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11.10.2010 16:22
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HeibelTicker
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Mitglied seit: 29.1.2010
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H E I B E L - T I C K E R S T A N D A R D
F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N
- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428
5. Jahrgang - Ausgabe 40 (08.10.2010)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)
I N H A L T
01. INFO-KICKER: EIN GALLISCHES DORF NAMENS DEUTSCHLAND
02. SO TICKT DIE BÖRSE: WÄHRUNGSSPANNUNGEN USA - EU
03. AUSBLICK: TEMPERATURMESSUNG ANHAND VON ÜBERNAHMEN UND PANIK
Equinix ist nix gleich Cloud Computing
Microsoft will Adobe kaufen
04. DEPOTCHECK: COMMERZBANK, DEUTSCHE TELEKOM, INFINEON, VIVO,
VW
05. LESERFRAGE: EUROSTABILITÄT
06. BEOBACHTETE WERTE
Bertrandt Stopp Loss nachziehen auf 41,50€
Vivo Kurs hat sich endlich erholt, fertigmachen für Verkauf
Bank of America Licht am Ende des Tunnels?
Silicon Sensor Spekulation oder Investment
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
============================================================== 01. INFO-KICKER: EIN GALLISCHES DORF NAMENS DEUTSCHLAND
==============================================================
Liebe Börsenfreunde,
uhh, da braut sich was zusammen: Die USA verfolgen konsequent
eine Politik des schwachen US-Dollars und ziehen so ziemlich
die gesamte Welt mit in den Abwärtssog. Nur ein kleines
gallisches Dorf, genannt Deutschland, stellt sich dem mächtigen
Gegner mutig entgegen ... und findet Mitstreiter im IWF sowie
bei der Weltbank.
Was ist die richtige Geldpolitik: Sparen für Geldwertstabilität
und Verlässlichkeit, auch wenn es weh tut, oder eine großzügige
Liquiditätsversorgung zum Ankurbeln der Wirtschaft, auch wenn
dies langfristig ans Ersparte geht? Nie zuvor sind diese beiden
unterschiedlichen Ideologien so hart aufeinander geprallt, wie
in diesen Tagen, und wir dürfen gespannt sein auf die nächsten
politischen Entscheidungen.
Den Hintergrund zu diesen Vorgängen habe ich Ihnen in Kapitel
02 aufgezeigt. Gut, es ist wieder ein volkswirtschaftliches
Thema. Doch je besser Sie dieses Thema verstehen, umso sicherer
werden Sie sich bei Ihrer Entscheidung für Ihre
Altersvorsorgeform fühlen. Und das sollten Sie bei der
Vermögensanlage im Hinterkopf haben.
In Kapitel 03 gehe ich auf die vermeintliche Übernahme von
Adobe durch Microsoft ein. Darüber hinaus zeige ich, dass Cloud
Computing nicht gleich Cloud Computing ist. Die Hiobsbotschaft
eines Webhosters ist in meinen Augen kein Zeichen für das Ende
der Cloud-Rallye, da zwei völlig unterschiedliche Märkte
bearbeitet werden.
Salesforce.com, Akamai und VMWare werde ich im Rahmen dieser
Analyse vorstellen und ich leite auch eine kleine Spekulation
daraus ab.
In Kapitel 04 gibt es wieder einmal einen Depotcheck.
Wenngleich die Risikostreuung perfekt erscheint, so finde ich
doch ein paar Stellschrauben, an denen ich drehen würde. Die
Commerzbank ist beispielsweise nicht meine favorisierte Bank
für einen Aufschwung. Und Vivo als Schwellenlandkomponente hat
seine besten Zeiten leider schon hinter sich.
Was könnte den Euro noch zu Fall bringen, fragt mich ein Leser
in Kapitel 05. Eine nachhaltig schlechtere wirtschaftliche
Entwicklung als im Rest der Welt, lautet meine Antwort.
Wie immer gibt es einige wichtige Aktualisierungen zu unseren
beobachteten Werten in Kapitel 06. Anlässlich des heftigen
Kursanstiegs der vergangenen Tage habe ich auch einen alten
Wert, Silicon Sensor, nochmals besprochen, obwohl wir uns davon
bereits getrennt haben.
Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im
Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung stehen: http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp7336.pdf
Ich wünsche eine anregende Lektüre,
take share, Ihr
Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker
P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.
============================================================== 02. SO TICKT DIE BÖRSE: WÄHRUNGSSPANNUNGEN USA - EU
==============================================================
Was wir derzeit sehen, ist die unterschiedliche ideologische
Ausrichtung der USA zu der der EU bzw. Deutschlands. Vergessen
Sie bitte nicht, die Ausgestaltung des Euros haben wir
Deutschen gegen den Widerstand fast aller anderen EU-Staaten
durchgeboxt, und insbesondere die Franzosen lassen keine
Gelegenheit aus, für einen stärkeren Einfluss der Politik bei
der Geldpolitik zu plädieren. Doch bislang ohne Erfolg.
In der Geldtheorie ist inzwischen unbestritten, dass die
Erwartungen der Marktteilnehmer eine wichtige Komponente
darstellen. Wenn wir in Europa von einer gewünschten
Geldmengenausweitung von 2% sprechen, dann stellen sich die
Menschen sowie die Unternehmen darauf ein.
Investitionsrechnungen sowie Vorsorgeplanungen gehen von 2%
Inflation aus, und entsprechend verhält man sich.
Gleichermaßen wird in den USA eine etwas höhere
Geldmengenausweitung und somit Inflationsrate toleriert, dort
haben sich ebenfalls Wirtschaft und Privatanleger darauf
eingestellt.
Nun habe ich in der Heibel-Ticker Ausgabe vom Anfang dieser
Woche gezeigt, dass der Wechselkurs nicht der Kaufkraftparität
folgt sondern umgekehrt: Die Kaufkraftparität wird durch einen
kontinuierlich abweichenden Wechselkurs beeinflusst.
Wenn die USA also nachhaltig ihre US-Dollar verbilligen, dann
haben sie dadurch einen Export-Vorteil auf den Weltmärkten. Im
Landesinnern ändert sich kaum etwas bis auf die teurer
einzukaufenden Rohstoffe und Güter. Diesem Umstand begegnen die
USA mit immer höheren Schulden bzw. Außenhandelsdefiziten.
Unterm Strich leben die US-Bürger somit kontinuierlich über
ihre Verhältnisse.
Wir Deutschen hingegen sind durch die Hyperinflation
gebrandmarkt und empfinden daher eine zu hohe Inflation als
Raub am Volksvermögen. Die dadurch erfolgende konjunkturelle
Förderung wird nicht akzeptiert, Geldwertstabilität wird als
wichtiger angesehen.
Länder mit großen Deviseneinnahmen, wie China und andere
Schwellenländer, sowie die Ölstaaten, legen ihre Devisen, also
Außenhandelsüberschüsse, meist in US-Dollar an. Da diese
Währung jedoch nachhaltig inflationiert wird, suchen sie
händeringend nach Alternativen: Gold und Euro. Da das Euro-
Volumen größer ist, als das Goldvolumen, steigt der Goldpreis
auch gegenüber dem Euro an.
Die Griechenlandkrise war ein Geschenk für die deutsche
Exportwirtschaft. Die Stabilität des Euros wurde in Frage
gestellt, der Euro brach kräftig ein und führte zu einem
vorteilhaften Marktumfeld für deutsche Exportunternehmen. Doch
dieser vorübergehende Vorteil ist nunmehr vorbei, der
Wechselkurs zum US-Dollar ist inzwischen wieder von 1,20 auf
1,40 USD/EUR angesprungen.
Zum einen hat die EZB Schritte eingeleitet, die eine
nachhaltige Stabilität des Euros sichern sollen. So wird
vehement versucht, die politische Unabhängigkeit der
Geldpolitik zu festigen (gegen den Widerstand Frankreichs). Zum
anderen zeigt die EZB, dass sie ihre Versprechen auch einhält.
