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18.6.2010 16:08
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HeibelTicker
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H E I B E L - T I C K E R S T A N D A R D
F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N
- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428
5. Jahrgang - Ausgabe 24 (18.06.2010)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)
I N H A L T
01. INFO-KICKER: SHORT-SQUEEZE FÜHRT ZU BÖRSENRALLYE
02. SO TICKT DIE BÖRSE: SARKOZY FÜR VERBOT UNGEDECKTER SHORTS
03. AUSBLICK: LÖSUNGEN ZEICHNEN SICH LANGSAM AB
04. DEPOTCHECK: VIVO, APPLIED MATERIALS, DRAEGEREWERK,
KTG AGRAR, SHANDA GAMES
05. LESERFRAGE: E.ON
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
============================================================== 01. INFO-KICKER: SHORT-SQUEEZE FÜHRT ZU BÖRSENRALLYE
==============================================================
Liebe Börsenfreunde,
die wichtigste Meldung habe ich den Kunden des Heibel-Ticker
PLUS bereits am vergangenen Dienstag im Rahmen eines Updates
zugeschickt: Sarkozy stellt sich beim Verbot ungedeckter
Leerverkäufe auf die Seite von Merkel. Die Kursrallye dieser
Woche führe ich auf einen Short-Squeeze zurück, der durch
diesen Meinungswechsel Frankreichs losgetreten wurde. Die
Details dazu finden Sie im Kapitel 02. Dort habe ich auch die
unglückliche Rolle Präsident Obamas im Rahmen der Ölkatastrophe
näher beleuchtet.
Im Ausblick habe ich die neuesten Entwicklungen zusammengefasst
und meine Einschätzung für die nächsten Wochen davon
abgeleitet.
Den heutigen Depotcheck sollten Sie sich nicht entgehen lassen.
Der Kunde hat ein Portfolio zusammengestellt, das allen
Ansprüchen gerecht wird: Branchenstreuung, regionale Streuung,
sogar ein ausgewogener Risikomix ist gelungen. Ich bin fast
neidisch auf dieses Portfolio.
E.ON zahlt zwar eine ordentliche Dividende, doch das Geschäft
wird immer schwerer für den Versorger. Ein Leser fragt mich im
Kapitel 05 danach, warum der Kurs eines so soliden Unternehmens
nur noch bergab laufen kann.
Wie immer gibt es wichtige Aktualisierungen zu unseren offenen
Positionen in Kapitel 06. Zu Apple habe ich eine neue,
langfristige Einschätzung ausgearbeitet.
Nun wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende. Vielen Dank für
die vielen Danksagungen zu meinem kleinen SMS-Geschenk. Noch
habe ich das Geschenk nicht an alle Kunden geschickt, bitte
haben Sie noch etwas Geduld. Und jeder, der sich noch bis zum
Ende des Monats für den SMS-Dienst anmeldet, erhält das
Geschenk. Also nur zu.
Die PDF-Version dieser Ausgabe wird Ihnen ab morgen früh im
Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung stehen: http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp9953.pdf
Ich wünsche eine anregende Lektüre,
take share, Ihr
Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker
P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.
============================================================== 02. SO TICKT DIE BÖRSE: SARKOZY FÜR VERBOT UNGEDECKTER SHORTS
==============================================================
WAS WUSSTE PRÄSIDENT OBAMA ZUR ÖLKATASTROPHE?
Jegliche Versuche von BP, das Ölleck in 1.500 Meter Tiefe zu
schließen, sind gescheitert. Die anfänglichen Schätzungen von
BP, dass ca. 1.000 Fass Öl pro Tag austreten, haben sich als zu
niedrig erwiesen. Nicht 5.000 Fässer täglich laufen aus, seit
dieser Woche wissen wir, dass über 50.000 Fässer Öl pro Tag ins
Meer fließen – und seit zwei Monaten täglich geflossen sind!
Anfänglich waren es „Gerüchte“, die Brancheninsider gestreut
haben mögen. In den USA kamen immer wieder Meldungen von
anderen Ölkonzernen, die öffentlich den Erfolg der
Rettungsversuche von BP infrage stellten und öffentlich die
Menge des austretenden Öls mit mehreren Zigtausend
bezeichneten.
Uns Anlegern fehlt der Zugang zu solchen Informationen, und es
ist leicht, diese Informationen als gezielt gestreute
Fehlinformationen zu diskreditieren, stammen sie doch zumeist
von den Konkurrenten von BP, die ein Interesse daran haben
könnten, BP zu schädigen. Doch es sollte einen Mann geben, der
durch persönliche Interessen, Wettbewerbstaktik und Utopien
hindurch den Überblick behalten kann: der US-Präsident Obama.
Sie wissen, dass ich große Stücke auf Obama halte. Doch in
diesem Punkt hat er sich nun nicht so vorteilhaft verhalten.
Ich habe BP nach dem Unglück zum Kauf empfohlen, doch eine
Hiobsbotschaft nach der anderen führte den Kurs immer tiefer
und ich habe die Position schließlich mit einem Verlust von
19,9% aufgelöst. Ich hoffe, dass dies mein einziges schwarzes
Schaf für das Jahr 2010 bleibt.
Die Einschätzungen der Konkurrenten habe auch ich zuhauf
gelesen, doch Obamas Einschätzung, dass niemand das wirkliche
Ausmaß dieses Unglücks vorhersehen konnte, habe ich vertraut.
Und Obamas Vertrauen in BP, das Leck zu schließen, habe ich
vertraut.
Doch heute, wo das Unglück retrospektiv analysiert wird, werden
Argumente vorgetragen, denen zufolge es gar nicht möglich war,
das Leck zu schließen. Es handelte sich lediglich um Goodwill-
Aktionen von BP, Zeichen des guten Willens ohne Aussicht auf
Erfolg.
Und auch die Schätzung, dass nur 1.000 Fass Öl pro Tag
ausströmen, wird heute mit dem Argument, dass kein Ölkonzern
für 500.000 USD/Tag eine Bohrinsel mietet, wenn er ein Ölfeld
mit einer so geringen Ergiebigkeit erschließt, als
offensichtlich falsch entlarvt. Ein Ölkonzern gibt nur dann
500.000 USD pro Tag für eine Bohrinsel aus, wenn er sich von
der zu erschließenden Ölquelle einen Umsatz von mindestens dem
doppelten, also 1 Mio. USD pro Tag, verspricht. Und für 1 Mio.
USD Umsatz mit Öl benötigt man 1 Mio. USD % 50 USD/Fass Öl =
20.000 Fass Öl pro Tag.
Nein, das konnte niemand wissen und Obama tut richtig daran,
diejenigen das Problem beheben zu lassen, die es verursacht
haben. Diese Betrachtungsweise der vergangenen Wochen gerät nun
ins Wanken. Kann man von dem mächtigsten Präsidenten der Welt
nicht ein wenig mehr Durchsicht erwarten? …
... oder konnte er auf die Warnungen nicht hören, denn er hatte
ja kurz zuvor zu den bestehenden Konditionen mit den (nunmehr
nachweislich) zu laschen Sicherheitsbestimmungen weitere
Bohrungen in der Karibik zugelassen.
