer Stelle gerade eine Änderung
vorgenommen wird.

Audi, IBM, Cathey Pacific und nicht zu unterschätzen Apple
gehören zu den Kunden von Akamai. Diese Unternehmen haben nicht
das Problem einer fehlenden Infrastruktur an weltweiten
Serverfarmen, sie haben das Problem der fehlenden Software, wie
der weltweite Datenstrom sinnvoll verwaltet und verschoben
wird. Akamai nennt den eigenen Dienst „Content Delivery Network
CDN“, also Inhalte-Lieferungsnetzwerk.


TRENDS UND IRRTÜMER

Ist Cloud Computing nun eine vorübergehende Erscheinung? Ist
das Video-Streaming vielleicht nur eine Mode, die niemals die
Satellitenschüssel wird ablösen können? Und ist Apple mit
seinem iTunes nun an seinen Grenzen angelangt, so dass ein
weiterer Ausbau der Nutzung nicht mehr möglich erscheint? Oder
ist der Datenabruf von den Smartphones über das Mobilfunknetz
nur ein Gimmick, der über kurz oder lang an der klitzekleinen
Fummeligkeit der Geräte scheitern wird?

Nun, meine Antwort auf diese Fragen kennen Sie: Nein! Es
handelt sich um Trends, die uns noch über mehrere Jahre
begleiten werden. Trends, die Ihnen vielleicht nicht sofort
sinnvoll erscheinen, die von Ihren Kindern jedoch bereits
intensiv genutzt werden. Und daher können Sie davon ausgehen,
dass diese Anwendungen, diese Nutzungsarten in 10 Jahren so
alltäglich sein werden, wie heute das E-mailen oder das Handy.

Und das wird dazu führen, dass mehr Daten verschoben werden
müssen, dass immer größere Datenmengen immer schneller
verfügbar sein müssen. Und das in verschiedenen Netzen: DSL,
Kabel, Mobilfunk, etc. Es gibt also noch genug zu tun.

Doch warum sollte Akamai eine Schlüsselrolle spielen? Warum
kann das nicht auch von der Deutschen Telekom und von den
anderen weltweit vernetzen Telekomanbietern sichergestellt
werden? Oder, wenn die Technologie vorhanden ist, dann wird die
Geschwindigkeit zum Commodity, zum vergleichbaren Gut, das sich
nur noch über den Preis differenzieren kann – und wenn die
Deutsche Telekom irgendwann ebenfalls in der Lage ist, den
Dienst von Akamai anzubieten, dann purzeln die Preise. Dann
macht Akamai keinen Gewinn mehr. Oder?

Das ist der eingangs beschriebene Irrtum, der derzeit als
Gerücht über das Börsenparkett gejagt wird. Heute haben die
Aktien von Akamai 5% abgegeben, weil dieses Gerücht auf einer
populären US-Börsenseite ausgebreitet wurde (Seeking Alpha).


LEICHTES OPFER FÜR GERÜCHTE

Akamai ist aber ein leichtes Opfer für Gerüchte. Denn, Hand
auf’s Herz, wer kann schon mit Sicherheit beurteilen, wie
schwer oder leicht es ist, das Angebot von Akamai zu
duplizieren? So wie die Intel-Chips inzwischen nicht mehr zur
kriegsentscheidenden Komponente der PC-Bauer gehören, so könnte
der von Akamai angebotene Dienst der „Internetbeschleunigung“
irgendwann in der Zukunft ebenfalls zur Selbstverständlichkeit
werden, für die kein besonderer Preis gezahlt wird.

Doch wenn wir uns diesen Vergleich näher anschauen, dann werden
wir schnell den Unterschied begreifen: Wann haben Sie sich
zuletzt über die zu langsame Geschwindigkeit Ihres Rechners
aufgeregt? Und wenn es der Fall war, dann haben Sie vielleicht
einfach einen RAM-Baustein mehr gekauft, statt gleich auf einen
neuen Hochleistungsrechner aufzurüsten, oder?

Für die allermeisten Anwender reichen heute sogar die Netbooks
aus, die mit Komponenten ausgestattet sind, deren
Leistungsfähigkeit den Hochleistungsrechnern von vor fünf
Jahren entspricht. Es wird gesurft, Briefe geschrieben,
„gemailt“ und vielleicht noch Musik gehört, wenn’s hoch kommt.
Bilder werden angezeigt, Chat-Tools breiten sich aus und
Kontakte und Termine werden verwaltet. Das alles schaffen die
Netbooks locker mit ihren alten Komponenten. Wer Videos
bearbeiten möchte, der kauft sich halt einen schnelleren
Rechner, doch das brauchen nur wenige.