Die vorübergehende Liquiditätsspritze von vor zwei Jahren zur
Überwindung der Finanzkrise wird nun wieder aus dem Markt
genommen.
In den USA sieht das ganz anders aus. Dort wird unter dem
Schlagwort QE2 eine erneute Runde der konjunkturfördernden
Liquiditätsspritze durch die Fed diskutiert. Die Fed hat,
anders als die EZB, auch den Arbeitsmarkt auf ihrem Schirm und
würde durch das anhaltende Aufkaufen von Staatsanleihen ein
etwaiges erneutes Konjunkturprogramm der US-Regierung stützen.
Mit QE2 beschreibt man also die zweite Runde des „quantitative
easing“ – also der Liquiditätsspritze. Mit der ersten Runde
bezeichnet man die Konjunkturprogramme und das Aufkaufen der
zur Finanzierung ausgegebenen US-Staatsanleihen durch die Fed
im Jahre 2008.
Heute sitzen die weltweit wichtigsten Geldpolitiker gemeinsam
mit dem IWF und der Weltbank zusammen, und während bis gestern
noch nervenzehrende Themen über die verschiedenen
Einflussmöglichkeiten und Machtpositionen erwartet wurden,
explodiert heute plötzlich die ideologische Spannung zwischen
den USA und der deutschen Linie. Die Währung werde als „Waffe“
benutzt.
Tatsächlich ist es so, dass keine andere Region der Welt die
Stirn hat, sich dem QE2 der USA, der kontinuierlichen Abwertung
des US-Dollars, entgegen zu stellen.
China hat die heimische Währung gleich an den US-Dollarwert
gekoppelt, darüber sind die meisten asiatischen Länder
ebenfalls mittelbar eine US-Dollarwährung.
Japan hat gestern eine überraschende Leitzinssenkung vermeldet,
von 0,1% auf 0-0,1%. Das Signal war deutlich, insbesondere da
der Notenbankchef gleichzeitig verkündete, notwendigerweise
weiterhin auch über Interventionen für einen billigen Yen zu
sorgen.
In England wird ebenfalls wieder über eine weitere Lockerung
der Geldpolitik diskutiert.
Ein fortwährender Abwertungswettlauf, wie er sich derzeit
außerhalb der EU abzeichnet, würde zu weiter steigenden
Inflationsraten führen, das Vertrauen der Menschen in die
Wertstabilität würde irgendwann schwinden und der
vielbefürchtete Run auf die Banken mit gleichzeitig
explodierendem Goldpreis wäre gar nicht mehr so undenkbar.
Sieger wären die Länder mit den größten Goldreserven, also die
USA.
Doch in Deutschland haben wir bereits zweimal im vergangenen
Jahrhundert fast alle Ersparnisse verlosen: einmal in der
Hyperinflation im November 1923 und zum zweiten Mal bei der
Währungsreform nach dem zweiten Weltkrieg 1948. Profitiert
haben diejenigen mit den höchsten Schulden und den größten
Sachwerten. Die Umverteilung des Vermögens war nicht gerade
fair, das Ergebnis würde ich eher als willkürlich bezeichnen.
Auch wenn ich seit Anfang des Jahrtausends kontinuierlich zu
Goldkäufen rate, würde ich es bevorzugen, wenn wir mit einer
stabilen Währung weitermachen können. Eine stabile Währung hat
den volkswirtschaftlichen Vorteil, dass Unternehmen und
Menschen besser kalkulieren können und somit der
Risikoaufschlag, der für eine ungewisse Inflationsentwicklung
berücksichtigt würde, wegfällt. Es ist also tatsächlich
volkswirtschaftlich vorteilhaft, eine stabile Währung zu haben.
Doch dieser Vorteil wirkt sich nur langfristig aus, und in der
Zwischenzeit muss man mit hoher Arbeitslosigkeit kämpfen, mit
schwer zurückzahlbaren Krediten und dadurch eben mit einem
Konsumverzicht. Etwas, das die Amerikaner gar nicht mögen.
Hinter den Machtspielen und gegenseitigen Anschuldigungen,
hinter den Drohungen und konjunkturpolitischen Entscheidungen
steckt also im Kern eine tiefe ideologische
Meinungsverschiedenheit zwischen den USA und Deutschland.
Vielleicht bin ich als Deutscher bereits voreingenommen für die
deutsche Sicht der Dinge. Vielleicht ist es nur zu natürlich,
von Zeit zu Zeit über eine heftige Inflation für einen
Neuanfang zu sorgen. Vielleicht sehe ich auch das
kontinuierliche Leid nicht dramatisch genug, das eine feste
Geldpolitik für die Bevölkerung mit sich bringt, und vielleicht
ist der jahrelang überschäumende Konsum Belohnung genug für
einige wenige Krisenjahre am Ende einer Hyperinflation. Ich
weiß es nicht.
Aber für mich sieht es so aus, dass die deutsche Linie die
langfristig Vernünftige ist. Leider scheint Deutschland
weltweit kaum Mitstreiter zu haben, und ob sich Deutschland
alleine gegen die ganze Welt wird durchsetzen können, weiß ich
nicht.
Der IWF und die Weltbank haben sich heute zumindest einmal auf
die deutsche Seite gestellt und fordern weltweit mehr Disziplin
im Umgang mit der eigenen Währung. Das ist ein Dämpfer für alle
Länder, die ihre Währung im Wettlauf entwerten, und darin sehe
ich den Grund für den heutigen Wechselkurseinbruch des US-
Dollars und aller anderen Währungen gegenüber dem Euro. Und
natürlich würde ein Schwenk zum verantwortlichen Umgang mit der
eigenen Währung auch die Goldpreisrallye beenden, daher notiert
heute auch das Gold im Minus.
Doch von mahnenden Worten bis zum Wechsel der Geldpolitik
werden noch einige Jahre vergehen. Und wir können gespannt
sein, wer sich durchsetzen wird.
Schauen wir uns einmal an, wie sich die wichtigsten Indizes in
der abgelaufenen Woche entwickelt haben:
Wochenrückblick auf die wichtigsten Indizes
INDIZES 7.10.10
Dow Jones 10.948 1,5%
DAX 6.276 0,8%
Nikkei 9.589 2,0%
Euro/US-Dollar 1,391 1,2%
Euro/Yen 114,475 0,1%
10-Jahres-US-Anleihe 2,40% -0,1
Umlaufrendite Dt 2,02% 0,0
Feinunze Gold USD $1.333,23 1,5%
Fass Crude Öl USD $82,90 0,2%
Baltic Dry Shipping I 2.662 8,8%
Kupfer in US$/to 8.088 -0,7%
Der US-Dollar ist weiterhin schwach gewesen, er gab gegenüber
dem Euro 1,2% ab. Entsprechend konnte der Dow Jones (+1,5%)
deutlich besser abschneiden als der DAX (+0,8%).
Die Ankündigung der Bank of Japan, in den weltweiten
Abwertungswettlauf einzutreten, wurde von der Börse begrüßt,
mit 2% Plus schnitt der Nikkei besser ab als seine
internationalen Kollegen.
Sentimentdaten
Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):
Kaufen / Verkaufen
17.09.- 24.09. (157): 54% / 14%
24.09.- 01.10. (145): 50% / 16%
01.10.- 08.10. (189): 48% / 10%
Kaufempfehlungen der Analysten
Gerresheimer, ThyssenKrupp, Allianz
Verkaufempfehlungen der Analysten
RWE, Hennes & Mauritz, Hays
Privatanleger
38. KW 2010: 54% Bullen (64 Stimmen)
39. KW 2010: 57% Bullen (68 Stimmen)
40. KW 2010: 53% Bullen (71 Stimmen)
Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 6.198
Kaufempfehlungen der Privatanleger
Deutsche Bank, Veolia Environement, Siemens
Verkaufempfehlungen der Privatanleger
Theolia, A.N.
Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt: http://www.sharewise.com?heibel
Die Stimmung trübt sich weiter ein wenig ein. Ich halte das auf
dem hohen Kursniveau für gesund und für eine Voraussetzung für
den nächsten Aufwärtsschub.
Im nächsten Kapitel untersuche ich die Übernahmegerüchte um
Microsoft und Adobe. Was ist dran? Wäre es überhaupt sinnvoll?
Darüber hinaus zeige ich auf, was für den Ausverkauf von Aktien
wie Salesforce.com und Akamai verantwortlich war und ob daraus
abzuleiten ist, dass Cloud Computing seine besten Zeiten hinter
sich hat.
============================================================== 03. AUSBLICK: EIN BESONDERER TIPP ALS SPEKULATION
==============================================================
Der Ausblick bleibt den zahlenden Abonnenten des
Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis
dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen
Dienst nicht aufrecht erhalten.
============================================================== 04. DEPOTCHECK: COMMERZBANK, DEUTSCHE TELEKOM, INFINEON, VIVO,
VW
==============================================================
Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem
Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei
plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut
schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit
einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße
gestellt.
Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den 5 größten
Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die
einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in
denen sie wirtschaften. Schicken Sie mir Ihre 5 größten
Positionen an Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte
unterschreiben Sie mit Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie
leben. Diese Information wird dann veröffentlicht.
=================
FRAGE:
Sehr geehrter Herr Heibel,
seit Januar 2010 bin ich Abonnent Ihres Heibel-Ticker PLUS und
verfolge Ihre Berichte mit großem Interesse. Einige Ihrer
vorgeschlagenen Aktien, z.B. Vivo, City Group, habe ich auch in
mein Portfolio aufgenommen, wobei ich City Group bereits wieder
(viel zu früh) verkauft habe. Ich muss dazu sagen, dass ich ein
absoluter Neuling bin, was den Handel mit Aktien anbelangt.
Mein größtes Problem ist folgendes: Bislang kaufe / verkaufe
ich meine Aktien über die Sparkasse (Sparkassen
Direktbrokerage), leider ist es in diesem System nicht möglich
(vielleicht habe ich auch noch nicht herausgefunden wie es
geht) Stopp Loss Marken zu setzen. Ich habe es zwar schon
versucht, die Aktien wurden dann aber immer sofort verkauft,
was eigentlich so gar nicht in meinem Interesse lag, das selbe
ist, wenn ich kaufen möchte, meistens wird viel höher gekauft
als ich das eingebe.
Meine Frage ist nun: Können Sie mir erklären wie das geht, dass
ich auch gezielt nach ihren Vorschlägen handeln kann, wie z.B.
nachziehen der Stopp Loss Marke, bzw. können Sie mir ein
vernünftiges Echtzeithandelssystem vorschlagen, bei dem dies
auch möglich ist? Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die
Sparkasse dieses Direktbrokerage zwar zur Verfügung stellt,
jedoch nicht wirklich daran interessiert ist, dass ihre Kunden
selbst etwas tun.
Mein derzeitiges Portfolio:
500 Stück Commerzbank
500 Stück Dt. Telecom
500 Stück Infineon
125 Stück Vivo
100 Stück VW VZ
250 Stück Wirecard
Über eine kurze Einschätzung meines Portfolios und Vorschläge
bezüglich eines vernünftigen Handelssystems wäre ich ihnen sehr
dankbar.
Mit freundlichen Grüßen vom Bodensee, Martin
ANTWORT:
Besten Dank für das Lob und Vertrauen in den Heibel-Ticker
PLUS.
Zu Ihrem Problem mit dem Online-Zugang der Sparkasse kann ich
leider nichts sagen, da ich diese Plattform nicht kenne. Ich
bin mit der Comdirect Bank recht zufrieden. Ein
Echtzeithandelssystem ist für die Anlagemethode, wie wir sie im
Heibel-Ticker verfolgen, mit der berühmten Kanone zu
vergleichen, mit der Sie nicht auf Spatzen schießen wollen.
Es würde mich wundern, wenn der Online-Zugang der Sparkasse
keine Stopp Loss Orders zulassen würde. Bitte versichern Sie
sich, dass Sie an mehreren Stellen diesen Ordertyp auswählen.
Es reicht nicht, wenn Sie nur das Feld "Stopp Kurs" ausfüllen,
sie müssen eben auch den Ordertyp entsprechend auswählen oder
ein entsprechendes Häkchen setzen.
Grundsätzlich rate ich davon ab, Stopp Loss Marken mit Hilfe
von Stopp Loss Orders umzusetzen. Wie der "Flash Crash" im März
gezeigt hat, würden da viele Anleger zu nachteiligen Kursen aus
ihren Positionen getrieben werden. Das wollen wir verhindern,
indem wir eben regelmäßig, möglichst täglich, die Schlusskurse
unserer Positionen kontrollieren und nachschauen, ob ein Stopp
Loss Limit erreicht wurde. Ist dies der Fall, so würde ich eben
am nächsten Tag eine normale Verkaufsorder, bei Aktien mit
geringem Handelsvolumen eine limitierte Verkaufsorder,
eingeben.
Der Trailing Stopp Loss ist also ebenfalls nichts weiter als
eine Merkposition, die täglich kontrolliert wird, deren Limit
sich jedoch kontinuierlich nach dem jüngsten Höchstkurs
richtet. Sie müssen also stets neu rechnen, wenn ein neuer
Höchstkurs erreicht wurde.
Beim Verfolgen der jeweiligen Marken hilft natürlich der
Heibel-Ticker PLUS, sowie der zugehörige SMS-Expressdienst, mit
dem Sie kurzfristig über entsprechende Ereignisse informiert
werden.
Nun zu Ihrem Portfolio: Im Rahmen des Depotchecks untersuche
ich nur Portfolios mit maximal 5 Positionen, ich habe daher
Wirecard gestrichen. Es handelt sich um einen
Finanzdienstleister, der neben der Commerzbank doppelt
gemoppelt ist. Darüber hinaus finden derzeit anlässlich einer
Wirecard-Kursmanipulation jede Menge Untersuchungen der BaFin
und Staatsanwaltschaft statt, so dass ich mich nicht an diese
Aktie wage. Ich würde bis auf weiteres die Finger davon lassen.
COMMERZBANK
Die Commerzbank hat in der Finanzkrise der Allianz eine riesige
Belastung abgenommen: Die Dresdner Bank. Im Rahmen der
Finanzkrise musste die Commerzbank dann vom SoFFin gerettet
werden, heute ist der Staat mit 25% an der Commerzbank
beteiligt, und diese Beteiligung, sowie die Sonderkredite,
müssen zunächst zurückgezahlt werden, bevor die Aktie den
Aktionären wieder Spaß machen wird. Ich halte andere Bankaktien
für aussichtsreicher, so beispielsweise die Deutsche Bank,
deren Aktienkurs ähnlich abgestraft wurde, die aber ohne
Staatshilfen auskam.
DEUTSCHE TELEKOM
Die Aktie der Deutschen Telekom bietet eine Dividendenrendite
von aktuell 7%! Das ist sensationell in einer Welt, in der
Staatsanleihen weniger als 2% ausschütten. Der Aktienkurs der
Deutschen Telekom interessiert da kaum noch, viel wichtiger ist
die Frage, ob und wie lange eine so attraktive Dividende
ausgeschüttet werden kann. Derzeit reicht der Cashflow des
Unternehmens dazu aus. Ich halte die Deutsche Telekom als
Dividendenkomponente in einem Portfolio für gut geeignet.
INFINEON
Wer hätte das gedacht: Noch vor zwei Jahren tot gesagt, und mit
einem Kurs unter einem Euro, hat sich das Unternehmen nun wie
Phoenix aus der Asche empor geschwungen und bietet spezielle
Chips für die Automobilindustrie und den Maschinenbau an. Ein
Marktbereich, in dem deutsches Ingenieurwissen offensichtlich
wieder einen kleinen Vorteil gegenüber dem standardisierten
Massenprodukt der US-Wettbewerber genießt, und so hat sich der
Kurs inzwischen verfünffacht.