Nun, BP hat die Dividende gestrichen und einen 20 Mrd. USD
Hilfsfonds für die Geschädigten aus der Ölkrise aufgelegt. Der
Kurs hat sich seit dieser Entscheidung etwas erholt. Die größte
Angst der vergangenen Wochen war, dass eine politische
Entscheidung das Geschäftsmodell von BP kaputtmacht. Doch wenn
ich mir das Verhalten von Obama im Verlauf der
Unglücksbekämpfung und in dessen Vorfeld betrachte, dann
fürchte ich, dass er versucht, sich ohne aufsehenerregende
Entscheidungen durch das Unglück durchzuschlawinern.
Unter´m Strich bleibt ein weiterer übler Nachgeschmack, dass
offensichtlich individuelle politische Interessen eines
Präsidenten wichtiger sind als eine bedingungslose und ehrliche
Aufklärung der Bevölkerung. Für Anleger, die kürzlich erst den
Minuten-Crash erlebten (6. Mai: Dow Jones fällt um 10% in
wenigen Minuten) häufen sich die Anzeichen dafür, dass die
Börse eher mit einem Kasino zu vergleichen ist, denn mit einem
seriösen Platz für Investoren.
SCHULTERSCHLUSS ZWISCHEN SARKOZY UND MERKEL
Am Dienstag habe ich in einem Update die Kunden des Heibel-
Ticker PLUS auf die Gründe der aktuellen Rallye aufmerksam
gemacht. Meiner Ansicht nach erleben wir eine Short-Covering-
Rallye, also steigende Kurse aufgrund von Deckungskäufen von
Leerpositionen, die aus Angst vor weiteren Verboten zu
ungedeckten Leerverkäufen losgetreten wurde.
Nachdem Angela Merkel für ihren Alleingang beim Verbot
ungedeckter Leerverkäufe weltweit heftig kritisiert wurde, hat
nun einer der Kritiker, Frankreichs Präsident, Sarkozy,
eingelenkt und sich auf die Seite von Merkel geschlagen.
Gemeinsam wollen sie nun vorantreiben, Leerverkäufe in Europa
zu unterbinden.
Größter Widersacher ist England, denn auf der Insel findet das
mit Abstand größte Volumen von Leerverkäufen statt. England
kann es sich kaum leisten, nun auch noch die Finanzbranche zu
vergraulen, denn mangels alternativer Industrien und durch die
Finanzkrise ist es ohnehin schon schlecht um die Finanzen
Englands bestellt. Die Katastrophe von BP beeinträchtigt nun
noch das Geschäft des größten Steuerzahlers der Insel, mit 15%
der Unternehmenssteuern des Landes trifft das Unglück in der
Karibik nicht nur BP, sondern gleich ganz England.
Merkel allein wurde kritisiert. Merkel und Sarkozy gemeinsam
wird man zumindest anhören müssen. Und die geschwächte
Position, in der sich England befindet, könnte durchaus ein
Plus für Merkel und Sarkozy sein.
Einer der am stärksten leerverkauften Titel, die Banco
Santander, hat inzwischen um 25% zugelegt. Ich habe die Aktie
in der vergangenen Ausgabe vorgestellt und denke, dass wir dort
einen klassischen Short-Squeeze erleben: Leerverkäufer, die auf
dem falschen Fuß erwischt wurden, müssen nun in den steigenden
Kurs hinein ihre Leerpositionen auflösen, feuern den Kurs
dadurch weiter an, können es sich aber nicht leisten
abzuwarten, denn durch den Kursanstieg reichen die
erforderlichen Sicherheitsleistungen kaum noch aus.
So haben wir diese Woche heftige Kurssprünge erleben können.
Schauen Sie sich die Wochenperformance der wichtigsten Indizes
in der folgenden Übersicht einmal an:
INDIZES 17.6.10
Dow Jones 10.434 2,6%
DAX 6.223 2,7%
Nikkei 9.995 3,0%
Euro/US-Dollar 1,239 2,5%
Euro/Yen 112,465 1,6%
10-Jahre-US-Anleihe 3,19% -0,1%
Umlaufrendite Dt 2,22% 0,1%
Feinunze Gold USD $1.244,82 2,1%
Fass Crude Öl USD $77,72 2,4%
Baltic Dry Shipping I 2.784 -18,7%
Der Euro ist um 2,5% angestiegen. Ein großer Anstieg vor dem
Hintergrund der noch lange nicht gelösten Probleme der EU. Auch
diesen Anstieg führe ich auf einen Short-Squeeze zurück. Der
Euro war eine große Shortposition bei Hedgefonds, doch der
Seitenwechsel von Sarkozy hat diese Spekulation wesentlich
riskanter gemacht, und daher hat sich nun ein teuflischer
Kreislauf von Deckungskäufen und nicht ausreichenden
Sicherheiten entwickelt.
Der Baltic Dry Shipping Index ist um 18% eingebrochen! Das
sieht aus, als hätte die Welt aufgehört zu exportieren. Und das
nur eine Woche, nachdem China vermeldet hatte, dass das Land
auf Teufel komm raus exportiert und importiert. Die restriktive
Geldpolitik in China bremst das Wirtschaftswachstum kaum.
Dennoch ist der Index für Verschiffungskosten eingebrochen. Der
Sommer steht an und ich deute dies als Mahnung, vorsichtig zu
bleiben.
Schauen wir uns einmal an, was die Stimmung der Anleger zu den
jüngsten Entwicklungen sagt:
SENTIMENTDATEN
ANALYSTEN:
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):
Kaufen / Verkaufen
28.05.- 04.06. (270): 57% / 15%
04.06.- 11.06. (138): 50% / 14%
11.06.- 18.06. (155): 48% / 22%
ANALYSTEN KAUF
BP, Société Générale, Deutsche Post
ANALYSTEN VERKAUF
Veolia Environnement, Banco Pastor, RWE
PRIVATANLEGER:
22. KW 2010: 64% Bullen (86 Stimmen)
23. KW 2010: 54% Bullen (75 Stimmen)
24. KW 2010: 52% Bullen (73 Stimmen)
Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 6.104
PRIVATANLEGER KAUF
Technicolor S.A., Washington Mutual, AMBAC
PRIVATANLEGER VERKAUF
SMA Solar, Envio, Rhodia S.A.
Für eine Warnung vor Washington Mutual und AMBAC lesen Sie
bitte meinen alten Artikel unter http://www.heibel-unplugged.de/1347,boersenanalyse-abzocke-mit-
scheintoten-aktien/
Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt: http://www.sharewise.com?heibel
Der Optimismus der Analysten sowie Anleger wird verhaltener. In
die steigenden Kurse hinein schwindet die Zuversicht. Das ist
eigentlich ein gutes Zeichen, denn ein überschwänglicher
Optimismus würde ein baldiges Ende der Rallye ankündigen. Die
verhaltene Stimmung könnte also dazu führen, dass die Rallye
noch ein wenig anhält.
Im folgenden Kapitel werde ich darauf eingehen, wie sich die
verschiedenen Problembereiche in den vergangenen Tagen
entwickelt haben und welche weitere Börsenentwicklung ich daher
erwarte.
============================================================== 03. AUSBLICK: LÖSUNGEN ZEICHNEN SICH LANGSAM AB
==============================================================
Der Ausblick bleibt den zahlenden Abonnenten des
Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis
dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen
Dienst nicht aufrecht erhalten.
============================================================== 04. DEPOTCHECK: VIVO, APPLIED MATERIALS, DRAEGEREWERK,
KTG AGRAR, SHANDA GAMES
==============================================================
Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem
Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei
plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut
schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit
einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße
gestellt.
Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den 5 größten
Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die
einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in
denen sie wirtschaften.
Schicken Sie mir Ihre 5 größten Positionen an
Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte unterschreiben Sie mit
Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie leben. Diese
Information wird dann veröffentlicht.
=================
Sehr geehrter Herr Heibel,
danke für das freundliche Angebot eines Depotchecks, das ich
gern annehme. Folgende sind die 5 größten Positionen:
Vivo Participacoes
Applied Materials
Draegerwerk Vorzüge
KTG Agrar
Shanda Games
Ergänzend als Rohstoffbeimischung: Silver Wheaton
Nun bin ich gespannt auf Ihre Analyse.
Mit freundlichen Grüßen, Friedrich aus Calw
ANTWORT:
Sehr geehrter Anleger,
Schauen wir uns zunächst die fünf Positionen einmal im
Einzelnen an:
VIVO
Das brasilianisches Mobilfunkunternehmen mit 50 Mio. Kunden
befindet sich in unserer Beobachtungsliste. 2014 wird in
Brasilien die Fußball-WM stattfinden, 2016 die Olympiade. Das
Land zählt zu den Schwellenländern, die derzeit am stärksten
wachsen. Vivo selbst wächst mit 20% p.a. und notiert auf einem
KGV von 23. Ich halte das für günstig.
APPLIED MATERIALS
Der Wettbewerber von AIXTRON bietet Fertigungsanlagen für den
Bau von Halbleitern, LCD-Bildschirmen und Solarmodulen an. Es
ist ein extrem schwankungsanfälliges Geschäft, sodass auch der
Aktienkurs extremen Schwankungen unterliegt. Aktuell befindet
sich die Branche in einem Aufwind, das KGV notiert auf 40, aber
auch das Gewinnwachstum liegt dieses Jahr bei über 100% und
wird für das nächste noch auf 40% geschätzt. So würde das KGV
2011e auf 11 fallen, was wiederum günstig erscheint.
Die Finanzkrise 2007 / 2008 hat Investitionen in die EDV-
Infrastruktur verzögert, und derzeit erleben wir einen
Aufschwung, der von zwei Komponenten herrührt: Zum einen hat
sich ein Bedarf aufgestaut, zum anderen haben die Chip-
Produzenten ihre Fertigungskapazitäten optimiert, sie haben
also nicht mehr auf Vorrat in neue Fertigungsanlagen
investiert. Ähnlich war die Entwicklung in der Flachbildschirm-
sowie Solarmodulbranche, die Überkapazitäten von vor drei
Jahren sind abgebaut und eine nun langsam anziehende Nachfrage
führt unmittelbar zu dem Bedarf neuer Fertigungsanlagen.
Solange dieser Trend anhält, wird Applied Materials, genau wie
auch die deutsche AIXTRON, weiter anziehen. Sollte der
Wirtschaftsaufschwung jedoch aufgrund der Eurokrise nachhaltig
ins Straucheln geraten, dann dürfen Sie diese beiden Aktien
nicht besitzen. Ich erwarte einen anhaltenden
Wirtschaftsaufschwung, wäre aber aufgrund des hohen Risikos in
dieser Aktie sehr vorsichtig.
DRÄGERWERK
Medizin- und Sicherheitstechnik sind die Steckenpferde dieses
hanseatischen Unternehmens (Lübeck). Vor anderthalb Jahren
hatte ich mir das Unternehmen zuletzt angeschaut und kam zu der
Überzeugung, dass dort einiges im Argen liegt. Missmanagement
und ineffiziente Unternehmensstrukturen führten zu Problemen
beim Absatz sowie bei den Gewinnmargen. Nach meiner Warnung
fiel der Kurs um weitere 50%.
Im Sommer 2009 wurde ein Restrukturierungsprogramm
implementiert, insbesondere der Einkauf wurde wesentlich
aggressiver. Ab 2011 soll Unternehmensaussagen zufolge das
Ergebnis durch diese Maßnahmen um 100 Mio. Euro steigen. Bei
einem EBIT von 80 Mio. Euro im Jahr 2009 ist das eine
ambitionierte Zielgröße, der Kurs ist inzwischen von 11 auf 55
Euro explodiert. Das KGV würde 2011 bei 11 stehen, wenn das
Vorhaben erfolgreich umgesetzt wird.
Die Umsatzentwicklung ist unspektakulär. Wichtiger ist für
Drägerwerk die Margenentwicklung, da in allen Bereichen gespart
wird und somit auch in der Gesundheitsbranche stärker auf die
Kosten geschaut wurde. Dieser Entwicklung hat das Unternehmen
nun Rechnung getragen, so ist das aktuelle Bewertungsniveau in
meinen Augen nun wieder attraktiv. Eine Perspektive für das
Unternehmen, sich weiterzuentwickeln, nachdem nun erst einmal
die Kosten in den Griff bekommen wurden, sehe ich derzeit noch
nicht. Der Aktienkurs hingegen könnte sich noch
weiterentwickeln, wenn Drägerwerk als stabile Cashcow der
Pharmabranche als nicht zyklischer Wert zur Depotabsicherung
verwendet wird. So könnte ich mir einen weiteren Kursanstieg
von 10% vorstellen, doch für mehr dürfte es aus heutiger Sicht
kaum reichen.
KTG AGRAR
Deutschlands erster börsennotierter Bauer verfügt über ein gut
planbares Geschäft, baut dieses jedoch mit hohen Schulden auf.
Die jüngste Kapitalerhöhung zu 16 Euro im März dieses Jahres
fand zu einem Preis statt, der inzwischen unterschritten wurde.
Kapitalerhöhungen werden meist an konservative Anleger
verkauft, die hoffentlich zu langfristigen Aktionären werden.
Wenn jedoch der Ausgabepreis unterschritten wird, dann dürften
sich einige dieser neuen Aktionäre enttäuscht vom Unternehmen
abwenden. So fiel der Kurs Ende Mai unter 16 Euro und pendelt
seither um 14,90 Euro.
Das KGV liegt bei 13. Bei einem ordentlichen Umsatzwachstum
(20% p.a.) wachsen die Kosten jedoch mit, sodass sich das EBIT
nur unterproportional entwickelt. Gleichzeitig steigen die
Finanzierungskosten.
KTG Agrar setzt auf die Förderung durch das Erneuerbare
Energien Gesetz (EEG) und kann sich, solange die
Bundesregierung nicht auch in diesem Bereich beginnt, zu
"sparen", somit seines Geschäfts sicher sein. Die Unsicherheit
bezüglich der Geschäftsentwicklung bezieht sich in meinen Augen
in erster Linie auf die Unsicherheit gesetzgeberischer Willkür,
die nach der Änderung der Solarförderung als etwas höher
angesehen wird als zuvor. Grundsätzlich rechne ich jedoch nicht
damit, dass dies auch im Agrarbereich zu Änderungen führen
wird, und würde daher erwarten, dass der Kurs der Aktie von KTG
Agrar im Herbst wieder ansteigt.
SHANDA GAMES
In Schanghai sitzt dieses Unternehmen, das Online-Spiele wie
Schach oder andere Brettspiele anbietet, bei denen mehrere
Spieler gleichzeitig spielen. Mit einer Marktkapitalisierung
von 1,6 Mrd. USD gehört Shanda Games schon zu den Großen der
Branche (Branchenprimus Electronic Arts ist 5,5 Mrd. USD wert).
