- Schlapper Börsenstart für Zalando: Die Aktie des
Online-Händlers ist an ihrem ersten Handelstag nach gutem Beginn wieder
auf ihren Ausgabepreis zurückgefallen. Am Donnerstag steht in Frankfurt
der zweite große Internet-Börsengang in Folge bevor. Die mit Zalando
verwandte Startup-Schmiede Rocket Internet setzte den Ausgabepreis mit
42,50 Euro am oberen Ende der Preisspanne an. Rocket dürfte damit rund
1,6 Milliarden Euro erlösen und zum Start 6,7 Milliarden Euro wert
sein.

    Bei Zalando hatte es am Mittwochmorgen beim ersten Kurs noch einen
Sprung von rund zwölf Prozent auf 24,10 Euro gegeben. Danach ging es
jedoch schnell nach unten. Am Nachmittag konnte sich die Aktie noch
einige Zeit an der Marke von 22 Euro halten, zum Schluss rutschte der
Kurs aber noch einmal auf 21,50 Euro ab.

ZALANDO MEHR WERT ALS LUFTHANSA

    Zum ersten Kurs war Zalando noch knapp 6 Milliarden Euro wert
gewesen. Das war mehr als Dax -Unternehmen wie K+S 
Lanxess  oder Lufthansa  auf die Waage bringen. Zum
Schluss lag der Unternehmenswert bei 5,35 Milliarden Euro. Der
Börsengang bringt Zalando gut 600 Millionen Euro ein.

    Die drei Zalando-Vorstände Rubin Ritter (32), David Schneider (32)
und Robert Gentz (31) läuteten den Handel am Morgen traditionell mit
einer Glocke ein. Sie packten sie aus einem Zalando-Paket aus.

ROCKET INTERNET VERKAUFT PAPIERE FÜR 42,50 EURO JE STÜCK

   Schon Anfang der Woche hatte es ein erstes Zeichen gegeben, dass
Zalando vorsichtiger bei der Bewertung geworden ist. Mit dem
Ausgabepreis wurde die zuvor aufgestellte Preisspanne von 18 bis 22,50
Euro nicht ganz ausgeschöpft, obwohl die Nachfrage mehr als zehn Mal
höher als das Angebot an Aktien gewesen sein soll.

    Rocket Internet reizte dagegen die Preisspanne von 35,50 bis 42,50
Euro voll aus. Der Startup-Finanzierer hatte den Börsengang um eine
Woche vorgezogen, nachdem die Platzierung der Aktien bei Investoren
vorzeitig abgeschlossen worden war. Nach Ablauf aller Sperrfristen
sollen rund 24 Prozent der Aktien von Rocket Internet an der Börse
gehandelt werden. Der Rest gehört den Samwer-Brüdern, die das
Unternehmen 2007 gegründet haben, sowie anderen Investoren wie zum
Beispiel der schwedischen Kinnevik-Gruppe, United Internet 
und dem US-Milliardär Len Blavatnik.

SAMWER-BRÜDER GROSSAKTIONÄRE

    Sowohl bei Rocket als auch bei Zalando sind die Internet-Investoren
Oliver, Marc und Alexander Samwer Großaktionäre. Die Brüder hielten
bisher die Mehrheit bei Rocket Internet. Oliver Samwer ist der Chef.
Nach dem Börsengang wird der Samwer-Anteil auf knapp 40 Prozent sinken.
Bei Zalando gehören ihnen nach dem Börsengang noch fast 15 Prozent.
Haupteigentümer ist dort die schwedische Beteiligungsgesellschaft
Kinnevik mit einem Anteil von 31,57 Prozent nach dem Börsengang.

    Das Rocket-Geschäftsmodell ist es, junge Internet-Unternehmen zu
etablieren. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Online-Handel und
Dienstleistungen. Die Startup-Produktion ist wie am Fließband
organisiert, ein Geschäftsmodell wird schnell in verschiedenen Ländern
an den Start gebracht. Mittlerweile ist Rocket Internet mit rund 50
Firmen in 116 Ländern aktiv.

ZALANDO MÖGLICHERWEISE MIT ERSTEM JAHRESGEWINN

    Zalando schaffte es in diesem Jahr nach hohen Anlaufverlusten in die
schwarzen Zahlen. Nach einem positiven ersten Halbjahr könnte es in
diesem Jahr auch den ersten Jahresgewinn geben. Der Onlineversender, der
sich mit schrillen Werbekampagnen ("Schrei vor Glück") und kostenlosen
Retouren einen Namen machte, hatte im vergangenen Jahr einen Umsatz von
1,8 Milliarden Euro erzielt.

    Die Erlöse aus dem Zalando-Börsengang sollen in das weitere
Wachstum des Unternehmens fließen. Zalando will vor allem aus eigener
Kraft größer werden, kann sich aber auch Zukäufe vorstellen. Die
Berliner wollen ihre Kundenbasis erweitern, die Umsätze beim einzelnen
Käufer steigern und auch in neue regionale Märkte vordringen. Der
Onlineversender hatte zuletzt knapp 14 Millionen aktive Kunden./so/DP/he