GREIFSWALD/LUBMIN (dpa-AFX) - Der Betreiber der Ostsee-Pipeline Nord
Stream ändert die Trassenführung durch die deutschen Gewässer. Das
Unternehmen habe für eine Länge von weiteren 20 Kilometern beantragt,
die Pipeline unter dem Meeresboden zu verlegen, sagte Projektleiter
Jens Lange am Donnerstag in Greifswald. Mit den Änderungen reagiert
Nord Stream auf Klagen der Bundeswehr und eines polnischen Unternehmers.
Der Bau der rund 1200 Kilometer langen Erdgaspipeline zwischen Russland
und Deutschland hatte Anfang der Woche in schwedischen Gewässern
begonnen. Durch den ersten von zwei Leitungssträngen mit einer
Kapazität von je 27,5 Milliarden Kubikmeter Gas soll Ende 2011 das
erste
russische Gas nach Deutschland fließen.

    Bisher sollte die Trasse nur auf einem 27 Kilometer langen Abschnitt
durch den ökologisch sensiblen Greifswalder Bodden unmittelbar vor
dem Anlandepunkt in Lubmin im Meeresboden vergraben werden. Die
Änderung sei beim Bergamt Stralsund beantragt worden, sagte Lange.
Bereits
genehmigt sei eine weitere 1,1 Kilometer lange Routenänderung in der
sogenannten Aussschließlichen Wirtschaftszone.

KLAGE DER BUNDESWEHR

    Die Klagen sind laut Oberverwaltungsgericht Anfang des Jahres 2010
eingegangen. Die Bundeswehr mache geltend, dass in dem bestehenden
Planfeststellungsbeschluss die Belange der Landesverteidigung
ungenügend berücksichtigt wurden, sagte eine Gerichtssprecherin.
Hintergrund:
Die Ostseepipeline kreuzt in den deutschen Gewässern ein Manöver- und
Munitionsübungsgebiet. Die Bundeswehr habe bei einer Verlegung der
Pipelinerohre auf dem Meeresboden ein erhöhtes Risiko gesehen, sagte
auch Nord Stream-Projektleiter Lange.

    Der polnische Hafenbetreiber argumentiere, dass die Pipeline für
Schiffe mit einem Tiefgang von 15 Metern die Zufahrt zum Hafen
Swinemünde (Swinoujscie) behindern würde. Mit der neuen
Trassenführung, einem 1,1 Kilometer langen Schlenker in der
Ausschließlichen
Wirtschaftszone, würde die Pipeline künftig 17,5 Meter statt bisher 14
Meter unter der Wasserlinie liegen. "Nach Auswertung von jüngsten
Daten von Schiffsbewegungen haben wir uns dazu entschlossen, die
Sicherheit für Leitung und Schiffsverkehr zusätzlich zu erhöhen",
sagte
Lange. Die Änderungen verursachen Mehrkosten von mehreren Millionen Euro.

KRITIK DES WWF

    Der Umweltverband WWF sieht die Pläne, die Trasse auf einem
weiteren Stück unter dem Meeresboden zu verlegen, kritisch. Das
Baggergut
werde zweimal bewegt, einmal beim Graben, dann beim Verklappen. "Wir
werden genau prüfen, welche Auswirkungen das Vorhaben auf die
Meeresumwelt hat", sagte der Leiter des WWF- Ostseebüros, Jochen Lamp,
in Stralsund.

    Der Baustart für das 7,5 Milliarden Euro teure Megaprojekt ist in
Deutschland für den 15. April geplant. Dann sollen zunächst im
landseitigen Anlandebereich in Lubmin bei Greifswald Baggerarbeiten
beginnen. Am 15. Mai will Nord Stream mit den Arbeiten im Wasser
anfangen. Allerdings haben Umweltverbände unter Federführung des BUND
gegen den Baustart im Mai einen Eilantrag vor dem
Oberverwaltungsgericht in Greifswald eingereicht. Sie klagen gegen den
Planfeststellungsbeschluss des Bergamtes Stralsund, weil sie im
Gegensatz zur Landesbehörde die Auswirkungen auf die Umwelt des
Greifswalder Boddens als erheblich einstufen./mr/DP/nl