Dennoch wird Electronic Arts nur mit dem einfachen
Umsatzmultipel bewertet, während für Shanda das doppelte
angesetzt wird. Vermutlich versprechen sich Anleger von dem
Online-Ansatz eine bessere Skalierbarkeit des Geschäfts.
Spieler online zu verbinden, wird immer wieder versucht, doch
selten gelingt dies in einer nachhaltigen Art. Die Berliner
Firma Second Life, die mit ihren Online-Avataren für Furore
sorgte, ist inzwischen auch an einem Punkt angelangt, an dem
der Personalstamm abgebaut werden muss.
Die Bilanz von Shanda Games ist sauber, es gibt kaum Schulden
und die Kasse ist mit 400 Mio. USD liquiden Mitteln gefüllt.
Die operative Marge beträgt 35% und der Umsatz wächst im
nächsten Jahr mit 15%. Das KGV ist mit 7 sehr niedrig. Seit der
Erstnotiz an westlichen Börsen im vergangenen Herbst hat sich
die Aktie halbiert. Ich vermute, dass dies auch dem heftigen
Rückschlag an den chinesischen Börsen geschuldet ist, die aus
Angst vor überzogenen restriktiven geldpolitischen Maßnahmen
der chinesischen Regierung auf Talfahrt gingen. Der Shanghai
Index hat seither ein Viertel seines Wertes eingebüßt.
Den Zahlen zufolge sieht das Unternehmen also gut aus. Auch die
Idee, das Online-Gaming nicht zu komplex auszustatten, gefällt
mir. Doch über die Qualität der Online-Spiele bin ich nicht
informiert. Vielleicht hat einer der Heibel-Ticker-Leser ja
eigene Erfahrungen.
KORRELATIONSANALYSE
kurzfristig
VIV AMAT DRW3.de 7KT.de GAME
VIV 1,00 0,65 0,27 0,34 0,46
AMAT 0,65 1,00 0,16 0,10 0,56
DRW3.de 0,27 0,16 1,00 0,40 0,17
7KT.de 0,34 0,10 0,40 1,00 0,24
GAME 0,46 0,56 0,17 0,24 1,00
langfristig
VIV AMAT DRW3.de 7KT.de GAME
VIV 1,00 0,48 0,65 0,27 0,02
AMAT 0,48 1,00 0,43 0,07 0,32
DRW3.de 0,65 0,43 1,00 0,04 -0,31
7KT.de 0,27 0,07 0,04 1,00 -0,01
GAME 0,02 0,32 -0,31 -0,01 1,00
Weder kurz- noch langfristig gibt es Korrelationen über 0,7,
somit würde ich dieses Portfolio als gut diversifiziert
betrachten.
Mit einem Telekom-Titel (Vivo), einem High-Tech-Maschinenbauer
(Applied Materials), einem Medizintechnik-Unternehmen
(Drägerwerk), einem Agrarunternehmen (KTG Agrar) und einem
Online-Spieleanbieter (Shanda Gaming) haben Sie eine sehr
breite Branchenstreuung verwirklicht. Vor dem Hintergrund, dass
Sie Silver Wheaton noch im Rohstoffsektor einsetzen, finde ich
damit auch den Sicherheitsaspekt (Drägerwerk, Silver Wheaton)
ausreichend berücksichtigt.
Brasilien (Vivo), China (Shanda Games), USA (Applied Materials)
und Deutschland (KTG Agrar, Drägerwerk) ist ebenfalls eine
super regionale Aufteilung. Das Heimatland sollte etwas
übergewichtet sein, alle anderen wesentlichen Regionen sind
vertreten.
Die Balance zwischen Zockeraktien (Shanda Gaming, Applied
Materials) und langfristig soliden Titeln (Vivo, Drägerwerk,
KTG Agrar) ist ebenfalls gegeben. Für einen Rentner wäre mir
Ihr Portfolio zu spekulativ. Für einen Berufsanfänger jedoch
kann es ruhig etwas spekulativer sein.
Wenn ich mir das so anschaue, würde ich sagen, ich habe selten
ein besser ausgewogenes Portfolio gesehen :-)
=============================================================== 05. LESERFRAGE: E.ON
===============================================================
Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.
=================
FRAGE:
Lieber Herr Heibel,
habe ein dringendes Problem. Ich bin 'ziemlich' in E.ON
investiert, neben den „HEIBEL-TIPS“, einfach der Dividende
wegen. Das Papier geht immer mehr gen Süden. Soll ich halten?
Bin ca. 10% unter Einstand!
Einstweilen VIELEN DANK!!, Ihr Martin aus Heilbronn
ANTWORT:
Letzte Woche hat die Commerzbank eine Studie zum deutschen
Energiesektor herausgebracht. Darin wird die
"Brennelementesteuer" der Bundesregierung untersucht, die ab
2011 2,3 Mrd. Euro zusätzliche Steuereinnahmen bringen soll.
Wie ich in letzter Zeit immer wieder betonte: In den
Industrieländern, und also auch in Deutschland, muss das
Schuldenproblem in den Griff bekommen werden. Sowohl die
Ausgaben werden gekürzt (wenn auch nur ein bisschen), als auch
die Einnahmen müssen erhöht werden. Und da schaut die Politik
natürlich dort hin, wo was zu holen ist. Das ist bei den
Versorgern RWE, E.ON und Co. der Fall, also stehen die Chancen
gut, dass dort mehr Steuern gezahlt werden müssen. Das
reduziert auf der anderen Seite natürlich den Gewinn der
Versorger.
Gleichzeitig bröckelt die Mehrheit der Regierungskoalition
langsam dahin und die Chancen auf eine Verlängerung der
Kernkraftwerklaufzeiten werden kleiner. So werden unsere
Energieversorger schon früher in neue Kraftwerke investieren
müssen. Das kostet Geld, schneidet also in die Gewinne und so
ist auch diese politische Entwicklung eine Belastung für den
Aktienkurs.
E.ON zahlt eine Dividende von 1,50 Euro für das Jahr 2009, im
laufenden Jahr wird eine ähnliche Dividende erwartet. Das
entspricht einer Dividendenrendite von 6,1%. Ich nehme nicht
an, dass die neue Brennelementesteuer die hohe Dividende
infrage stellt, ich könnte mir nur vorstellen, dass der Anstieg
der Dividende in Zukunft nicht so drastisch ausfallen wird. Als
Dividendentitel hat E.ON also auch mit der neuen Steuer noch
eine Berechtigung.
Der ganze Markt ist ein wenig zurückgekommen, E.ON vor dem
Hintergrund der beiden nachteiligen Meldungen ist etwas
überproportional gefallen. Ich sehe darin keinen Grund zur
Sorge, sofern der Titel eine Langfristposition darstellt.
Kurzfristig könnten weitere Hiobsbotschaften belasten, doch
mittel- und langfristig ist der Titel gesund und die
Dividendenrendite attraktiv.
============================================================== 06. BEOBACHTETE WERTE
==============================================================
Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.
==========
Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hinein schauen.
Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.
Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.
Unter „Änd“ steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche“ steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf.“ steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
NK – Nachkaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL - Stopp Loss
KL - Kauflimit oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.
Auch dieses Kapitel bleibt den zahlenden Abonnenten des
Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis
dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen
Dienst nicht aufrecht erhalten.
