BERLIN/OSNABRÜCK (dpa-AFX) - Die Automobilindustrie hat vor
Dauerstreiks der Lokführer und Piloten gewarnt. Der Chef des
Branchenverbands VDA, Matthias Wissmann, forderte in der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" (Samstag) die Lokführer-Gewerkschaft GDL und die
Pilotenvereinigung Cockpit auf, ihre "Schlüsselposition" nicht zu
missbrauchen. Für die Automobilhersteller spiele die Bahn eine wichtige
Rolle bei der Materialanlieferung. Außerdem werde jeder zweite Neuwagen
über die Schiene transportiert.

    Zulieferer und Hersteller seien bisher in der Lage gewesen, auch in
Ausnahmesituationen funktionierende Lieferketten zu sichern, sagte
Wissmann. Während der jüngsten Bahnstreiks hätten sich viele
Unternehmen den Zugriff auf zusätzliche Lkw-Kapazitäten gesichert.

    An der Streikfront hatte sich zuletzt Entspannung abgezeichnet, die
Tarifkonflikte sind aber weiter ungelöst. Bei der Lufthansa 
wollen sich die Tarifparteien nach acht Streikwellen der Piloten wieder
an einen Tisch setzen. In dem Streit geht es um die Übergangsrenten der
Piloten, die nach dem Willen des Unternehmens erst später in den
bezahlten Vorruhestand gehen sollen. Die Gewerkschaft wehrt sich
dagegen.

    Die Lokführergewerkschaft GDL hatte angekündigt, sie wolle bis zum
2. November nicht streiken. Dennoch ist der Graben zwischen GDL und
Deutscher Bahn tief. Die GDL besteht darauf, auch für jene
Berufsgruppen eigene Tarifverträge aushandeln zu dürfen, bei denen sie
nicht die Mehrheit der Mitglieder hat.

    Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hatte angesichts der
Streiks bei der Bahn und der Lufthansa bereits vor schwerwiegenden
Auswirkungen auf die deutsche Konjunktur gewarnt. "Wenn Menschen nicht
zur Arbeit kommen und Güter nicht transportiert werden, dann leidet
auch die Wirtschaft", sagte der CSU-Politiker in der vergangenen Woche
der "Bild"-Zeitung.

    Vor allem die Autoindustrie sei auf zeitlich präzise Lieferungen
für ihre Produktion angewiesen, hatte der Hauptgeschäftsführer des
Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Martin Wansleben, vor
kurzem der "Neuen Osnabrücker Zeitung" gesagt. Es gebe empfindliche
Beeinträchtigungen, wenn sich etwa Bahntransporte nicht auf den
Straßen- oder Schiffsverkehr verlagern ließen. Auch die Stahl-,
Chemie- und Mineralölbranche seien betroffen./hoe/DP/stk