Belgischer Staat übernimmt Dexia Banque Belgique
10 Oktober 2011 - 6:06AM
DPA AFX Nachrichten
BRÜSSEL (dpa-AFX) - Der durch die Euro-Krise ins Straucheln geratenen
belgisch-französische Finanzkonzern Dexia wird zerschlagen. Wie der
belgische Premierminister Yves Leterme am frühen Montagmorgen in
Brüssel bestätigte, übernimmt der belgische Staat 100 Prozent des
belgischen Arms des Geldhauses. Für die Dexia Banque Belgique zahle
Brüssel vier Milliarden Euro, berichtete die Nachrichtenagentur Belga.
Zuvor hatte der Dexia-Verwaltungsrats das Angebot der Regierung
angenommen.
"Wir haben das Hauptziel erreicht, die Dexia Banque Belgique zu
erhalten und die Risiken auszulagern", sagte Leterme nach einer
nächtlichen Kabinettssitzung. Zugleich kündigte er an, dass
Risikopapiere im Wert von 90 Milliarden Euro in eine sogenannte "Bad
Bank" ausgelagert werden sollen, für die Regierungen von Belgien,
Frankreich und Luxemburg garantieren. Auf Belgien entfalle ein Anteil
von 60,5 Prozent oder 54 Milliarden Euro. Frankreich trage 36,5 Prozent,
Luxemburg 3 Prozent.
Im Gegenzug für die Garantieleistungen werde Dexia an die drei
Staaten insgesamt 450 Millionen Euro zahlen, davon 270 Millionen an
Belgien. Abzüglich dieser Summe zahle Brüssel für die Dexia Banque
Belgique noch den "angemessenen Preis" von 3,73 Milliarden Euro,
erklärte Finanzminister Didier Reynders. "Die Regierung hat nicht vor,
auf unbestimmte in der Bank zu bleiben, aber auch nicht, sie sofort
wieder zu verlassen", sagte er.
Die Regierungen Belgiens, Frankreichs und Luxemburgs hatten sich
zuvor auf höchster Ebene auf eine gemeinsame Linie zur Rettung des
Bankkonzerns verständigt. Frankreichs Regierungschef Francois Fillon
war dazu in die belgische Hauptstadt gekommen.
Dexia war als erstes großes europäisches Kreditinstitut im Zuge
der von Griechenland ausgehenden europäischen Schuldenkrise in
Turbulenzen geraten.
Die russische Sberbank interessiert sich nach Medienangaben für die
türkische Deniz-Bank, eine Tochter der Dexia. Die Aufmerksamkeit der
größten russischen Bank sei "mehr als groß", sagte ein namentlich
nicht genannter Sberbank-Mitarbeiter der Moskauer Zeitung "Kommersant"
(Samstag)./cb/fi/DP/stb