Einstufung von Montega AG zu Smartbroker Holding AG
Unternehmen: |
Smartbroker Holding AG |
ISIN: |
DE000A2GS609 |
|
Anlass der Studie: |
Update |
Empfehlung: |
Kaufen |
seit: |
02.12.2024 |
Kursziel: |
12,00 EUR |
Kursziel auf Sicht von: |
12 Monaten |
Letzte Ratingänderung: |
- |
Analyst: |
Christoph Hoffmann |
Übernahme von wichtigstem Peer finanzen.net verdeutlicht
Unterbewertung - Guidance angehoben
Mit der mehrheitlichen Übernahme von finanzen.net wurde jüngst der
engste Peer von Smartbroker durch das Private-Equity-Unternehmen
Inflexion an der Seite der Gründer zu einer Bewertung von 400 Mio.
EUR übernommen. Basierend auf dem Kaufpreis ergibt sich für
Smartbroker u.E. aktuell ein Unternehmenswert zwischen 153,8 und
270,6 Mio. EUR bzw. 9,71 bis 16,68 EUR/Aktie. Neben dem Deal hob
Smartbroker zuletzt auch die Guidance an.
Target-Details: finanzen.net zählt neben Smartbroker zu den
führenden Unternehmen im Bereich der Online Finanzmedien und lag in
den letzten 12 Monaten mit 2,4 Mrd. Seitenaufrufen geringfügig
unter den Portalen von SB1 mit 2,5 Mrd. Seitenaufrufen. Neben dem
Portalgeschäft gehören der Neobroker finanzen.net zero, der
Robo-Advisor Oskar und die Trading-Software TraderFox zum Konzern,
die etwa 300.000 Kunden zählen sollen. Laut Medienberichten dürfte
finanzen.net 2024 einen Konzernumsatz von rd. 80 Mio. EUR
(SB1-Umsatz 2024 MONe: 50,9 Mio. EUR) bei einem EBITDA von knapp 30
Mio. EUR erzielen (SB1-EBITDA 2024 MONe: 8,7 Mio. EUR).
Dementsprechend liegt das gezahlte Umsatz-Multiple für 2024 bei
5,0x und das EBITDA-Multiple bei 13,3x.
Der Rohertrag des Mediengeschäfts (Umsatz nicht berichtet) belief
sich gemäß Abschlüssen der Gesellschaft in 2023 auf 31,5 Mio. EUR
bzw. 31,8 Mio. EUR in 2022. Das EBITDA des Mediensegments konnte in
den letzten Jahren etwa auf konstantem Niveau gehalten werden und
soll sich laut Presse in 2024 auf ~21 Mio. EUR belaufen (2023:
~19,9 Mio. EUR; 2022: 20,9 Mio. EUR). Weitere ~9 Mio. EUR EBITDA
sollen in diesem Jahr auf den Broker und die Handels-Software
TraderFox entfallen.
Medien-Geschäft könnte für bis zu Hälfte des Kaufpreises stehen: Um
die Wertimplikationen des Deals für Smartbroker zu quantifizieren,
bewerten wir das Medien- bzw. das Brokerage-Geschäft separat.
Europäische Unternehmen aus dem Bereich 'Interactive Media and
Services' werden im Median mit einem EV/EBITDA (LTM) von 10,1x
gehandelt, was bei einem erwarteten EBITDA 2024 von ~21 Mio. EUR
einen Wert von 212,1 Mio. EUR für den Medienbereich von
finanzen.net ergibt. Der verbleibende Kaufpreisteil von rd. 190
Mio. EUR impliziert für das Brokerage-Geschäft einen Kaufpreis pro
Kunde von 626 EUR, was im oberen Bereich vergleichbarer Übernahmen
liegt. So zahlte flatex 2019 bei der DEGIRO-Übernahme 532 EUR/Kunde
und die Commerzbank 2020 für comdirect 656 EUR/Kunde. Dabei ist bei
der comdirect-Übernahme zu berücksichtigen, dass die Direktbank
insgesamt 2,7 Mio. Kunden und 'nur' 1,6 Mio. Depots aufwies, da ein
Teil der Kundschaft ausschließlich klassiche
Retail-Banking-Dienstleistungen wie das Girokonto, Kreditkarten
etc. nutzte.