Das Unternehmen hat unlängst seine Mobilfunkchipsparte an Intel
verkauft, die Kasse ist prall gefüllt und das Augenmerk liegt
derzeit auf Profitabilität. Der Gewinn wird also im kommenden
Jahr trotz des verkauften Geschäftsteils weiter ansteigen, das
KGV soll Schätzungen zufolge von 14 auf 12 fallen. In der
Barkasse liegen dann etwa 2 Mrd. Euro. Es wird spannend sein zu
beobachten, wie dieses Geld eingesetzt wird: Aktienrückkäufe,
Sonderdividende, Unternehmenszukäufe, Investitionen, ...?
Anhand dieser Entscheidungen wird sich die weitere
Aktienkursentwicklung ausrichten. Ich vermag darüber nicht zu
spekulieren und würde Infineon daher bestenfalls als
spekulative Position gut heißen.
VIVO
Meine ursprüngliche Anlageidee beruhte auf der Einschätzung,
dass Vivo von der Olympiade und Fußballweltmeisterschaft in
Brasilien profitieren würde. Inzwischen haben sich die
Eigentumsverhältnisse geändert, und der Mobilfunkbetreiber wird
mit einem Festnetzanbieter zusammengelegt. Die Auswirkungen der
obigen Ereignisse auf den Kurs dürften daher schwächer
ausfallen, als ursprünglich gedacht, und ich ziehe mich daher
aus dieser Spekulation zurück. Grundsätzlich würde ich mir
statt der Tochter Vivo lieber die Muttergesellschaft Telefonica
näher anschauen.
VOLKSWAGEN VORZÜGE
VW schwingt sich zu einem der wichtigsten weltweiten
Automobilhersteller auf und die steigenden Verkaufszahlen
führen zu steigenden Gewinnen. Das KGV von 14 halte ich für
recht ambitioniert, denn ein entsprechendes Umsatzwachstum kann
der Konzern kaum mehr erreichen. Die Dividendenrendite von 2,2%
ist mäßig. Mit 15 Mrd. Euro Nettoliquidität ist VW bestens
aufgestellt, um weitere Übernahmen zu tätigen, sowie um auch in
innovative Antriebsarten (Elektro!) zu investieren. Doch der
Kurs wird meines Erachtens vom aktuellen Niveau aus keine
großen Sprünge mehr machen können. Da gibt es wesentlich besser
aufgestellte Zulieferer, die ich mir anschauen würde.
KORRELATIONSMATRIX
wtl.
CBK.de DTE.de IFX.de VIV VOW3.de
CBK.de 1,00 0,26 0,40 0,13 0,34
DTE.de 0,26 1,00 0,26 0,20 0,39
IFX.de 0,40 0,26 1,00 0,43 0,37
VIV 0,13 0,20 0,43 1,00 0,39
VOW3.de 0,34 0,39 0,37 0,39 1,00
tgl.
CBK.de DTE.de IFX.de VIV VOW3.de
CBK.de 1,00 0,36 0,31 -0,09 0,30
DTE.de 0,36 1,00 0,22 0,10 0,30
IFX.de 0,31 0,22 1,00 0,15 0,36
VIV -0,09 0,10 0,15 1,00 -0,06
VOW3.de 0,30 0,30 0,36 -0,06 1,00
Die Finanzmathematik zeigt eine außerordentlich geringe
Korrelation zwischen Ihren Depottiteln auf. Es wundert mich
allerdings, dass Mobilfunkbetreiber Vivo und die Deutsche
Telekom keine höhere Korrelation haben (lfr. 0,2, kfr. 0,1).
Ich führe dies jedoch darauf zurück, dass Vivo in einem
Wachstumsmarkt agiert, während die Deutsche Telekom in einem
gesättigten Markt kämpfen muss. Da werden unterschiedliche
Anleger angelockt, was zu vollkommen unkorrelierten
Kursverläufen führt.
FAZIT
Ich würde nicht gleich vier deutsche Titel in einem Portfolio
aus fünf, sondern mindestens einen amerikanischen Titel und
einen Schwellenlandstitel darin haben wollen. Meine Abneigung
gegen die Commerzbank-Aktie haben Sie sicherlich ebenfalls
herausgelesen (obwohl ich sehr zufriedener Kunde bin).
Es fehlt mir ein Titel aus der Rohstoffbranche. Vielleicht
findet sich ja ein Wert wie BHP Billiton, freeport McMoRan oder
RTP für Sie, um das Portfolio so breiter aufzustellen.
Ich hoffe, ich konnte ein paar Anregungen geben.
=============================================================== 05. LESERFRAGE: EUROSTABILITÄT
===============================================================
Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.
=================
FRAGE:
Sehr geehrter Herr Heibel,
ich bin seit kurzem Leser Ihrer Informationen und zunehmend
begeistert von der analytischen Darlegung der Hintergründe.
Danke und weiter so!
Ich muss gestehen, dass ich in den besprochenen Angelegenheiten
bestenfalls als interessierter Laie gelten kann, daher bitte um
Verständnis für meinen Einwand zu Euro/Strafzahlungen:
Was wäre, wenn Frankreich in die Lage käme, Strafzahlungen
leisten zu müssen. Könnte es nicht sein, dass die sich keinen
Deut um die Vereinbarung scheren und sich ein
Vertragsverletzungsverfahren einheimsen lassen. Was, wenn die
auch nach Verurteilung nicht zahlen (es gibt keine
Konsequenzen).
Anders:
Was, wenn die Klage des deutschen Bundesgerichtshofes (kann das
stimmen?) gegen den Rettungsschirm der EU diesen zu Fall
bringt, stürzt der Euro dann nicht gänzlich?
Ich würde mich freuen, Trost und Rat zu vernehmen, um weiter an
den Euro und die Sinnhaftigkeit der EU glauben zu können!
Schönen Abend aus Linz, Donau, Österreich, Fritz
ANTWORT:
Eine stabile Währung hat ihren Wert, auch volkswirtschaftlich.
Ein Ignorieren seitens Frankreichs würde den Euro tatsächlich
zu Fall bringen, ein Währungschaos wäre die Folge und das hätte
negative Auswirkungen auf alle EU-Länder wie auch auf
Frankreich. Die EU-Mitglieder werden dies also vermeiden, so
lange es möglich ist.
Unmöglich würde es werden, wenn die wirtschaftliche Lage der
gesamten EU so angespannt ist, dass die Rettung nicht mehr
gestemmt werden kann und somit ein Ausstieg aus dem Euro
vorteilhaft erschiene. Um dies zu vermeiden gibt es eben die
Maastricht-Kriterien, und da die Strafen nun frühzeitig
greifen, sollte somit vermieden werden, dass die Wirtschaft im
Schadensfall bereits nicht mehr in der Lage ist, die Strafe zu
stemmen.
Die gerichtliche Auseinandersetzung um die Art und Weise des
Rettungsschirmes wird dessen Implementation meiner Ansicht nach
zwar verzögern, nicht aber in Frage stellen.
Besten Dank für Ihre Fragen, die ganz und gar nicht laienhaft
klingen :-) Ich werde das Thema sicherlich noch das eine oder
andere Mal im Heibel-Ticker aufnehmen.
============================================================== 06. BEOBACHTETE WERTE
==============================================================
Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.
==========
Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hinein schauen.
Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.
Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.
Unter „Änd“ steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche“ steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf.“ steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
NK – Nachkaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL - Stopp Loss
KL - Kauflimit oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.
Auch dieses Kapitel bleibt den zahlenden Abonnenten des
Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis
dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen
Dienst nicht aufrecht erhalten.
