WASHINGTON/ATHEN (dpa-AFX) - Das von der Staatspleite bedrohte
Griechenland muss nach Ansicht von US-Präsident Barack Obama "harte
Entscheidungen" treffen und sein wackliges Finanzsystem mit Reformen
stabilisieren. "Sie müssen Steuern eintreiben. Sie müssen ihre
Bürokratie abbauen", sagte Obama am Freitag nach einem Treffen mit
Italiens Regierungschef Matteo Renzi.

    Zwar müsse die Regierung in Athen den Griechen die Hoffnung auf
Wachstum machen, habe Obama dem dortigen Ministerpräsidenten Alexis
Tsipras nach dessen Amtsantritt erklärt. Das Land brauche Spielräume
für Investitionen. Den Kreditgebern müsse Athen aber zugleich
beweisen, dass das Land beginnt, sich selbst zu helfen. Obama trat auch
der Auffassung entgegen, er habe Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer
Sparpolitik ständig kritisiert.

    Obama hatte am Donnerstag am Rande eines Empfangs im Weißen Haus
mit dem griechischen Finanzminister Gianis Varoufakis gesprochen. Dieser
hatte zuvor in einer Rede Forderungen der internationalen Geldgeber nach
weiteren Sparmaßnahmen abgelehnt, aber zugleich Kompromissbereitschaft
signalisiert.

    In dem Streit über Finanzhilfen verhärteten sich die Fronten am
Freitag weiter. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) rechnet
nicht mit einer raschen Einigung. Beim Treffen der Euro-Gruppe Ende
kommende Woche in Riga sei keine Lösung zu erwarten, sagte er am Rande
der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der
Weltbank in Washington. "Es gibt nichts Neues. Und ich bin nicht sicher,
dass wir kommende Woche in Riga schon 'was Neues haben".

    Varoufakis warb in Washington eindringlich um Verständnis für
seine Position. Er traf am Freitag auch US-Finanzminister Jack Lew und
den Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi.
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann nannte es "abwegig", dass
Griechenland ohne Programm- und Reformauflagen weitere Finanzhilfen
erhalte.

    Die internationalen Geldgeber Athens haben die noch fälligen Hilfen
aus den Hilfsprogrammen von 7,2 Milliarden Euro auf Eis gelegt. Die
Mittel sollen erst freigegeben werden, wenn Athen eine konkrete Liste
von Reformen vorlegt und diese auch umsetzt. Die Europartner monieren,
dass dies bislang ausblieb. Sie hatten das laufende Hilfsprogramm für
die Griechen bis Ende Juni verlängert./sl/mcm/DP/zb