PEKING (dpa-AFX) - Trotz Konjunkturschwäche in China rechnen Europas
Autokonzerne mit unverändert satten Umsätzen auf dem größten
Fahrzeugmarkt der Welt. Angesichts eines starken Wachstums des
chinesischen Gesamtmarktes von voraussichtlich neun bis elf Prozent hat
sich die Peking Automesse in Peking, die am Sonntag beginnt, zum Mekka
für die Branche entwickelt. Einige Stimmen warnten am Freitag
allerdings auch vor zu großer Abhängigkeit von einem "riskanten"
chinesischen Markt und wirtschaftlichen Schocks.

    Audi  und Mercedes peilen in diesem Jahr im Reich der Mitte
unverändert "zweistelliges" Wachstum an. Nach einem Zuwachs von 21
Prozent im ersten Quartal will der Marktführer Audi im Premiumsegment
in China mehr als eine halbe Million Autos auf seinem wichtigsten Markt
verkaufen, wie Audi-Chef Rupert Stadler sagte. Die Kapazität werde in
einem Jahr auf 700 000 Stück ausgebaut. Jede Woche mache in China ein
neuer Audi-Händler auf. Bis 2017 soll es 500 Autohäuser geben.

    In seiner Aufholjagd strebt Daimler  ein stärkeres
Wachstum als die elf Prozent des vergangenen Jahres an. In diesem Jahr
sollen 100 Händler hinzukommen, wie China-Vorstand Hubertus Troska der
Nachrichtenagentur dpa in Peking sagte. Im ersten Quartal machte
Mercedes auf seinem drittwichtigsten Markt einen Absatzsprung um 47
Prozent auf 64 100 verkaufte Autos. 2015 wolle Mercedes mehr als 300 000
Autos verkaufen, bekräftigte Troska.

    Mehr als 2000 Aussteller aus 14 Ländern sind auf Pekings Autoshow
vertreten. Es gibt 118 Neuvorstellungen. Elektromobilität ist ein
großes Thema: 79 Autos mit alternativen Antrieben werden präsentiert.
In einer Weltpremiere stellen Daimler und sein chinesischer Partner BYD
(Build Your Dreams) ihr gemeinsam entwickeltes Elektroauto Denza vor. Er
hat eine Reichweite bis zu 300 Kilometer. Marktführer Volkswagen
 präsentiert auf seinem wichtigsten Markt den neuen Touareg
sowie die Elektro-Version seines Kleinwagens "up!".

    Mit dem starken Wachstum nimmt auch die Abhängigkeit deutscher
Autobauer und besonders der Oberklassehersteller von China zu. "Sicher
ist, dass die Blase in der chinesischen Wirtschaft irgendwann platzen
wird", sagte der Experte Stefan Bratzel vom Center of Automotive
Management (CAM) der Nachrichtenagentur dpa. "Die Frage ist nur, wann
und wie laut der Knall wird." Die Autohersteller müssten im Falle einer
wirtschaftlichen Krise in China dann auch auf dem asiatischen
Absatzmarkt einen Rückgang verkraften.

    Die Zahl der von deutschen Herstellern in China verkauften Fahrzeuge
hat sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdreifacht: Von 1,1
auf 3,7 Millionen Autos, berichtete der Unternehmensberater Ernst &
Young (EY). Der Anteil Chinas am gesamten Absatz nahm von 12 auf 28
Prozent zu. Spätestens nächstes Jahr werde China ohnehin Europa als
größten Absatzmarkt für deutsche Autobauer ablösen. EY-Partner Peter
Fuß nannte den Markt in China aber "schwierig und risikobehaftet".

    Trotz des seit 18 Monaten langsamsten Wirtschaftswachstums in China
im ersten Quartal 2014 von 7,4 Prozent wird der Automarkt gegenwärtig
durch "Panikkäufe" von Kunden beflügelt, die in weiteren Metropolen
neue Beschränkungen bei der Autozulassung befürchten. Außer Peking,
Tianjin und Shanghai könnten acht weitere Millionenstädte die Zahl der
neuen Nummernschilder begrenzen, hieß es in Medienberichten./lw/DP/he