Laptops werden heute nach Gewicht, nach Farbe und nach
Ausstattung Webcam, Mikro, Anschlussmöglichkeiten, ...)
ausgesucht, nicht mehr nach dem schnellsten Chip. Aber das
liegt daran, dass die komplexen Anwendungen, die mehr
Rechnerleistung erfordern, auch nur noch von Experten
ausgeführt werden. Die Anwendungen des Otto-Normalverbrauchers
können von Netbooks sichergestellt werden.

Der Otto-Normalverbraucher möchte aber heute schon zunehmend
Videos auf sein Smartphone streamen. Das wollen nicht nur
Experten, sondern das will die breite Bevölkerung ... zumindest
sofern sie unter 25 Jahre alt ist. Und somit will das in 10
Jahren die breite Bevölkerung, die unter 35 Jahre alt ist. Und
wir sind noch weit davon entfernt, die dazu erforderliche
Infrastruktur aufgebaut zu haben. Hier geht es eben heute
weniger um das Verlegen dicker Kabel, wie es in der ersten
Stufe des Internetbooms zur Jahrtausendwende der Fall war, hier
geht es um die logische Verwaltung und physische Lagerung der
angeforderten Daten, seien es Videos, Dateien oder Software.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Deutsche Telekom den
gleichen Aufwand wie Akamai betreibt, um den eigenen Kunden die
in den USA zur Verfügung gestellten NFL-Live-Übertragungen
anzubieten. Wenn jemand ein Interesse daran hat, dass der
deutsche Internetnutzer diesen Live-Stream schauen kann, dann
die amerikanische NFL selbst. Und die werden nicht mit der
Telekom, mit Alice, mit Versatel, mit QSC, mit
Kabeldeutschland, mit 1&1, etc. entsprechende Technologien
entwickeln, sondern sie werden sich an jemanden wenden, der
einfach vor Ort diesen Dienst für alle anbietet: Akamai.

Doch schauen Sie einmal, wie schwer es ist, Ihnen diesen
Sachverhalt darzulegen. Da ist es leicht, ein Gerücht zu
streuen, dass sich die Deutsche Telekom nun selbst um die
Geschwindigkeit im Internet kümmert. Weitere Fakten werden in
solchen Gerüchten nicht genannt und Sie können sich darauf
verlassen, dass viele Anleger nach einer solchen Schlagzeile
sofort ihre Akamai-Aktien verkaufen – der Kurs fällt.

Da das Geschäft von Akamai so schwer verständlich und die Aktie
gleichzeitig sehr hoch bewertet ist, wird Akamai auch in
Zukunft immer wieder heftigen Kursschwankungen ausgesetzt sein.


BEWERTUNGSNIVEAU SEHR HOCH

Derzeit geht Akamai von einem Umsatzwachstum von rund 15% p.a.
in den nächsten fünf Jahren aus. Demzufolge würde ich ein KGV
von 15 für angemessen halten, da es jedoch ein Marktführer mit
einer in meinen Augen gesicherten Marktposition ist, würde ich
sogar bis zum doppelten KGV, also bis zu einem KGV von 30,
dafür zahlen. Aktuell steht das KGV von Akamai bei 62.

Viele Anleger schielen schon auf das erwartete Ergebnis für das
Jahr 2011, das KGV auf dieser Basis (also das KGV 2011e) steht
bei 31. Das Bewertungsniveau ist also schon ziemlich
ausgereizt. Wer diese Aktie kauft, der kauft sie nicht aus
Bewertungsgründen, sondern weil er daran glaubt, dass sich das
Geschäft besser entwickeln wird als derzeit erwartet.

Und das denke ich auch. Ich nehme an, dass sich die Smartphones
weiterhin schneller ausbreiten, als dies von irgendwelchen
Marktforschern prognostiziert wurde. Ich denke auch, dass das
Video-Streaming wesentlich schneller in den Haushalten bei uns
landen wird, als wir uns dies derzeit ausmalen. Und anders als
bei den Intel-Chips ist die schnelle Verfügbarkeit von großen
Datenmengen für viele Unternehmen ein zunehmend
erfolgskritischer Faktor, so dass Akamai meines Erachtens in
den nächsten Monaten und Jahren einen kräftigen Kundenzuwachs
erleben wird.