==============================================================
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel http://heibel-ticker.de
mailto:info/at/heibel-ticker/./de
============================================================== 07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
==============================================================
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung
der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
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Heibel-Ticker Ende
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http://heibel-ticker.de
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* Bitte Schriftart Courier einstellen *
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01. INFO-KICKER: SHORT-SQUEEZE FÜHRT ZU BÖRSENRALLYE
02. SO TICKT DIE BÖRSE: SARKOZY FÜR VERBOT UNGEDECKTER SHORTS
03. AUSBLICK: LÖSUNGEN ZEICHNEN SICH LANGSAM AB
04. DEPOTCHECK: VIVO, APPLIED MATERIALS, DRAEGEREWERK,
KTG AGRAR, SHANDA GAMES
05. LESERFRAGE: E.ON
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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01. INFO-KICKER: SHORT-SQUEEZE FÜHRT ZU BÖRSENRALLYE
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Liebe Börsenfreunde,
die wichtigste Meldung habe ich den Kunden des Heibel-Ticker
PLUS bereits am vergangenen Dienstag im Rahmen eines Updates
zugeschickt: Sarkozy stellt sich beim Verbot ungedeckter
Leerverkäufe auf die Seite von Merkel. Die Kursrallye dieser
Woche führe ich auf einen Short-Squeeze zurück, der durch
diesen Meinungswechsel Frankreichs losgetreten wurde. Die
Details dazu finden Sie im Kapitel 02. Dort habe ich auch die
unglückliche Rolle Präsident Obamas im Rahmen der Ölkatastrophe
näher beleuchtet.
Im Ausblick habe ich die neuesten Entwicklungen zusammengefasst
und meine Einschätzung für die nächsten Wochen davon
abgeleitet.
Den heutigen Depotcheck sollten Sie sich nicht entgehen lassen.
Der Kunde hat ein Portfolio zusammengestellt, das allen
Ansprüchen gerecht wird: Branchenstreuung, regionale Streuung,
sogar ein ausgewogener Risikomix ist gelungen. Ich bin fast
neidisch auf dieses Portfolio.
E.ON zahlt zwar eine ordentliche Dividende, doch das Geschäft
wird immer schwerer für den Versorger. Ein Leser fragt mich im
Kapitel 05 danach, warum der Kurs eines so soliden Unternehmens
nur noch bergab laufen kann.
Wie immer gibt es wichtige Aktualisierungen zu unseren offenen
Positionen in Kapitel 06. Zu Apple habe ich eine neue,
langfristige Einschätzung ausgearbeitet.
Nun wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende. Vielen Dank für
die vielen Danksagungen zu meinem kleinen SMS-Geschenk. Noch
habe ich das Geschenk nicht an alle Kunden geschickt, bitte
haben Sie noch etwas Geduld. Und jeder, der sich noch bis zum
Ende des Monats für den SMS-Dienst anmeldet, erhält das
Geschenk. Also nur zu.
Die PDF-Version dieser Ausgabe wird Ihnen ab morgen früh im
Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung stehen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp9953.pdf
Ich wünsche eine anregende Lektüre,
take share, Ihr
Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker
P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.
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02. SO TICKT DIE BÖRSE: SARKOZY FÜR VERBOT UNGEDECKTER SHORTS
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WAS WUSSTE PRÄSIDENT OBAMA ZUR ÖLKATASTROPHE?
Jegliche Versuche von BP, das Ölleck in 1.500 Meter Tiefe zu
schließen, sind gescheitert. Die anfänglichen Schätzungen von
BP, dass ca. 1.000 Fass Öl pro Tag austreten, haben sich als zu
niedrig erwiesen. Nicht 5.000 Fässer täglich laufen aus, seit
dieser Woche wissen wir, dass über 50.000 Fässer Öl pro Tag ins
Meer fließen – und seit zwei Monaten täglich geflossen sind!
Anfänglich waren es „Gerüchte“, die Brancheninsider gestreut
haben mögen. In den USA kamen immer wieder Meldungen von
anderen Ölkonzernen, die öffentlich den Erfolg der
Rettungsversuche von BP infrage stellten und öffentlich die
Menge des austretenden Öls mit mehreren Zigtausend
bezeichneten.
Uns Anlegern fehlt der Zugang zu solchen Informationen, und es
ist leicht, diese Informationen als gezielt gestreute
Fehlinformationen zu diskreditieren, stammen sie doch zumeist
von den Konkurrenten von BP, die ein Interesse daran haben
könnten, BP zu schädigen. Doch es sollte einen Mann geben, der
durch persönliche Interessen, Wettbewerbstaktik und Utopien
hindurch den Überblick behalten kann: der US-Präsident Obama.
Sie wissen, dass ich große Stücke auf Obama halte. Doch in
diesem Punkt hat er sich nun nicht so vorteilhaft verhalten.
Ich habe BP nach dem Unglück zum Kauf empfohlen, doch eine
Hiobsbotschaft nach der anderen führte den Kurs immer tiefer
und ich habe die Position schließlich mit einem Verlust von
19,9% aufgelöst. Ich hoffe, dass dies mein einziges schwarzes
Schaf für das Jahr 2010 bleibt.
Die Einschätzungen der Konkurrenten habe auch ich zuhauf
gelesen, doch Obamas Einschätzung, dass niemand das wirkliche
Ausmaß dieses Unglücks vorhersehen konnte, habe ich vertraut.
Und Obamas Vertrauen in BP, das Leck zu schließen, habe ich
vertraut.
Doch heute, wo das Unglück retrospektiv analysiert wird, werden
Argumente vorgetragen, denen zufolge es gar nicht möglich war,
das Leck zu schließen. Es handelte sich lediglich um Goodwill-
Aktionen von BP, Zeichen des guten Willens ohne Aussicht auf
Erfolg.
Und auch die Schätzung, dass nur 1.000 Fass Öl pro Tag
ausströmen, wird heute mit dem Argument, dass kein Ölkonzern
für 500.000 USD/Tag eine Bohrinsel mietet, wenn er ein Ölfeld
mit einer so geringen Ergiebigkeit erschließt, als
offensichtlich falsch entlarvt. Ein Ölkonzern gibt nur dann
500.000 USD pro Tag für eine Bohrinsel aus, wenn er sich von
der zu erschließenden Ölquelle einen Umsatz von mindestens dem
doppelten, also 1 Mio. USD pro Tag, verspricht. Und für 1 Mio.
USD Umsatz mit Öl benötigt man 1 Mio. USD % 50 USD/Fass Öl =
20.000 Fass Öl pro Tag.
Nein, das konnte niemand wissen und Obama tut richtig daran,
diejenigen das Problem beheben zu lassen, die es verursacht
haben. Diese Betrachtungsweise der vergangenen Wochen gerät nun
ins Wanken. Kann man von dem mächtigsten Präsidenten der Welt
nicht ein wenig mehr Durchsicht erwarten? …
... oder konnte er auf die Warnungen nicht hören, denn er hatte
ja kurz zuvor zu den bestehenden Konditionen mit den (nunmehr
nachweislich) zu laschen Sicherheitsbestimmungen weitere
Bohrungen in der Karibik zugelassen.