Auf Basis des aktuellen EV/EBITDA-Multiples europäischer Peers
i.H.v. 10,1x und dem von Inflexion gezahlten Preis pro
Brokerage-Kunde ergibt sich für Smartbroker zunächst ein
Unternehmenswert von 153,8 Mio. EUR bzw. 9,71 EUR/Aktie (Upside
22,0%). Wir glauben, dass mehrere Adjustierungen nötig sind, um
Rückschlüsse auf den fairen Wert von Smartbroker zu ziehen. Diese
haben wir nachfolgend dargelegt.
- Kundenzahlen von finanzen.net enthalten branchenüblichen hohen
Anteil von Leer- bzw. inaktiven Depots, die SB1 jüngst kündigte: In
den berichteten Brokerage-Kundenzahlen von finanzen.net dürfte
sich, wie branchenüblich, ein niedriger bis mittlerer zweistelliger
Prozentsatz von inaktiven Accounts befinden, die der PE
'mitbezahlt' hat. Da Smartbroker erst vor wenigen Monaten seine
Kundenzahl um sämtliche Leer- bzw. inaktiven Depots bereinigt hat
(79 Tsd. der aktuell 181 Tsd. Kunden bzw. ~30% der Gesamtkunden),
sollte die Kundenzahl von Smartbroker um die inaktiven Kunden (79
Tsd.) erhöht werden. Andernfalls müssten Smartbrokers Kunden mit
einem höheren Preis angesetzt werden.
Unter Berücksichtigung der Leerdepots ergibt sich ein Wert von
12,66 EUR/Aktie.
- Deutlich höhere Umsatz- und Ergebniszahlen von finanzen.net bei
gleichen Seitenaufrufen schwer nachvollziehbar - Käufer dürfte
Dyssynergien durch Entkopplung von Springer einpreisen: In Bezug
auf das Mediensegment fällt auf, dass finanzen.net bei etwa
gleicher Reichweite ein deutlich höheres Umsatzniveau erreicht,
sodass die Monetarisierung des Portals deutlich besser ausfallen
muss. Dies ist angesichts der u.E. starken
Monetarisierungsstrategie seitens SB1 aus unserer Sicht schwer
nachvollziehbar, wobei wir uns durch die Tatsache, dass
finanzen.net u.E. kein ähnliches Exposure im u.E. überproportional
teuren IR-Marketing aufweist, bestärkt fühlen. Da finanzen.net
bisher dem Springer-Konzern angehörte, dürfte der Käufer die
entstehenden Dyssynergien, die sich aus der Herauslösung des
Teilkonzerns ergeben und u.E. zu einer geringeren Ertragskraft
führen könnten, bereits in der Bewertung eingepreist haben, was den
Wert des Mediengeschäfts reduzieren dürfte. Aus dem
2023er-Abschluss von finanzen.net ist ersichtlich, dass
finanzen.net auf der Kostenseite deutlich schlanker aufgestellt und
damit profitabler ist. So betrugen die Personal- und sonstigen
Kosten in 2023 nur 11,5 Mio. EUR. Unter der Annahme von Kosten für
bezogene Leistungen i.H.v. 2,5 Mio. EUR lägen die 'operativen'
Kosten bei 14,0 Mio. EUR, während SB1 in 2023 Kosten von 20,4 Mio.
EUR verzeichnete. Geht man davon aus, dass finanzen.net nach
Dyssynergien den gleichen Media-Umsatz wie Smartbroker generiert
(2023: 27,3 Mio. EUR) und die Kostenbasis konstant bleibt, würde
das Medien-Segment von finanzen.net ein EBITDA von 13,3 Mio. EUR
erzielen, sodass sich auf Basis des EV/EBITDA-Multiples der
börsennotierten Peers i.H.v. 10,1x ein Wert des Mediengeschäfts von
134,3 Mio. EUR ergeben würde. Indes beläuft sich der implizierte
Wert des Mediengeschäfts von Smartbroker aufgrund des geringeren
EBITDAs lediglich auf 40,4 Mio. EUR. Für das Brokerage-Geschäft von
finanzen.net ergibt sich nach Berücksichtigung des Mediengeschäfts
mit 134 Mio. EUR ein verbleibender Kaufpreis von 266 Mio. EUR, was
einen Preis pro Brokerage-Kunden von 886 EUR impliziert. Damit
ergibt sich für Smartbroker unter Berücksichtigung der aktuellen
Kundenzahl ohne Leerdepots ein Unternehmenswert i.H.v. 200,7 Mio.
EUR (12,51 EUR/Aktie). Adjustiert man die Kundenzahl um Leer- bzw.
inaktive Depots ergäbe sich ein Wert des Brokerage-Geschäfts von
230,2 Mio. EUR und ein gesamter Unternehmenswert von 270,6 Mio. EUR
bzw. 16,68 EUR/Aktie.