Es geht auch ohne Akamai, daher war Akamai während der
Finanzkrise von 60 auf 15 US-Dollar gefallen. Doch die Krise
ist überstanden, und wir stehen am Beginn eines neuen
Aufschwungs und Unternehmen, die ihre Kunden begeistern wollen,
investieren in die Infrastruktur und so erwarte ich tatsächlich
einen über den Erwartungen liegenden Umsatzanstieg bei Akamai.

Diese Woche hat Bernanke seine Sorge über die US-Konjunktur
kundgetan und angekündigt, weiterhin eine sehr lasche
Geldpolitik zu fahren. Investitionskapital wird für Unternehmen
also weiterhin günstig und reichlich verfügbar sein. Auch das
spielt also in die Hände von Akamai.

Allerdings wird das erste Hüsteln von Bernanke den
himmelsstürmenden Aktien von Akamai ein vorläufiges Ende
setzen. Wie oben erwähnt wird auch dies dazu beitragen, den
Kurs weiterhin volatil zu halten.


SAUBERE BILANZ

Nun, der Vollständigkeit halber noch ein abschließender Blick
auf die Bilanz. Die sieht recht gut aus, denn das Unternehmen
hat eine halbe Milliarde US-Dollar Barreserven und jährlich
kommen rund 90 Mrd. USD hinzu. Nennenswerte Schulden bestehen
nicht, damit ist Akamai weiterhin in der Lage, notwendige
Investitionen zu tätigen, selbst wenn der Kreditmarkt nochmals
wie während der Finanzkrise austrocknen sollte.


FAZIT: GUT GEEIGNET ZUM SPEKULIEREN

Gute Aktien sind immer hoch bewertet. Einmal abgesehen von
einer Finanzkrise wie 2008, während der Sie Akamai vermutlich
nicht mit der Pinzette angefasst hätten, erhält man so gute
Aktien einfach nicht zu Schnäppchenpreisen.

In den vergangenen sechs Wochen ist der Kurs von Akamai um 30%
nach oben gejubelt worden. Das macht die Aktie nun anfällig für
einen Rückschlag, wie wir heute bereits sehen konnten.
Grundsätzlich würde ich bei dieser Aktie erst dann zuschlagen,
wenn der Kurs um mindestens 12% unter dem jüngsten Höchstkurs
liegt. Für die aktuelle Korrektur wäre das ein Abschlag von 12%
vom Höchstkurs bei 40,50 Euro, also 40,5-5,06=35,44 Euro.
Aktuell notiert die Aktie bei 37,13 Euro, da kann der Kurs also
noch ein wenig weiter korrigieren.

Sodann würde ich diese Aktie als spekulativen Anteil nicht
durch dick und dünn im Depot belassen, sondern vielmehr bei
ersten Anzeichen einer weltweit anziehenden Geldpolitik
verkaufen. Denn wenn das investitionsfreundliche Klima seitens
der Notenbanken in Europa und den USA beendet wird, dann sollte
auch ein eventueller Run auf die Dienste von Akamai abebben.

===============================================================
05. KOLUMNENTICKER: STAHLBRANCHE VOR VERSCHNAUFPAUSE
===============================================================

Anfang September machten Schlagzeilen aus China die Runde: Die
chinesische Regierung würde einige kleine Stahlkocher
schließen, weil diese nicht die strengen Umweltauflagen
erfüllten.

Vorschnell wurde an den Börsen eine anstehende Verknappung des
Stahlangebots auf den Weltmärkten erwartet, und die Aktien der
Stahlkonzerne sprangen kräftig an. Parallel setzte sich auch
immer mehr der Konjunkturoptimismus durch, so dass selbst
Salzgitter, ThyssenKrupp bis hin zu Klöckner um bis zu 10%
ansprangen.

Seither habe ich versucht, eine Aktie zu finden, die in unserem
Portfolio eine sinnvolle Rohstoffergänzung darstellen würde.
Doch leider bin ich nicht fündig geworden, hier der Grund:

Der chinesische Stahl hat noch immer nicht den
Qualitätsstandard erreicht, den unsere Autoindustrie benötigt.
Insbesondere die kleinen Stahlkocher, die mit schlechten (weil
veralteten Produktionsanlagen) Umweltwerten produzierten und in
Folge dessen geschlossen wurden, stellten ohnehin keinen Stahl
her, der in den westlichen Ländern nachgefragt würde. Von einer
Verknappung des Stahls und damit steigenden Stahlpreisen für
unsere deutschen Stahlunternehmen kann also keine Rede sein.