Nun, BP hat die Dividende gestrichen und einen 20 Mrd. USD
Hilfsfonds für die Geschädigten aus der Ölkrise aufgelegt. Der
Kurs hat sich seit dieser Entscheidung etwas erholt. Die größte
Angst der vergangenen Wochen war, dass eine politische
Entscheidung das Geschäftsmodell von BP kaputtmacht. Doch wenn
ich mir das Verhalten von Obama im Verlauf der
Unglücksbekämpfung und in dessen Vorfeld betrachte, dann
fürchte ich, dass er versucht, sich ohne aufsehenerregende
Entscheidungen durch das Unglück durchzuschlawinern.
Unter´m Strich bleibt ein weiterer übler Nachgeschmack, dass
offensichtlich individuelle politische Interessen eines
Präsidenten wichtiger sind als eine bedingungslose und ehrliche
Aufklärung der Bevölkerung. Für Anleger, die kürzlich erst den
Minuten-Crash erlebten (6. Mai: Dow Jones fällt um 10% in
wenigen Minuten) häufen sich die Anzeichen dafür, dass die
Börse eher mit einem Kasino zu vergleichen ist, denn mit einem
seriösen Platz für Investoren.
SCHULTERSCHLUSS ZWISCHEN SARKOZY UND MERKEL
Am Dienstag habe ich in einem Update die Kunden des Heibel-
Ticker PLUS auf die Gründe der aktuellen Rallye aufmerksam
gemacht. Meiner Ansicht nach erleben wir eine Short-Covering-
Rallye, also steigende Kurse aufgrund von Deckungskäufen von
Leerpositionen, die aus Angst vor weiteren Verboten zu
ungedeckten Leerverkäufen losgetreten wurde.
Nachdem Angela Merkel für ihren Alleingang beim Verbot
ungedeckter Leerverkäufe weltweit heftig kritisiert wurde, hat
nun einer der Kritiker, Frankreichs Präsident, Sarkozy,
eingelenkt und sich auf die Seite von Merkel geschlagen.
Gemeinsam wollen sie nun vorantreiben, Leerverkäufe in Europa
zu unterbinden.
Größter Widersacher ist England, denn auf der Insel findet das
mit Abstand größte Volumen von Leerverkäufen statt. England
kann es sich kaum leisten, nun auch noch die Finanzbranche zu
vergraulen, denn mangels alternativer Industrien und durch die
Finanzkrise ist es ohnehin schon schlecht um die Finanzen
Englands bestellt. Die Katastrophe von BP beeinträchtigt nun
noch das Geschäft des größten Steuerzahlers der Insel, mit 15%
der Unternehmenssteuern des Landes trifft das Unglück in der
Karibik nicht nur BP, sondern gleich ganz England.
Merkel allein wurde kritisiert. Merkel und Sarkozy gemeinsam
wird man zumindest anhören müssen. Und die geschwächte
Position, in der sich England befindet, könnte durchaus ein
Plus für Merkel und Sarkozy sein.
Einer der am stärksten leerverkauften Titel, die Banco
Santander, hat inzwischen um 25% zugelegt. Ich habe die Aktie
in der vergangenen Ausgabe vorgestellt und denke, dass wir dort
einen klassischen Short-Squeeze erleben: Leerverkäufer, die auf
dem falschen Fuß erwischt wurden, müssen nun in den steigenden
Kurs hinein ihre Leerpositionen auflösen, feuern den Kurs
dadurch weiter an, können es sich aber nicht leisten
abzuwarten, denn durch den Kursanstieg reichen die
erforderlichen Sicherheitsleistungen kaum noch aus.
So haben wir diese Woche heftige Kurssprünge erleben können.
Schauen Sie sich die Wochenperformance der wichtigsten Indizes
in der folgenden Übersicht einmal an:
INDIZES 17.6.10
Dow Jones 10.434 2,6%
DAX 6.223 2,7%
Nikkei 9.995 3,0%
Euro/US-Dollar 1,239 2,5%
Euro/Yen 112,465 1,6%
10-Jahre-US-Anleihe 3,19% -0,1%
Umlaufrendite Dt 2,22% 0,1%
Feinunze Gold USD $1.244,82 2,1%
Fass Crude Öl USD $77,72 2,4%
Baltic Dry Shipping I 2.784 -18,7%
Der Euro ist um 2,5% angestiegen. Ein großer Anstieg vor dem
Hintergrund der noch lange nicht gelösten Probleme der EU. Auch
diesen Anstieg führe ich auf einen Short-Squeeze zurück. Der
Euro war eine große Shortposition bei Hedgefonds, doch der
Seitenwechsel von Sarkozy hat diese Spekulation wesentlich
riskanter gemacht, und daher hat sich nun ein teuflischer
Kreislauf von Deckungskäufen und nicht ausreichenden
Sicherheiten entwickelt.
Der Baltic Dry Shipping Index ist um 18% eingebrochen! Das
sieht aus, als hätte die Welt aufgehört zu exportieren. Und das
nur eine Woche, nachdem China vermeldet hatte, dass das Land
auf Teufel komm raus exportiert und importiert. Die restriktive
Geldpolitik in China bremst das Wirtschaftswachstum kaum.
Dennoch ist der Index für Verschiffungskosten eingebrochen. Der
Sommer steht an und ich deute dies als Mahnung, vorsichtig zu
bleiben.
Schauen wir uns einmal an, was die Stimmung der Anleger zu den
jüngsten Entwicklungen sagt:
SENTIMENTDATEN
ANALYSTEN:
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):
Kaufen / Verkaufen
28.05.- 04.06. (270): 57% / 15%
04.06.- 11.06. (138): 50% / 14%
11.06.- 18.06. (155): 48% / 22%
ANALYSTEN KAUF
BP, Société Générale, Deutsche Post
ANALYSTEN VERKAUF
Veolia Environnement, Banco Pastor, RWE
PRIVATANLEGER:
22. KW 2010: 64% Bullen (86 Stimmen)
23. KW 2010: 54% Bullen (75 Stimmen)
24. KW 2010: 52% Bullen (73 Stimmen)
Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 6.104
PRIVATANLEGER KAUF
Technicolor S.A., Washington Mutual, AMBAC
PRIVATANLEGER VERKAUF
SMA Solar, Envio, Rhodia S.A.
Für eine Warnung vor Washington Mutual und AMBAC lesen Sie
bitte meinen alten Artikel unter
http://www.heibel-unplugged.de/1347,boersenanalyse-abzocke-mit-
scheintoten-aktien/
Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt: http://www.sharewise.com?heibel
Der Optimismus der Analysten sowie Anleger wird verhaltener. In
die steigenden Kurse hinein schwindet die Zuversicht. Das ist
eigentlich ein gutes Zeichen, denn ein überschwänglicher
Optimismus würde ein baldiges Ende der Rallye ankündigen. Die
verhaltene Stimmung könnte also dazu führen, dass die Rallye
noch ein wenig anhält.
Im folgenden Kapitel werde ich darauf eingehen, wie sich die
verschiedenen Problembereiche in den vergangenen Tagen
entwickelt haben und welche weitere Börsenentwicklung ich daher
erwarte.
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03. AUSBLICK: LÖSUNGEN ZEICHNEN SICH LANGSAM AB
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Der Ausblick bleibt den zahlenden Abonnenten des
Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis
dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen
Dienst nicht aufrecht erhalten.
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04. DEPOTCHECK: VIVO, APPLIED MATERIALS, DRAEGEREWERK,
KTG AGRAR, SHANDA GAMES
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Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem
Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei
plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut
schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit
einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße
gestellt.
Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den 5 größten
Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die
einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in
denen sie wirtschaften.
Schicken Sie mir Ihre 5 größten Positionen an
Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte unterschreiben Sie mit
Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie leben. Diese
Information wird dann veröffentlicht.
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Sehr geehrter Herr Heibel,
danke für das freundliche Angebot eines Depotchecks, das ich
gern annehme. Folgende sind die 5 größten Positionen:
Vivo Participacoes
Applied Materials
Draegerwerk Vorzüge
KTG Agrar
Shanda Games
Ergänzend als Rohstoffbeimischung: Silver Wheaton
Nun bin ich gespannt auf Ihre Analyse.
Mit freundlichen Grüßen, Friedrich aus Calw
ANTWORT:
Sehr geehrter Anleger,
Schauen wir uns zunächst die fünf Positionen einmal im
Einzelnen an:
VIVO
Das brasilianisches Mobilfunkunternehmen mit 50 Mio. Kunden
befindet sich in unserer Beobachtungsliste. 2014 wird in
Brasilien die Fußball-WM stattfinden, 2016 die Olympiade. Das
Land zählt zu den Schwellenländern, die derzeit am stärksten
wachsen. Vivo selbst wächst mit 20% p.a. und notiert auf einem
KGV von 23. Ich halte das für günstig.
APPLIED MATERIALS
Der Wettbewerber von AIXTRON bietet Fertigungsanlagen für den
Bau von Halbleitern, LCD-Bildschirmen und Solarmodulen an. Es
ist ein extrem schwankungsanfälliges Geschäft, sodass auch der
Aktienkurs extremen Schwankungen unterliegt. Aktuell befindet
sich die Branche in einem Aufwind, das KGV notiert auf 40, aber
auch das Gewinnwachstum liegt dieses Jahr bei über 100% und
wird für das nächste noch auf 40% geschätzt. So würde das KGV
2011e auf 11 fallen, was wiederum günstig erscheint.
Die Finanzkrise 2007 / 2008 hat Investitionen in die EDV-
Infrastruktur verzögert, und derzeit erleben wir einen
Aufschwung, der von zwei Komponenten herrührt: Zum einen hat
sich ein Bedarf aufgestaut, zum anderen haben die Chip-
Produzenten ihre Fertigungskapazitäten optimiert, sie haben
also nicht mehr auf Vorrat in neue Fertigungsanlagen
investiert. Ähnlich war die Entwicklung in der Flachbildschirm-
sowie Solarmodulbranche, die Überkapazitäten von vor drei
Jahren sind abgebaut und eine nun langsam anziehende Nachfrage
führt unmittelbar zu dem Bedarf neuer Fertigungsanlagen.
Solange dieser Trend anhält, wird Applied Materials, genau wie
auch die deutsche AIXTRON, weiter anziehen. Sollte der
Wirtschaftsaufschwung jedoch aufgrund der Eurokrise nachhaltig
ins Straucheln geraten, dann dürfen Sie diese beiden Aktien
nicht besitzen. Ich erwarte einen anhaltenden
Wirtschaftsaufschwung, wäre aber aufgrund des hohen Risikos in
dieser Aktie sehr vorsichtig.
DRÄGERWERK
Medizin- und Sicherheitstechnik sind die Steckenpferde dieses
hanseatischen Unternehmens (Lübeck). Vor anderthalb Jahren
hatte ich mir das Unternehmen zuletzt angeschaut und kam zu der
Überzeugung, dass dort einiges im Argen liegt. Missmanagement
und ineffiziente Unternehmensstrukturen führten zu Problemen
beim Absatz sowie bei den Gewinnmargen. Nach meiner Warnung
fiel der Kurs um weitere 50%.
Im Sommer 2009 wurde ein Restrukturierungsprogramm
implementiert, insbesondere der Einkauf wurde wesentlich
aggressiver. Ab 2011 soll Unternehmensaussagen zufolge das
Ergebnis durch diese Maßnahmen um 100 Mio. Euro steigen. Bei
einem EBIT von 80 Mio. Euro im Jahr 2009 ist das eine
ambitionierte Zielgröße, der Kurs ist inzwischen von 11 auf 55
Euro explodiert. Das KGV würde 2011 bei 11 stehen, wenn das
Vorhaben erfolgreich umgesetzt wird.
Die Umsatzentwicklung ist unspektakulär. Wichtiger ist für
Drägerwerk die Margenentwicklung, da in allen Bereichen gespart
wird und somit auch in der Gesundheitsbranche stärker auf die
Kosten geschaut wurde. Dieser Entwicklung hat das Unternehmen
nun Rechnung getragen, so ist das aktuelle Bewertungsniveau in
meinen Augen nun wieder attraktiv. Eine Perspektive für das
Unternehmen, sich weiterzuentwickeln, nachdem nun erst einmal
die Kosten in den Griff bekommen wurden, sehe ich derzeit noch
nicht. Der Aktienkurs hingegen könnte sich noch
weiterentwickeln, wenn Drägerwerk als stabile Cashcow der
Pharmabranche als nicht zyklischer Wert zur Depotabsicherung
verwendet wird. So könnte ich mir einen weiteren Kursanstieg
von 10% vorstellen, doch für mehr dürfte es aus heutiger Sicht
kaum reichen.
KTG AGRAR
Deutschlands erster börsennotierter Bauer verfügt über ein gut
planbares Geschäft, baut dieses jedoch mit hohen Schulden auf.
Die jüngste Kapitalerhöhung zu 16 Euro im März dieses Jahres
fand zu einem Preis statt, der inzwischen unterschritten wurde.
Kapitalerhöhungen werden meist an konservative Anleger
verkauft, die hoffentlich zu langfristigen Aktionären werden.
Wenn jedoch der Ausgabepreis unterschritten wird, dann dürften
sich einige dieser neuen Aktionäre enttäuscht vom Unternehmen
abwenden. So fiel der Kurs Ende Mai unter 16 Euro und pendelt
seither um 14,90 Euro.
Das KGV liegt bei 13. Bei einem ordentlichen Umsatzwachstum
(20% p.a.) wachsen die Kosten jedoch mit, sodass sich das EBIT
nur unterproportional entwickelt. Gleichzeitig steigen die
Finanzierungskosten.
KTG Agrar setzt auf die Förderung durch das Erneuerbare
Energien Gesetz (EEG) und kann sich, solange die
Bundesregierung nicht auch in diesem Bereich beginnt, zu
"sparen", somit seines Geschäfts sicher sein. Die Unsicherheit
bezüglich der Geschäftsentwicklung bezieht sich in meinen Augen
in erster Linie auf die Unsicherheit gesetzgeberischer Willkür,
die nach der Änderung der Solarförderung als etwas höher
angesehen wird als zuvor. Grundsätzlich rechne ich jedoch nicht
damit, dass dies auch im Agrarbereich zu Änderungen führen
wird, und würde daher erwarten, dass der Kurs der Aktie von KTG
Agrar im Herbst wieder ansteigt.
SHANDA GAMES
In Schanghai sitzt dieses Unternehmen, das Online-Spiele wie
Schach oder andere Brettspiele anbietet, bei denen mehrere
Spieler gleichzeitig spielen. Mit einer Marktkapitalisierung
von 1,6 Mrd. USD gehört Shanda Games schon zu den Großen der
Branche (Branchenprimus Electronic Arts ist 5,5 Mrd. USD wert).
