(neu: Aktienkurs, Gewinnziel Hapag-Lloyd, Trennung von Hapag-Lloyd und
Staatshilfe)

    HANNOVER (dpa-AFX) - Der weltgrößte Reisekonzern Tui 
hat im zweiten Geschäftsquartal von der beginnenden Erholung in
Touristik und Containerschifffahrt profitiert. Der saisontypische
Verlust im Reisegeschäft ging spürbar zurück, wie das Unternehmen am
Mittwoch in Hannover mitteilte. Die im Jahr 2009 schwer angeschlagene
Reederei Hapag-Lloyd steuerte sogar einen kleinen Gewinn bei. Für das
Geschäftsjahr bis Ende September ist der Vorstand optimistisch, den um
Sondereffekte bereinigten operativen Gewinn leicht zu steigern. Auch
Hapag-Lloyd soll nach dem Krisenjahr 2009 nun wieder schwarze Zahlen schreiben. 

    Im Reisegeschäft steht die nächste Krisen-Auswirkung allerdings
schon fest: Das Flugverbot wegen der Vulkanasche aus Island im April
dürfte Tui rund 100 Millionen Euro kosten. Die Aschewolke hatte den
Flugverkehr über Europa tagelang größtenteils lahmgelegt. Millionen
Reisende saßen an ihren Reisezielen fest oder konnten von Europa aus
erst gar nicht starten. Die Belastungen kommen bei Tui allerdings erst
im dritten Geschäftsquartal zum Tragen.

    Die Tui-Aktie drehte am Morgen nach einem schwachen Start in die
Gewinnzone und gewann am Vormittag in einem freundlichen Umfeld 1,21
Prozent auf 8,097 Euro.

WENIGER VERLUST

    In der Zeit von Januar bis März reduzierte das im MDax 
notierte Unternehmen seinen Verlust vor Steuern, Zinsen und
Abschreibungen auf Unternehmenswerte (EBITA) um gut ein Viertel auf 252
Millionen Euro. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein
Verlust von 177 Millionen Euro, nachdem Tui ein Jahr zuvor wegen des
Teilverkaufs der Container-Reederei Hapag-Lloyd einen Gewinn von 744
Millionen Euro erzielt hatte. Reiseveranstalter schreiben im
Winterhalbjahr typischerweise rote Zahlen, weil sie ihre Kosten in
dieser Zeit
nicht decken können. Den Großteil ihres Gewinns fahren sie im Sommer ein. 

    In diesem Winter kamen Tui auch Umstrukturierungen bei der Tochter
Tui Travel   zugute. Das Unternehmen, das zu 54
Prozent zum Hannoveraner Konzern gehört, war 2007 aus der Fusion der
damaligen Tui-Veranstaltersparte mit der britischen First Choice
Holidays entstanden. Nun machten sich die Synergieeffekte aus der Fusion
bemerkbar. Zudem fielen geringere Kosten für die Umstrukturierung
an. Auch die Übertragung der defizitären Städteverbindungen der
deutschen Fluggesellschaft Tuifly an Air Berlin  sorgte für
Entlastung. 

    Dabei ging der Umsatz des Tui-Konzerns um 6,5 Prozent auf 2,9
Milliarden Euro zurück. Tui Travel hatte das Flug- und Hotelangebot
zuvor
wegen der Wirtschaftskrise deutlich zusammengestrichen, um Reisen nicht
wegen schwacher Nachfrage zu Niedrigpreisen verramschen zu müssen.
"Wir haben unsere Hausaufgaben im Krisenjahr 2009 gemacht", sagte
Tui-Chef Michael Frenzel. Die Strategie einer geringeren Kapazität sei
aufgegangen.

REEDEREI ERHOLT SICH

    Nach oben zeigte die Entwicklung auch bei der Container-Reederei
Hapag-Lloyd. Das Unternehmen, das im Krisenjahr 2009 sogar um
Staatshilfe hatte anfragen müssen, steigerte seinen Umsatz um 13
Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Sondereffekte heraus gerechnet, kam
Hapag-Lloyd mit einem EBITA von 13 Millionen Euro auch wieder in die
schwarzen Zahlen. "Vor einigen Monaten hätte niemand auf der Welt eine
solche Entwicklung erwartet", sagte Tui-Finanzchef Horst Baier. Ein Jahr
zuvor hatte hier noch ein Verlust von 222 Millionen Euro gestanden.


    Dieses Mal profitierte die Reederei von einem scharfen Sparprogramm
und der anziehenden Nachfrage im Frachtgeschäft. Der Tui-Konzern ist
noch mit 43 Prozent an dem Hamburger Unternehmen beteiligt und konnte
von dem Hapag-Lloyd-Ergebnis 6 Millionen Euro in seine Bücher
aufnehmen. Mit dem Verkauf der verbliebenen Beteiligung an der Reederei
hat der Tui-Vorstand keine Eile und will erst eine Erholung in der
Branche abwarten, um einen höheren Verkaufserlös zu erzielen. Mit der
Rückgabe der Staatsbürgschaft will die Reederei laut Baier bis zum
Herbst warten. Wahrscheinlich werde die Sicherheit allerdings nie
gebraucht./stw/hosvdp/tw
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