Hinzu kommt ein Kuriosum in China: Während das Land durch den
noch immer anhaltenden Bauboom kräftig Stahl auf den
Weltmärkten nachfragt, wurde der Export von Stahl seitens der
chinesischen Regierung gefördert. So bezahlte das Land
Förderungen für die Überkapazitäten und kaufte anschließend
Stahl auf den Weltmärkten ein. Diese Förderung wurde Anfang
September ebenfalls gestrichen, das sollte nun dazu führen,
dass der in China produzierte Stahl auch in China gekauft und
eingesetzt wird.

Für die Weltmärkte haben diese Vorgänge kaum eine Bedeutung.
Dennoch haben der Stahlpreis und sodann eben auch die
Aktienkurse der Stahlkonzerne mit deutlichen Aufschlägen auf
die Meldungen aus China reagiert.

In Wirklichkeit laufen wir meines Erachtens jedoch auf eine
Verschnaufpause an den Stahlmärkten zu. Ich habe dafür mehrere
Gründe ausfindig gemacht.

Für uns in Europa sind die Vorgänge in der Türkei viel
bedeutender. Die Türkei hat mit einer starken Stahlnachfrage
aus Abu Dhabi gerechnet und dementsprechend bereits kräftig die
Kapazitäten heraufgefahren. In den letzten Tagen verdichten
sich die Anzeichen dafür, dass Abu Dhabi diesen Stahl nun gar
nicht nachfragen wird, auch das ölreiche Land richtet sich erst
einmal auf eine Verschnaufpause bei der Konjunkturerholung ein.
Es ist somit davon auszugehen, dass in den nächsten Monaten
eine Menge Stahl von der Türkei auf die Weltmärkte geworfen
wird.

Während der Stahlpreis in den vergangenen Wochen kräftig
angestiegen ist, was auf einen Nachfrageanstieg oder eine
Angebotsverknappung zurückzuführen sein sollte, zeigen sich an
der London Mercantile Exchange (LME) keine entsprechenden
Entwicklungen. Dort ist reichlich Stahl verfügbar. Händler
schließen daraus, dass der Stahl von Anlegern nachgefragt wird,
die Investitionsmöglichkeiten in Rohstoffen suchen, diese
Rohstoffe jedoch nicht selbst verbrauchen. Der Preisanstieg auf
den Stahlmärkten ist also auch aus dieser Sicht nicht
nachhaltig.

Na, und wenn ich eine solche Liste von negativen Punkten zum
Stahlmarkt finde, dann schaue ich mir doch auch das eingangs
aufgezeigte Szenario Chinas nochmals genauer an: Haben die
Chinesen wirklich einige Stahlhütten aus Umweltgründen
geschlossen? Natürlich hat sich die Meldung in den Medien wie
ein Lauffeuer verbreitet: China hat die sich selbst gesteckten
Umweltziele, eine genau festgelegte CO2-Reduzierung, nicht
erreicht und unternehme daher drastische Maßnahmen wie die
Schließung der Hütten der größten Umweltsünder, so war es in
allen Zeitungen zu lesen.

Doch vor dem Hintergrund der erwarteten Verschnaufpause an den
Stahlmärkten nimmt sich die Schließung weit weniger
altruistisch aus. Zumal wir nun auch noch einen Blick auf die
USA werfen können, dort lässt das Wirtschaftswachstum zu
wünschen übrig. Stellt sich China etwa schon auf eine
anhaltende Schwächephase auf den Stahlmärkten ein? Wer das
Umweltargument aus China nicht akzeptiert, der muss zu dieser
Schlussfolgerung kommen.

Wo ich also eingangs noch nach Anlagechancen suchte, muss ich
nun vor einer Anlage im Stahlsektor warnen: Kurzfristig dürfte
der Stahlpreis unter Druck geraten und die Aktien der
Stahlkonzerne würden sodann ebenfalls mit auf die Reise in den
Süden genommen werden. Wer also Stahlaktien im Portfolio hat,
der sollte sich zumindest über eine Reduzierung des Engagements
Gedanken machen. Wer spekulativ eingestellt ist, der kann sich
meines Erachtens auch Gedanken über eine Short-Spekulation
machen.