==============================================================
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel http://heibel-ticker.de
mailto:info/at/heibel-ticker/./de
============================================================== 07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
==============================================================
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung
der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
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Heibel-Ticker Ende
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http://heibel-ticker.de
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H E I B E L - T I C K E R S T A N D A R D
F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N
- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428
5. Jahrgang - Ausgabe 40 (08.10.2010)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
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I N H A L T
01. INFO-KICKER: EIN GALLISCHES DORF NAMENS DEUTSCHLAND
02. SO TICKT DIE BÖRSE: WÄHRUNGSSPANNUNGEN USA - EU
03. AUSBLICK: TEMPERATURMESSUNG ANHAND VON ÜBERNAHMEN UND PANIK
Equinix ist nix gleich Cloud Computing
Microsoft will Adobe kaufen
04. DEPOTCHECK: COMMERZBANK, DEUTSCHE TELEKOM, INFINEON, VIVO,
VW
05. LESERFRAGE: EUROSTABILITÄT
06. BEOBACHTETE WERTE
Bertrandt Stopp Loss nachziehen auf 41,50€
Vivo Kurs hat sich endlich erholt, fertigmachen für Verkauf
Bank of America Licht am Ende des Tunnels?
Silicon Sensor Spekulation oder Investment
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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01. INFO-KICKER: EIN GALLISCHES DORF NAMENS DEUTSCHLAND
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Liebe Börsenfreunde,
uhh, da braut sich was zusammen: Die USA verfolgen konsequent
eine Politik des schwachen US-Dollars und ziehen so ziemlich
die gesamte Welt mit in den Abwärtssog. Nur ein kleines
gallisches Dorf, genannt Deutschland, stellt sich dem mächtigen
Gegner mutig entgegen ... und findet Mitstreiter im IWF sowie
bei der Weltbank.
Was ist die richtige Geldpolitik: Sparen für Geldwertstabilität
und Verlässlichkeit, auch wenn es weh tut, oder eine großzügige
Liquiditätsversorgung zum Ankurbeln der Wirtschaft, auch wenn
dies langfristig ans Ersparte geht? Nie zuvor sind diese beiden
unterschiedlichen Ideologien so hart aufeinander geprallt, wie
in diesen Tagen, und wir dürfen gespannt sein auf die nächsten
politischen Entscheidungen.
Den Hintergrund zu diesen Vorgängen habe ich Ihnen in Kapitel
02 aufgezeigt. Gut, es ist wieder ein volkswirtschaftliches
Thema. Doch je besser Sie dieses Thema verstehen, umso sicherer
werden Sie sich bei Ihrer Entscheidung für Ihre
Altersvorsorgeform fühlen. Und das sollten Sie bei der
Vermögensanlage im Hinterkopf haben.
In Kapitel 03 gehe ich auf die vermeintliche Übernahme von
Adobe durch Microsoft ein. Darüber hinaus zeige ich, dass Cloud
Computing nicht gleich Cloud Computing ist. Die Hiobsbotschaft
eines Webhosters ist in meinen Augen kein Zeichen für das Ende
der Cloud-Rallye, da zwei völlig unterschiedliche Märkte
bearbeitet werden.
Salesforce.com, Akamai und VMWare werde ich im Rahmen dieser
Analyse vorstellen und ich leite auch eine kleine Spekulation
daraus ab.
In Kapitel 04 gibt es wieder einmal einen Depotcheck.
Wenngleich die Risikostreuung perfekt erscheint, so finde ich
doch ein paar Stellschrauben, an denen ich drehen würde. Die
Commerzbank ist beispielsweise nicht meine favorisierte Bank
für einen Aufschwung. Und Vivo als Schwellenlandkomponente hat
seine besten Zeiten leider schon hinter sich.
Was könnte den Euro noch zu Fall bringen, fragt mich ein Leser
in Kapitel 05. Eine nachhaltig schlechtere wirtschaftliche
Entwicklung als im Rest der Welt, lautet meine Antwort.
Wie immer gibt es einige wichtige Aktualisierungen zu unseren
beobachteten Werten in Kapitel 06. Anlässlich des heftigen
Kursanstiegs der vergangenen Tage habe ich auch einen alten
Wert, Silicon Sensor, nochmals besprochen, obwohl wir uns davon
bereits getrennt haben.
Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im
Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung stehen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp7336.pdf
Ich wünsche eine anregende Lektüre,
take share, Ihr
Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker
P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.
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02. SO TICKT DIE BÖRSE: WÄHRUNGSSPANNUNGEN USA - EU
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Was wir derzeit sehen, ist die unterschiedliche ideologische
Ausrichtung der USA zu der der EU bzw. Deutschlands. Vergessen
Sie bitte nicht, die Ausgestaltung des Euros haben wir
Deutschen gegen den Widerstand fast aller anderen EU-Staaten
durchgeboxt, und insbesondere die Franzosen lassen keine
Gelegenheit aus, für einen stärkeren Einfluss der Politik bei
der Geldpolitik zu plädieren. Doch bislang ohne Erfolg.
In der Geldtheorie ist inzwischen unbestritten, dass die
Erwartungen der Marktteilnehmer eine wichtige Komponente
darstellen. Wenn wir in Europa von einer gewünschten
Geldmengenausweitung von 2% sprechen, dann stellen sich die
Menschen sowie die Unternehmen darauf ein.
Investitionsrechnungen sowie Vorsorgeplanungen gehen von 2%
Inflation aus, und entsprechend verhält man sich.
Gleichermaßen wird in den USA eine etwas höhere
Geldmengenausweitung und somit Inflationsrate toleriert, dort
haben sich ebenfalls Wirtschaft und Privatanleger darauf
eingestellt.
Nun habe ich in der Heibel-Ticker Ausgabe vom Anfang dieser
Woche gezeigt, dass der Wechselkurs nicht der Kaufkraftparität
folgt sondern umgekehrt: Die Kaufkraftparität wird durch einen
kontinuierlich abweichenden Wechselkurs beeinflusst.
Wenn die USA also nachhaltig ihre US-Dollar verbilligen, dann
haben sie dadurch einen Export-Vorteil auf den Weltmärkten. Im
Landesinnern ändert sich kaum etwas bis auf die teurer
einzukaufenden Rohstoffe und Güter. Diesem Umstand begegnen die
USA mit immer höheren Schulden bzw. Außenhandelsdefiziten.
Unterm Strich leben die US-Bürger somit kontinuierlich über
ihre Verhältnisse.
Wir Deutschen hingegen sind durch die Hyperinflation
gebrandmarkt und empfinden daher eine zu hohe Inflation als
Raub am Volksvermögen. Die dadurch erfolgende konjunkturelle
Förderung wird nicht akzeptiert, Geldwertstabilität wird als
wichtiger angesehen.
Länder mit großen Deviseneinnahmen, wie China und andere
Schwellenländer, sowie die Ölstaaten, legen ihre Devisen, also
Außenhandelsüberschüsse, meist in US-Dollar an. Da diese
Währung jedoch nachhaltig inflationiert wird, suchen sie
händeringend nach Alternativen: Gold und Euro. Da das Euro-
Volumen größer ist, als das Goldvolumen, steigt der Goldpreis
auch gegenüber dem Euro an.
Die Griechenlandkrise war ein Geschenk für die deutsche
Exportwirtschaft. Die Stabilität des Euros wurde in Frage
gestellt, der Euro brach kräftig ein und führte zu einem
vorteilhaften Marktumfeld für deutsche Exportunternehmen. Doch
dieser vorübergehende Vorteil ist nunmehr vorbei, der
Wechselkurs zum US-Dollar ist inzwischen wieder von 1,20 auf
1,40 USD/EUR angesprungen.
Zum einen hat die EZB Schritte eingeleitet, die eine
nachhaltige Stabilität des Euros sichern sollen. So wird
vehement versucht, die politische Unabhängigkeit der
Geldpolitik zu festigen (gegen den Widerstand Frankreichs). Zum
anderen zeigt die EZB, dass sie ihre Versprechen auch einhält.