Somit ergeben sich u.E. vier Unternehmenswerte für Smartbroker,
wobei wir den Vierten als am treffsichersten finden, da dieser zwei
verzerrende Effekte eliminiert:
- 9,71 EUR/Aktie ohne Adjustierungen durch Bewertung des
Mediengeschäfts mit Median-EBITDA-Multiple des Sektors
- 12,51 EUR/Aktie bei Adjustierung des Mediengeschäfts um
Dyssynergien
- 12,66 EUR/Aktie bei Adjustierung des Brokerage-Geschäfts um
Leerdepots
- 16,68 EUR/Aktie bei Adjustierung des Mediengeschäfts um
Dyssynergien und Adjustierung des Brokerage-Geschäfts um
Leerdepots
Insgesamt unterstreicht die Transaktion u.E. die Unterbewertung von
Smartbroker, die sich ebenso durch unser DCF-Modell ergibt. Der
aktuelle Bewertungsabschlag könnte auf das geringere Kundenwachstum
des Smartbroker+ zurückzuführen sein. Dies sehen wir allerdings
kritisch, da Smartbroker aus Preis-Leistungs-Gesichtspunkten das
klar bessere Produkt am Markt hat und zuletzt bewusst keine
Neukunden akquirierte. Mit ähnlichem Werbebudget dürfte Smartbroker
daher u.E. auch ein ähnliches Wachstum erzielen können und hat
bereits in der Vergangenheit, wenn auch in einem begünstigten
Umfeld, 70.000 bzw. 120.000 Kunden innerhalb eines Jahres gewonnen,
was u.E. in etwa den Zahlen des finanzen.net zero-Brokers
entspricht.
Prognosen angepasst: Aufgrund einer vorzeitigen Verlängerung einer
Kooperation und einem geringer als geplanten Werbebudget hat
Smartbroker jüngst seine EBITDA-Prognose für 2024 um 4,0 Mio. EUR
auf 7,0 bis 9,0 Mio. EUR angehoben. Dementsprechend erhöhen wir
unsere Ergebnisschätzung für das laufende Jahr um den Sondereffekt,
da wir bereits zuvor geringere Marketingausgaben prognostiziert
hatten. Darüber hinaus erwarten wir ab 2025 höhere Zinserträge, da
wir zuvor von großen Verschiebungen auf das neue Zinskonto von
insgesamt 33% des Cashs ausgingen. Im letzten KPI-Call führte das
Management jedoch aus, dass bisher nur marginale Abflüsse zu
verzeichnen waren.
Fazit: Die vergleichsweise teure Übernahme des engsten Peers
finanzen.net durch Private Equity unterstreicht nicht nur die
Attraktivität des Geschäftsmodells, sondern ebenso die
Unterbewertung von Smartbroker. Durch das nun sukzessive erhöhte
Marketing dürfte das Wachstum ab 2025 spürbar zulegen und einen
Katalysator für die Aktie darstellen. Wir bestätigen unsere
Kaufempfehlung und unser Kursziel.
+++ Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum
Abschluss
bestimmter Börsengeschäfte. Bitte lesen Sie unseren RISIKOHINWEIS
/
HAFTUNGSAUSSCHLUSS unter http://www.montega.de +++
Über Montega:
Die Montega AG ist eines der führenden bankenunabhängigen
Researchhäuser
mit klarem Fokus auf den deutschen Mittelstand. Das
Coverage-Universum
umfasst Titel aus dem MDAX, TecDAX, SDAX sowie ausgewählte
Nebenwerte und
wird durch erfolgreiches Stock-Picking stetig erweitert. Montega
versteht
sich als ausgelagerter Researchanbieter für institutionelle
Investoren und
fokussiert sich auf die Erstellung von Research-Publikationen sowie
die
Veranstaltung von Roadshows, Fieldtrips und Konferenzen. Zu den
Kunden
zählen langfristig orientierte Value-Investoren, Vermögensverwalter
und
Family Offices primär aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg.
Die
Analysten von Montega zeichnen sich dabei durch exzellente Kontakte
zum
Top-Management, profunde Marktkenntnisse und langjährige Erfahrung
in der
Analyse von deutschen Small- und MidCap-Unternehmen aus.
Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
http://www.more-ir.de/d/31461.pdf
Kontakt für Rückfragen:
Montega AG - Equity Research
Tel.: +49 (0)40 41111 37-80
Web: www.montega.de
E-Mail: research@montega.de
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