Dieses Szenario gilt nur kurzfristig! Auch ein
Konjunkturaufschwung unterliegt Schwankungen, und wenn nach
vier Wochen der Euphorie, wie wir sie nun erlebt haben, die
Kurse einmal etwas zu weit ansteigen, dann ist eine
Verschnaufpause oder gar eine kleine Korrektur noch lange kein
Beweis dafür, dass wir auf eine erneute Rezession zulaufen.
Meines Erachtens ist der Konjunkturaufschwung nach wie vor
stabil, insbesondere bei uns in Europa sowie in den
Schwellenländern.

Die USA, die für ihren US-Dollar in den vergangenen Jahrzehnten
alles auf der Welt aufgekauft haben, geraten derzeit unter
Druck. Doch die Probleme der USA dürften in den USA bleiben und
weder Europa noch die Schwellenländer über Gebühr belasten. So
denke ich, dass es bei einer Verschnaufpause bleiben wird, ein
bis zwei Wochen mit Hiobsbotschaften und fallenden Kursen, die
sodann von guten Unternehmensmeldungen beendet werden sollten.

Wer eine solche Phase nicht aussitzen möchte, der sollte sich
auch seine weiteren Aktienpositionen dahingehend anschauen, ob
er nicht die besonders konjunktursensiblen Positionen etwas
verkleinert.

Hauptlieferant von Eisenerz für den chinesischen Stahlsektor
ist das brasilianische Unternehmen Vale S.A. (WKN 897136 oder
die Vorzüge unter WKN 897998). Ich habe das Unternehmen seit
einigen Wochen bereits in der engen Beobachtung, warte jedoch
auf einen Rücksetzer bevor ich die Aktien genauer analysiere.

Gestern Abend hat Vale gleich drei positive Überraschungen
abgeliefert: Erstens wurde die Dividende erhöht, zweitens ein
Aktienrückkaufprogramm aufgelegt und drittens die Notierung der
Aktien an der Hongkong-Börse bekanntgegeben. Durch die
Notierung an der Börse in Hongkong erschließt sich das
Unternehmen neue Finanzierungsmöglichkeiten und ist
gleichzeitig näher bei seinen Hauptabsatzmärkten in Asien. Die
Dividendenerhöhung sowie das Aktienrückkaufprogramm setzt den
haltlosen Spekulationen um ein Angebot im Übernahmezirkus um
den Düngemittelhersteller Potash ein Ende. Vale braucht weder
Potash noch einen anderen Kali-Abbauer, es hat selbst schon
ausreichend in diesen Bereich investiert.

In den vergangenen drei Monaten entwickelte sich die Aktie von
Vale wesentlich schlechter (+1%) als die Aktien der
Wettbewerber BHP Billiton (+16%) und Rio Tinto (+27%). Das
allein ist bereits Grund genug für mich, auf Vale zu setzen,
denn fundamental gab es keine Entwicklung, die diesen
Unterschied rechtfertigt. Doch die Anpassung der Kurse
aneinander dürfte aus den hier aufgezeigten Gründen eher
dadurch erfolgen, dass BHP und Rio Tinto Federn lassen als
durch eine Rallye bei Vale. Wir warten also ab.

Soweit ein paar Gedanken zum Stahlsektor. Da sich in den
vergangenen Wochen die Anfragen zum Stahlsektor häuften, habe
ich Ihnen hier meine aktuelle Meinung dazu ausgearbeitet.


==============================================================
06. BEOBACHTETE WERTE
==============================================================

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.

==========

Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hinein schauen.

Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.

Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.

Unter „Änd“ steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche“ steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf.“ steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
NK – Nachkaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL - Stopp Loss
KL - Kauflimit oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.


Auch dieses Kapitel bleibt den zahlenden Abonnenten des
Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis
dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen
Dienst nicht aufrecht erhalten.


==============================================================

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
http://heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de

==============================================================
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
==============================================================

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung
der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.


==============================================================
Heibel-Ticker Ende
==============================================================
(-;______________________________________________;-)


http://heibel-ticker.de
1 Kommentare
1
Antworten auf den Thread: (1)
Zuletzt gepostet: 27/Sep/2010 14h24

Discussed Stocks
DBI:DAX 22,242 0.8%
DAX
DAX
DAX
World Indices
Australia 0.5%
Brazil 0.1%
Canada 0.0%
France 0.5%
Germany 0.8%
Greece 0.2%
Holland 0.1%
Italy 1.5%
Portugal 0.9%
US (DowJones) 0.1%
US (NASDAQ) 1.3%
United Kingdom 0.1%
Gainers (%)