Die vorübergehende Liquiditätsspritze von vor zwei Jahren zur
Überwindung der Finanzkrise wird nun wieder aus dem Markt
genommen.
In den USA sieht das ganz anders aus. Dort wird unter dem
Schlagwort QE2 eine erneute Runde der konjunkturfördernden
Liquiditätsspritze durch die Fed diskutiert. Die Fed hat,
anders als die EZB, auch den Arbeitsmarkt auf ihrem Schirm und
würde durch das anhaltende Aufkaufen von Staatsanleihen ein
etwaiges erneutes Konjunkturprogramm der US-Regierung stützen.
Mit QE2 beschreibt man also die zweite Runde des „quantitative
easing“ – also der Liquiditätsspritze. Mit der ersten Runde
bezeichnet man die Konjunkturprogramme und das Aufkaufen der
zur Finanzierung ausgegebenen US-Staatsanleihen durch die Fed
im Jahre 2008.
Heute sitzen die weltweit wichtigsten Geldpolitiker gemeinsam
mit dem IWF und der Weltbank zusammen, und während bis gestern
noch nervenzehrende Themen über die verschiedenen
Einflussmöglichkeiten und Machtpositionen erwartet wurden,
explodiert heute plötzlich die ideologische Spannung zwischen
den USA und der deutschen Linie. Die Währung werde als „Waffe“
benutzt.
Tatsächlich ist es so, dass keine andere Region der Welt die
Stirn hat, sich dem QE2 der USA, der kontinuierlichen Abwertung
des US-Dollars, entgegen zu stellen.
China hat die heimische Währung gleich an den US-Dollarwert
gekoppelt, darüber sind die meisten asiatischen Länder
ebenfalls mittelbar eine US-Dollarwährung.
Japan hat gestern eine überraschende Leitzinssenkung vermeldet,
von 0,1% auf 0-0,1%. Das Signal war deutlich, insbesondere da
der Notenbankchef gleichzeitig verkündete, notwendigerweise
weiterhin auch über Interventionen für einen billigen Yen zu
sorgen.
In England wird ebenfalls wieder über eine weitere Lockerung
der Geldpolitik diskutiert.
Ein fortwährender Abwertungswettlauf, wie er sich derzeit
außerhalb der EU abzeichnet, würde zu weiter steigenden
Inflationsraten führen, das Vertrauen der Menschen in die
Wertstabilität würde irgendwann schwinden und der
vielbefürchtete Run auf die Banken mit gleichzeitig
explodierendem Goldpreis wäre gar nicht mehr so undenkbar.
Sieger wären die Länder mit den größten Goldreserven, also die
USA.
Doch in Deutschland haben wir bereits zweimal im vergangenen
Jahrhundert fast alle Ersparnisse verlosen: einmal in der
Hyperinflation im November 1923 und zum zweiten Mal bei der
Währungsreform nach dem zweiten Weltkrieg 1948. Profitiert
haben diejenigen mit den höchsten Schulden und den größten
Sachwerten. Die Umverteilung des Vermögens war nicht gerade
fair, das Ergebnis würde ich eher als willkürlich bezeichnen.
Auch wenn ich seit Anfang des Jahrtausends kontinuierlich zu
Goldkäufen rate, würde ich es bevorzugen, wenn wir mit einer
stabilen Währung weitermachen können. Eine stabile Währung hat
den volkswirtschaftlichen Vorteil, dass Unternehmen und
Menschen besser kalkulieren können und somit der
Risikoaufschlag, der für eine ungewisse Inflationsentwicklung
berücksichtigt würde, wegfällt. Es ist also tatsächlich
volkswirtschaftlich vorteilhaft, eine stabile Währung zu haben.
Doch dieser Vorteil wirkt sich nur langfristig aus, und in der
Zwischenzeit muss man mit hoher Arbeitslosigkeit kämpfen, mit
schwer zurückzahlbaren Krediten und dadurch eben mit einem
Konsumverzicht. Etwas, das die Amerikaner gar nicht mögen.
Hinter den Machtspielen und gegenseitigen Anschuldigungen,
hinter den Drohungen und konjunkturpolitischen Entscheidungen
steckt also im Kern eine tiefe ideologische
Meinungsverschiedenheit zwischen den USA und Deutschland.
Vielleicht bin ich als Deutscher bereits voreingenommen für die
deutsche Sicht der Dinge. Vielleicht ist es nur zu natürlich,
von Zeit zu Zeit über eine heftige Inflation für einen
Neuanfang zu sorgen. Vielleicht sehe ich auch das
kontinuierliche Leid nicht dramatisch genug, das eine feste
Geldpolitik für die Bevölkerung mit sich bringt, und vielleicht
ist der jahrelang überschäumende Konsum Belohnung genug für
einige wenige Krisenjahre am Ende einer Hyperinflation. Ich
weiß es nicht.
Aber für mich sieht es so aus, dass die deutsche Linie die
langfristig Vernünftige ist. Leider scheint Deutschland
weltweit kaum Mitstreiter zu haben, und ob sich Deutschland
alleine gegen die ganze Welt wird durchsetzen können, weiß ich
nicht.
Der IWF und die Weltbank haben sich heute zumindest einmal auf
die deutsche Seite gestellt und fordern weltweit mehr Disziplin
im Umgang mit der eigenen Währung. Das ist ein Dämpfer für alle
Länder, die ihre Währung im Wettlauf entwerten, und darin sehe
ich den Grund für den heutigen Wechselkurseinbruch des US-
Dollars und aller anderen Währungen gegenüber dem Euro. Und
natürlich würde ein Schwenk zum verantwortlichen Umgang mit der
eigenen Währung auch die Goldpreisrallye beenden, daher notiert
heute auch das Gold im Minus.
Doch von mahnenden Worten bis zum Wechsel der Geldpolitik
werden noch einige Jahre vergehen. Und wir können gespannt
sein, wer sich durchsetzen wird.
Schauen wir uns einmal an, wie sich die wichtigsten Indizes in
der abgelaufenen Woche entwickelt haben:
Wochenrückblick auf die wichtigsten Indizes
INDIZES 7.10.10
Dow Jones 10.948 1,5%
DAX 6.276 0,8%
Nikkei 9.589 2,0%
Euro/US-Dollar 1,391 1,2%
Euro/Yen 114,475 0,1%
10-Jahres-US-Anleihe 2,40% -0,1
Umlaufrendite Dt 2,02% 0,0
Feinunze Gold USD $1.333,23 1,5%
Fass Crude Öl USD $82,90 0,2%
Baltic Dry Shipping I 2.662 8,8%
Kupfer in US$/to 8.088 -0,7%
Der US-Dollar ist weiterhin schwach gewesen, er gab gegenüber
dem Euro 1,2% ab. Entsprechend konnte der Dow Jones (+1,5%)
deutlich besser abschneiden als der DAX (+0,8%).
Die Ankündigung der Bank of Japan, in den weltweiten
Abwertungswettlauf einzutreten, wurde von der Börse begrüßt,
mit 2% Plus schnitt der Nikkei besser ab als seine
internationalen Kollegen.
Sentimentdaten
Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):
Kaufen / Verkaufen
17.09.- 24.09. (157): 54% / 14%
24.09.- 01.10. (145): 50% / 16%
01.10.- 08.10. (189): 48% / 10%
Kaufempfehlungen der Analysten
Gerresheimer, ThyssenKrupp, Allianz
Verkaufempfehlungen der Analysten
RWE, Hennes & Mauritz, Hays
Privatanleger
38. KW 2010: 54% Bullen (64 Stimmen)
39. KW 2010: 57% Bullen (68 Stimmen)
40. KW 2010: 53% Bullen (71 Stimmen)
Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 6.198
Kaufempfehlungen der Privatanleger
Deutsche Bank, Veolia Environement, Siemens
Verkaufempfehlungen der Privatanleger
Theolia, A.N.
Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt:
http://www.sharewise.com?heibel
Die Stimmung trübt sich weiter ein wenig ein. Ich halte das auf
dem hohen Kursniveau für gesund und für eine Voraussetzung für
den nächsten Aufwärtsschub.
Im nächsten Kapitel untersuche ich die Übernahmegerüchte um
Microsoft und Adobe. Was ist dran? Wäre es überhaupt sinnvoll?
Darüber hinaus zeige ich auf, was für den Ausverkauf von Aktien
wie Salesforce.com und Akamai verantwortlich war und ob daraus
abzuleiten ist, dass Cloud Computing seine besten Zeiten hinter
sich hat.
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03. AUSBLICK: EIN BESONDERER TIPP ALS SPEKULATION
==============================================================
Der Ausblick bleibt den zahlenden Abonnenten des
Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis
dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen
Dienst nicht aufrecht erhalten.
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04. DEPOTCHECK: COMMERZBANK, DEUTSCHE TELEKOM, INFINEON, VIVO,
VW
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Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem
Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei
plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut
schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit
einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße
gestellt.
Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den 5 größten
Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die
einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in
denen sie wirtschaften. Schicken Sie mir Ihre 5 größten
Positionen an Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte
unterschreiben Sie mit Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie
leben. Diese Information wird dann veröffentlicht.
=================
FRAGE:
Sehr geehrter Herr Heibel,
seit Januar 2010 bin ich Abonnent Ihres Heibel-Ticker PLUS und
verfolge Ihre Berichte mit großem Interesse. Einige Ihrer
vorgeschlagenen Aktien, z.B. Vivo, City Group, habe ich auch in
mein Portfolio aufgenommen, wobei ich City Group bereits wieder
(viel zu früh) verkauft habe. Ich muss dazu sagen, dass ich ein
absoluter Neuling bin, was den Handel mit Aktien anbelangt.
Mein größtes Problem ist folgendes: Bislang kaufe / verkaufe
ich meine Aktien über die Sparkasse (Sparkassen
Direktbrokerage), leider ist es in diesem System nicht möglich
(vielleicht habe ich auch noch nicht herausgefunden wie es
geht) Stopp Loss Marken zu setzen. Ich habe es zwar schon
versucht, die Aktien wurden dann aber immer sofort verkauft,
was eigentlich so gar nicht in meinem Interesse lag, das selbe
ist, wenn ich kaufen möchte, meistens wird viel höher gekauft
als ich das eingebe.
Meine Frage ist nun: Können Sie mir erklären wie das geht, dass
ich auch gezielt nach ihren Vorschlägen handeln kann, wie z.B.
nachziehen der Stopp Loss Marke, bzw. können Sie mir ein
vernünftiges Echtzeithandelssystem vorschlagen, bei dem dies
auch möglich ist? Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die
Sparkasse dieses Direktbrokerage zwar zur Verfügung stellt,
jedoch nicht wirklich daran interessiert ist, dass ihre Kunden
selbst etwas tun.
Mein derzeitiges Portfolio:
500 Stück Commerzbank
500 Stück Dt. Telecom
500 Stück Infineon
125 Stück Vivo
100 Stück VW VZ
250 Stück Wirecard
Über eine kurze Einschätzung meines Portfolios und Vorschläge
bezüglich eines vernünftigen Handelssystems wäre ich ihnen sehr
dankbar.
Mit freundlichen Grüßen vom Bodensee, Martin
ANTWORT:
Besten Dank für das Lob und Vertrauen in den Heibel-Ticker
PLUS.
Zu Ihrem Problem mit dem Online-Zugang der Sparkasse kann ich
leider nichts sagen, da ich diese Plattform nicht kenne. Ich
bin mit der Comdirect Bank recht zufrieden. Ein
Echtzeithandelssystem ist für die Anlagemethode, wie wir sie im
Heibel-Ticker verfolgen, mit der berühmten Kanone zu
vergleichen, mit der Sie nicht auf Spatzen schießen wollen.
Es würde mich wundern, wenn der Online-Zugang der Sparkasse
keine Stopp Loss Orders zulassen würde. Bitte versichern Sie
sich, dass Sie an mehreren Stellen diesen Ordertyp auswählen.
Es reicht nicht, wenn Sie nur das Feld "Stopp Kurs" ausfüllen,
sie müssen eben auch den Ordertyp entsprechend auswählen oder
ein entsprechendes Häkchen setzen.
Grundsätzlich rate ich davon ab, Stopp Loss Marken mit Hilfe
von Stopp Loss Orders umzusetzen. Wie der "Flash Crash" im März
gezeigt hat, würden da viele Anleger zu nachteiligen Kursen aus
ihren Positionen getrieben werden. Das wollen wir verhindern,
indem wir eben regelmäßig, möglichst täglich, die Schlusskurse
unserer Positionen kontrollieren und nachschauen, ob ein Stopp
Loss Limit erreicht wurde. Ist dies der Fall, so würde ich eben
am nächsten Tag eine normale Verkaufsorder, bei Aktien mit
geringem Handelsvolumen eine limitierte Verkaufsorder,
eingeben.
Der Trailing Stopp Loss ist also ebenfalls nichts weiter als
eine Merkposition, die täglich kontrolliert wird, deren Limit
sich jedoch kontinuierlich nach dem jüngsten Höchstkurs
richtet. Sie müssen also stets neu rechnen, wenn ein neuer
Höchstkurs erreicht wurde.
Beim Verfolgen der jeweiligen Marken hilft natürlich der
Heibel-Ticker PLUS, sowie der zugehörige SMS-Expressdienst, mit
dem Sie kurzfristig über entsprechende Ereignisse informiert
werden.
Nun zu Ihrem Portfolio: Im Rahmen des Depotchecks untersuche
ich nur Portfolios mit maximal 5 Positionen, ich habe daher
Wirecard gestrichen. Es handelt sich um einen
Finanzdienstleister, der neben der Commerzbank doppelt
gemoppelt ist. Darüber hinaus finden derzeit anlässlich einer
Wirecard-Kursmanipulation jede Menge Untersuchungen der BaFin
und Staatsanwaltschaft statt, so dass ich mich nicht an diese
Aktie wage. Ich würde bis auf weiteres die Finger davon lassen.
COMMERZBANK
Die Commerzbank hat in der Finanzkrise der Allianz eine riesige
Belastung abgenommen: Die Dresdner Bank. Im Rahmen der
Finanzkrise musste die Commerzbank dann vom SoFFin gerettet
werden, heute ist der Staat mit 25% an der Commerzbank
beteiligt, und diese Beteiligung, sowie die Sonderkredite,
müssen zunächst zurückgezahlt werden, bevor die Aktie den
Aktionären wieder Spaß machen wird. Ich halte andere Bankaktien
für aussichtsreicher, so beispielsweise die Deutsche Bank,
deren Aktienkurs ähnlich abgestraft wurde, die aber ohne
Staatshilfen auskam.
DEUTSCHE TELEKOM
Die Aktie der Deutschen Telekom bietet eine Dividendenrendite
von aktuell 7%! Das ist sensationell in einer Welt, in der
Staatsanleihen weniger als 2% ausschütten. Der Aktienkurs der
Deutschen Telekom interessiert da kaum noch, viel wichtiger ist
die Frage, ob und wie lange eine so attraktive Dividende
ausgeschüttet werden kann. Derzeit reicht der Cashflow des
Unternehmens dazu aus. Ich halte die Deutsche Telekom als
Dividendenkomponente in einem Portfolio für gut geeignet.
INFINEON
Wer hätte das gedacht: Noch vor zwei Jahren tot gesagt, und mit
einem Kurs unter einem Euro, hat sich das Unternehmen nun wie
Phoenix aus der Asche empor geschwungen und bietet spezielle
Chips für die Automobilindustrie und den Maschinenbau an. Ein
Marktbereich, in dem deutsches Ingenieurwissen offensichtlich
wieder einen kleinen Vorteil gegenüber dem standardisierten
Massenprodukt der US-Wettbewerber genießt, und so hat sich der
Kurs inzwischen verfünffacht.