Dennoch wird Electronic Arts nur mit dem einfachen
Umsatzmultipel bewertet, während für Shanda das doppelte
angesetzt wird. Vermutlich versprechen sich Anleger von dem
Online-Ansatz eine bessere Skalierbarkeit des Geschäfts.
Spieler online zu verbinden, wird immer wieder versucht, doch
selten gelingt dies in einer nachhaltigen Art. Die Berliner
Firma Second Life, die mit ihren Online-Avataren für Furore
sorgte, ist inzwischen auch an einem Punkt angelangt, an dem
der Personalstamm abgebaut werden muss.
Die Bilanz von Shanda Games ist sauber, es gibt kaum Schulden
und die Kasse ist mit 400 Mio. USD liquiden Mitteln gefüllt.
Die operative Marge beträgt 35% und der Umsatz wächst im
nächsten Jahr mit 15%. Das KGV ist mit 7 sehr niedrig. Seit der
Erstnotiz an westlichen Börsen im vergangenen Herbst hat sich
die Aktie halbiert. Ich vermute, dass dies auch dem heftigen
Rückschlag an den chinesischen Börsen geschuldet ist, die aus
Angst vor überzogenen restriktiven geldpolitischen Maßnahmen
der chinesischen Regierung auf Talfahrt gingen. Der Shanghai
Index hat seither ein Viertel seines Wertes eingebüßt.
Den Zahlen zufolge sieht das Unternehmen also gut aus. Auch die
Idee, das Online-Gaming nicht zu komplex auszustatten, gefällt
mir. Doch über die Qualität der Online-Spiele bin ich nicht
informiert. Vielleicht hat einer der Heibel-Ticker-Leser ja
eigene Erfahrungen.
KORRELATIONSANALYSE
kurzfristig
VIV AMAT DRW3.de 7KT.de GAME
VIV 1,00 0,65 0,27 0,34 0,46
AMAT 0,65 1,00 0,16 0,10 0,56
DRW3.de 0,27 0,16 1,00 0,40 0,17
7KT.de 0,34 0,10 0,40 1,00 0,24
GAME 0,46 0,56 0,17 0,24 1,00
langfristig
VIV AMAT DRW3.de 7KT.de GAME
VIV 1,00 0,48 0,65 0,27 0,02
AMAT 0,48 1,00 0,43 0,07 0,32
DRW3.de 0,65 0,43 1,00 0,04 -0,31
7KT.de 0,27 0,07 0,04 1,00 -0,01
GAME 0,02 0,32 -0,31 -0,01 1,00
Weder kurz- noch langfristig gibt es Korrelationen über 0,7,
somit würde ich dieses Portfolio als gut diversifiziert
betrachten.
Mit einem Telekom-Titel (Vivo), einem High-Tech-Maschinenbauer
(Applied Materials), einem Medizintechnik-Unternehmen
(Drägerwerk), einem Agrarunternehmen (KTG Agrar) und einem
Online-Spieleanbieter (Shanda Gaming) haben Sie eine sehr
breite Branchenstreuung verwirklicht. Vor dem Hintergrund, dass
Sie Silver Wheaton noch im Rohstoffsektor einsetzen, finde ich
damit auch den Sicherheitsaspekt (Drägerwerk, Silver Wheaton)
ausreichend berücksichtigt.
Brasilien (Vivo), China (Shanda Games), USA (Applied Materials)
und Deutschland (KTG Agrar, Drägerwerk) ist ebenfalls eine
super regionale Aufteilung. Das Heimatland sollte etwas
übergewichtet sein, alle anderen wesentlichen Regionen sind
vertreten.
Die Balance zwischen Zockeraktien (Shanda Gaming, Applied
Materials) und langfristig soliden Titeln (Vivo, Drägerwerk,
KTG Agrar) ist ebenfalls gegeben. Für einen Rentner wäre mir
Ihr Portfolio zu spekulativ. Für einen Berufsanfänger jedoch
kann es ruhig etwas spekulativer sein.
Wenn ich mir das so anschaue, würde ich sagen, ich habe selten
ein besser ausgewogenes Portfolio gesehen :-)
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05. LESERFRAGE: E.ON
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Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.
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FRAGE:
Lieber Herr Heibel,
habe ein dringendes Problem. Ich bin 'ziemlich' in E.ON
investiert, neben den „HEIBEL-TIPS“, einfach der Dividende
wegen. Das Papier geht immer mehr gen Süden. Soll ich halten?
Bin ca. 10% unter Einstand!
Einstweilen VIELEN DANK!!, Ihr Martin aus Heilbronn
ANTWORT:
Letzte Woche hat die Commerzbank eine Studie zum deutschen
Energiesektor herausgebracht. Darin wird die
"Brennelementesteuer" der Bundesregierung untersucht, die ab
2011 2,3 Mrd. Euro zusätzliche Steuereinnahmen bringen soll.
Wie ich in letzter Zeit immer wieder betonte: In den
Industrieländern, und also auch in Deutschland, muss das
Schuldenproblem in den Griff bekommen werden. Sowohl die
Ausgaben werden gekürzt (wenn auch nur ein bisschen), als auch
die Einnahmen müssen erhöht werden. Und da schaut die Politik
natürlich dort hin, wo was zu holen ist. Das ist bei den
Versorgern RWE, E.ON und Co. der Fall, also stehen die Chancen
gut, dass dort mehr Steuern gezahlt werden müssen. Das
reduziert auf der anderen Seite natürlich den Gewinn der
Versorger.
Gleichzeitig bröckelt die Mehrheit der Regierungskoalition
langsam dahin und die Chancen auf eine Verlängerung der
Kernkraftwerklaufzeiten werden kleiner. So werden unsere
Energieversorger schon früher in neue Kraftwerke investieren
müssen. Das kostet Geld, schneidet also in die Gewinne und so
ist auch diese politische Entwicklung eine Belastung für den
Aktienkurs.
E.ON zahlt eine Dividende von 1,50 Euro für das Jahr 2009, im
laufenden Jahr wird eine ähnliche Dividende erwartet. Das
entspricht einer Dividendenrendite von 6,1%. Ich nehme nicht
an, dass die neue Brennelementesteuer die hohe Dividende
infrage stellt, ich könnte mir nur vorstellen, dass der Anstieg
der Dividende in Zukunft nicht so drastisch ausfallen wird. Als
Dividendentitel hat E.ON also auch mit der neuen Steuer noch
eine Berechtigung.
Der ganze Markt ist ein wenig zurückgekommen, E.ON vor dem
Hintergrund der beiden nachteiligen Meldungen ist etwas
überproportional gefallen. Ich sehe darin keinen Grund zur
Sorge, sofern der Titel eine Langfristposition darstellt.
Kurzfristig könnten weitere Hiobsbotschaften belasten, doch
mittel- und langfristig ist der Titel gesund und die
Dividendenrendite attraktiv.
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06. BEOBACHTETE WERTE
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Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.
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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hinein schauen.
Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.
Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.
Unter „Änd“ steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche“ steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf.“ steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
NK – Nachkaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL - Stopp Loss
KL - Kauflimit oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.
Auch dieses Kapitel bleibt den zahlenden Abonnenten des
Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis
dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen
Dienst nicht aufrecht erhalten.
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Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
http://heibel-ticker.de
mailto:info/at/heibel-ticker/./de
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07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung
der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
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Heibel-Ticker Ende
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http://heibel-ticker.de