BIELEFELD (dpa-AFX) - Schwarzer Tag für Thomas Middelhoff: Der frühere
Topmanager hat am Dienstag beim Amtsgericht Bielefeld Privatinsolvenz
beantragt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter sei der Rechtsanwalt
Thorsten Fuest aus Bielefeld bestellt worden, teilte eine
Gerichtssprecherin mit.

    Middelhoffs Rechtsanwalt Hartmut Fromm begründete den Schritt
damit, dass sein Mandant zurzeit nicht in der Lage sei, "eine fällige
Einkommenssteuerforderung der Finanzverwaltung zu erfüllen". Eine Klage
gegen diese Forderung sei zwar anhängig, eine Aussetzung der
Vollziehung sei jedoch abgelehnt worden. Außerdem werde nach wie vor
ein großer Teil des Vermögens des Managers von seiner ehemaligen
Hausbank blockiert. Hintergrund sind umstrittene Gegenforderungen der
Bank. Der Anwalt sagte weiter, deshalb und wegen seiner durch seine
Inhaftierung erzwungenen wirtschaftlichen Handlungsunfähigkeit habe
sich der Manager entschieden, "einen Antrag auf Privatinsolvenz zu
stellen".

    Der vorläufige Insolvenzverwalter Fuest kündigte an, er wolle sich
nun zunächst "ein Bild von den komplexen Vermögensverhältnissen des
Herrn Dr. Middelhoff machen". Mit ihm und den Gläubigern wolle er dann
über den weiteren Verfahrensablauf befinden. Das Verfahren diene der
gleichmäßigen Gläubigerbefriedigung aus der zu verwertenden
Insolvenzmasse. Es biete Middelhoff aber auch mehrere Wege, die
Befreiung von seinen Verbindlichkeiten zu erlangen.

    Der frühere Chef des inzwischen pleitegegangenen
Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor war am 14. November vom Essener
Landgericht wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu drei Jahren Haft
verurteilt und noch im Gerichtssaal verhaftet worden. Der
Bundesgerichtshof wird wohl erst in einigen Monaten über seine Revision
entscheiden.

    Mehrere Versuche von Middelhoffs Rechtsanwälten, den 61-Jährigen
wieder auf freien Fuß zu bekommen, scheiterten seitdem. Der Grund: Die
die Richter am Landgericht Essen und am Oberlandesgericht Hamm sahen
eine Fluchtgefahr. Selbst als enge Freunde und Familienmitglieder von
Thomas Middelhoff eine Kaution von fast 900 000 Euro anboten, konnte
dies die Richter nicht umstimmen.

    Die schwierige finanzielle Situation des Managers hatte schon den
Prozess gegen Middelhoff überschattet. Wiederholt nutzten Gläubiger
das Verfahren, um den Manager mit ihren Forderungen zu konfrontieren. Es
kam sogar zu Taschenpfändungen im Gerichtsgebäude. Schließlich musste
Middelhoff vor einem Gerichtsvollzieher Auskunft über seine
Vermögensverhältnisse geben.

    Middelhoff selbst hatte im Sommer vergangenen Jahres in einem
dpa-Interview einen Überblick über seine wichtigsten Gläubiger
gegeben: "Der Unternehmensberater Roland Berger verlangt von mir 7,5
Millionen Euro davon sind ca. 2 Millionen Euro durch Sicherheiten von
mir abgesichert, mein früherer Vermögensverwalter Josef Esch 2,5
Millionen Euro, der Arcandor-Insolvenzverwalter 3,4 Millionen Euro,
gegen die aber noch Gegenforderungen von mir bestehen beziehungsweise
die über die Managerversicherung abgedeckt sind, und die Bank Sal.
Oppenheim ca. 70 Millionen Euro", hatte der Manager damals aufgelistet
und hinzugefügt: Umgekehrt verlange er über 200 Millionen Euro. Auf
die Frage "Sind Sie pleite?" erwiderte er damals: "Ganz klare Antwort.
Nein."

    Roland Bergers Rechtsanwalt Claus Thiery zeigte sich zufrieden mit
der aktuellen Entwicklung: "Wir begrüßen, dass sich die Gläubiger
nunmehr in einem geordneten Verfahren befinden und die
Vermögenssituation von Herrn Middelhoff durch den Insolvenzverwalter
vollumfänglich aufgeklärt werden wird."/rea/DP/men