NEW YORK (dpa-AFX) - Apple   prescht auf den
amerikanischen Bildungsmarkt vor - und könnte dabei auch weltweit das
Buchgeschäft umkrempeln. Denn neben dem Fokus auf digitale Lernbücher
in den USA stellte der iPad- und iPhone-Konzern am Donnerstag eine
kostenlose Plattform vor, mit der jeder in einfachen Schritten
interaktive E-Books erstellen kann.

    Zudem baut Apple seine Bildungs-Plattform "iTunes U" zu einem
Programm für den Lernbetrieb aus, in dem man zum Beispiel auch
Hausaufgaben erledigen oder mit seinem Lehrer kommunizieren kann.

    Die Speerspitze für die Bildungsoffensive von Apple ist das
populäre iPad-Tablet, das verstärkt als Lerngerät zum Einsatz kommen
soll. Statt mehrere Kilogramm schwere Bücher müssten Schüler und
Studenten nur noch ihre iPads in die Klassen mitnehmen, schwärmte
Apple-Manager Eddy Cue.

    Mit der Software "iBooks Author" lassen sich neben Texten auch
Grafiken, Animationen und Videos in selbsterstellte Digitalbücher
einbinden. In Anspielung auf ein Apple-Programm zum kinderleichten
Musizieren spricht der Konzern selbst von "GarageBand" für die
Produktion digitaler Bücher.

    Der im Oktober verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs hatte im
Hintergrund lange über eine Revolution auf dem US-Bildungsmarkt
nachgedacht, wie er seinem Biografen Walter Isaacson erzählte. Die
Vorstellung der Bildungsinitiative in dem New Yorker Solomon R.
Guggenheim Museum war die erste große Apple-Ankündigung seit Jobs' Tod
an den Folgen eines langen Krebsleidens.

    Als erstes Ziel wolle der Konzern das Lernbuch neu erfinden,
kündigte Apple-Marketingchef Phil Schiller an. Mit der neuen Version
des Lese-Programms iBooks lassen sich interaktive Inhalte wie animierte
Grafiken besser anzeigen. Mehrere große US-Verlage sind zum Start mit
ihren Lernbüchern dabei. Schon in den vergangenen Jahren seien bereits
mehr als 20.000 Lern- und Bildungs-Apps für das iPad entstanden, sagte
Schiller.

    Auch wenn es am Anfang vor allem um den amerikanischen Markt geht,
machte Apple größere Ambition deutlich: Die neue "iTunes U"-App soll
in vielen Ländern verfügbar sein. "Damit können Lehrern und Studenten
alles nötige direkt auf ihren iPads erledigen." Bisher konnte man sich
bei "iTunes U" Lernmaterial wie Videos von Vorlesungen herunterladen.

    Apple war mit dem Start des iPad im Frühjahr 2010 auch ins
Geschäft mit digitalen Büchern eingestiegen, hat in dem Bereich jedoch
viele Konkurrenten wie etwa den weltgrößten Online-Einzelhändler
Amazon. Der Schwerpunkt auf digitale Lernbücher und die neue
Selbstverlags-Plattform könnten die Gewichte verschieben./so/DP/he