HEIDELBERG (dpa-AFX) - In der Zementbranche steht die nächste
Großfusion an. Nach dem Zusammenschluss der beiden Schwergewichte
Lafarge und Holcim zu einem neuen Mega-Konzern, zieht Heidelbergcement
 nach. Die deutsche Baustoffgröße will den italienischen
Konkurrenten Italcementi  kaufen. In einem ersten Schritt werde
Heidelbergcement den 45-Prozent-Anteil der Finanzholding Italmobiliare
für 1,67 Milliarden Euro erwerben, teilte die im Dax notierte
Gesellschaft am Dienstagabend mit. 

    Der Anteilserwerb soll 2016 abgeschlossen sein. Anschließend wird
Heidelbergcement den verbliebenen Aktionären ein Pflichtangebot über
voraussichtlich ebenfalls 10,60 Euro je Aktie machen. Bei diesem
Angebotspreis würde Italcementi insgesamt mit 3,7 Milliarden Euro
bewertet. An der Börse waren Anteile von HeidelCement unter Druck und
lagen zur Mittagszeit mehr als sechs Prozent im Minus. Langfristig passe
der Zukauf zwar gut, so Analysten, aber zur Finanzierung werde eine
Kapitalerhöhung nötig und der Schuldenberg von HeidelbergCement wachse
weiter. 

SEIT LANGEM IM GESPRÄCH

    Heidelbergcement-Chef Bernd Scheifele erwartet bereits 2017, im
ersten vollständigen Geschäftsjahr, einen positiven Ergebnisbeitrag.
Der operative Gewinn (Ebitda) soll 2019 statt der wie bisher geplanten
mindestens vier Milliarden Euro durch die Übernahme auf mindestens
fünf Milliarden Euro steigen. Beim Umsatz peilt Scheifele drei
Milliarden Euro mehr ein und soll 2019 damit bei 20 Milliarden Euro
liegen. 

    Auch ansonsten zeigte sich Scheifele euphorisch. "Kein anderes
Unternehmen der Branche ergänzt unser operatives Geschäft so gut wie
Italcementi", sagte er am Mittwoch während einer Telefonkonferenz. Zu
dieser Erkenntnis seien beide Unternehmen nicht erst jüngst gekommen,
sondern bereits schon vor mehr als 10 Jahren. "Wir sind immer im
Gespräch gewesen", fügte Scheifele hinzu. Und dass beide Unternehmen
sich jetzt gerade zusammenschließen wollten, hätte auch etwas mit
einer veränderten familiären Situation bei den Eigentümern von
Italcementi zu tun. 

ZUGANG IN NEUE MÄRKTE

    Mit dem Zukauf des italienischen Konkurrenten mit knapp 18 000
Mitarbeitern wird HeidelbergCement nicht nur sein Geschäft in
Nordamerika, Asien und Afrika ausbauen, sondern auch in strategisch
wichtige Märkte eindringen, sagte Scheifele. So werde Heidelbergcement
in Frankreich auf einen Schlag zur Nummer zwei. Zudem rechnet er vor
allem in Südeuropa, wo Italcementi Werke hat, mit einer Erholung der
Baustoffmärkte. "Wir glauben, dass dort die Talsohle erreicht ist",
sagte Scheifele. 

    Durch den Zukauf werde HeidelbergCement dann auch in attraktive
Schwellenländer wie etwa Ägypten und Thailand engagiert sein und seine
Marktposition etwa in Indien deutlich ausbauen. Zudem rechnet der
HeidelbergCement-Chef durch den Zusammenschluss bei Italcementi mit
Synergien von jährlich 175 Millionen Euro bis 2018. Einsparpotential
sieht Scheifele dabei unter anderem beim Einkauf. Positiv hob Scheifele
hervor, dass Italcementi in der Vergangenheit kräftig investiert habe
und so moderne Werke besitze./mne/fbr