Das Unternehmen hat unlängst seine Mobilfunkchipsparte an Intel
verkauft, die Kasse ist prall gefüllt und das Augenmerk liegt
derzeit auf Profitabilität. Der Gewinn wird also im kommenden
Jahr trotz des verkauften Geschäftsteils weiter ansteigen, das
KGV soll Schätzungen zufolge von 14 auf 12 fallen. In der
Barkasse liegen dann etwa 2 Mrd. Euro. Es wird spannend sein zu
beobachten, wie dieses Geld eingesetzt wird: Aktienrückkäufe,
Sonderdividende, Unternehmenszukäufe, Investitionen, ...?
Anhand dieser Entscheidungen wird sich die weitere
Aktienkursentwicklung ausrichten. Ich vermag darüber nicht zu
spekulieren und würde Infineon daher bestenfalls als
spekulative Position gut heißen.
VIVO
Meine ursprüngliche Anlageidee beruhte auf der Einschätzung,
dass Vivo von der Olympiade und Fußballweltmeisterschaft in
Brasilien profitieren würde. Inzwischen haben sich die
Eigentumsverhältnisse geändert, und der Mobilfunkbetreiber wird
mit einem Festnetzanbieter zusammengelegt. Die Auswirkungen der
obigen Ereignisse auf den Kurs dürften daher schwächer
ausfallen, als ursprünglich gedacht, und ich ziehe mich daher
aus dieser Spekulation zurück. Grundsätzlich würde ich mir
statt der Tochter Vivo lieber die Muttergesellschaft Telefonica
näher anschauen.
VOLKSWAGEN VORZÜGE
VW schwingt sich zu einem der wichtigsten weltweiten
Automobilhersteller auf und die steigenden Verkaufszahlen
führen zu steigenden Gewinnen. Das KGV von 14 halte ich für
recht ambitioniert, denn ein entsprechendes Umsatzwachstum kann
der Konzern kaum mehr erreichen. Die Dividendenrendite von 2,2%
ist mäßig. Mit 15 Mrd. Euro Nettoliquidität ist VW bestens
aufgestellt, um weitere Übernahmen zu tätigen, sowie um auch in
innovative Antriebsarten (Elektro!) zu investieren. Doch der
Kurs wird meines Erachtens vom aktuellen Niveau aus keine
großen Sprünge mehr machen können. Da gibt es wesentlich besser
aufgestellte Zulieferer, die ich mir anschauen würde.
KORRELATIONSMATRIX
wtl.
CBK.de DTE.de IFX.de VIV VOW3.de
CBK.de 1,00 0,26 0,40 0,13 0,34
DTE.de 0,26 1,00 0,26 0,20 0,39
IFX.de 0,40 0,26 1,00 0,43 0,37
VIV 0,13 0,20 0,43 1,00 0,39
VOW3.de 0,34 0,39 0,37 0,39 1,00
tgl.
CBK.de DTE.de IFX.de VIV VOW3.de
CBK.de 1,00 0,36 0,31 -0,09 0,30
DTE.de 0,36 1,00 0,22 0,10 0,30
IFX.de 0,31 0,22 1,00 0,15 0,36
VIV -0,09 0,10 0,15 1,00 -0,06
VOW3.de 0,30 0,30 0,36 -0,06 1,00
Die Finanzmathematik zeigt eine außerordentlich geringe
Korrelation zwischen Ihren Depottiteln auf. Es wundert mich
allerdings, dass Mobilfunkbetreiber Vivo und die Deutsche
Telekom keine höhere Korrelation haben (lfr. 0,2, kfr. 0,1).
Ich führe dies jedoch darauf zurück, dass Vivo in einem
Wachstumsmarkt agiert, während die Deutsche Telekom in einem
gesättigten Markt kämpfen muss. Da werden unterschiedliche
Anleger angelockt, was zu vollkommen unkorrelierten
Kursverläufen führt.
FAZIT
Ich würde nicht gleich vier deutsche Titel in einem Portfolio
aus fünf, sondern mindestens einen amerikanischen Titel und
einen Schwellenlandstitel darin haben wollen. Meine Abneigung
gegen die Commerzbank-Aktie haben Sie sicherlich ebenfalls
herausgelesen (obwohl ich sehr zufriedener Kunde bin).
Es fehlt mir ein Titel aus der Rohstoffbranche. Vielleicht
findet sich ja ein Wert wie BHP Billiton, freeport McMoRan oder
RTP für Sie, um das Portfolio so breiter aufzustellen.
Ich hoffe, ich konnte ein paar Anregungen geben.
===============================================================
05. LESERFRAGE: EUROSTABILITÄT
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Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.
=================
FRAGE:
Sehr geehrter Herr Heibel,
ich bin seit kurzem Leser Ihrer Informationen und zunehmend
begeistert von der analytischen Darlegung der Hintergründe.
Danke und weiter so!
Ich muss gestehen, dass ich in den besprochenen Angelegenheiten
bestenfalls als interessierter Laie gelten kann, daher bitte um
Verständnis für meinen Einwand zu Euro/Strafzahlungen:
Was wäre, wenn Frankreich in die Lage käme, Strafzahlungen
leisten zu müssen. Könnte es nicht sein, dass die sich keinen
Deut um die Vereinbarung scheren und sich ein
Vertragsverletzungsverfahren einheimsen lassen. Was, wenn die
auch nach Verurteilung nicht zahlen (es gibt keine
Konsequenzen).
Anders:
Was, wenn die Klage des deutschen Bundesgerichtshofes (kann das
stimmen?) gegen den Rettungsschirm der EU diesen zu Fall
bringt, stürzt der Euro dann nicht gänzlich?
Ich würde mich freuen, Trost und Rat zu vernehmen, um weiter an
den Euro und die Sinnhaftigkeit der EU glauben zu können!
Schönen Abend aus Linz, Donau, Österreich, Fritz
ANTWORT:
Eine stabile Währung hat ihren Wert, auch volkswirtschaftlich.
Ein Ignorieren seitens Frankreichs würde den Euro tatsächlich
zu Fall bringen, ein Währungschaos wäre die Folge und das hätte
negative Auswirkungen auf alle EU-Länder wie auch auf
Frankreich. Die EU-Mitglieder werden dies also vermeiden, so
lange es möglich ist.
Unmöglich würde es werden, wenn die wirtschaftliche Lage der
gesamten EU so angespannt ist, dass die Rettung nicht mehr
gestemmt werden kann und somit ein Ausstieg aus dem Euro
vorteilhaft erschiene. Um dies zu vermeiden gibt es eben die
Maastricht-Kriterien, und da die Strafen nun frühzeitig
greifen, sollte somit vermieden werden, dass die Wirtschaft im
Schadensfall bereits nicht mehr in der Lage ist, die Strafe zu
stemmen.
Die gerichtliche Auseinandersetzung um die Art und Weise des
Rettungsschirmes wird dessen Implementation meiner Ansicht nach
zwar verzögern, nicht aber in Frage stellen.
Besten Dank für Ihre Fragen, die ganz und gar nicht laienhaft
klingen :-) Ich werde das Thema sicherlich noch das eine oder
andere Mal im Heibel-Ticker aufnehmen.
==============================================================
06. BEOBACHTETE WERTE
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Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.
==========
Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hinein schauen.
Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.
Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.
Unter „Änd“ steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche“ steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf.“ steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
NK – Nachkaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL - Stopp Loss
KL - Kauflimit oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.
Auch dieses Kapitel bleibt den zahlenden Abonnenten des
Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis
dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen
Dienst nicht aufrecht erhalten.
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Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
http://heibel-ticker.de
mailto:info/at/heibel-ticker/./de
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07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung
der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
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Heibel-Ticker Ende
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