PARIS/ - Zur Ursachen-Klärung der Airbus 
-Absturzes in den französischen Alpen fehlte den Ermittlern
auch sechs Tage nach der Katastrophe ein zentraler Baustein: Der zweite
Flugschreiber ist weiterhin im ausgedehnten Trümmerfeld in der Nähe
des Örtchens Seyne-les-Alpes verschollen. "Er wurde immer noch nicht
gefunden", sagte Staatsanwalt Brice Robin am Sonntag der Deutschen
Presse-Agentur. Die Ermittler erhoffen sich von den darauf gespeicherten
Flugdaten Aufschluss darüber, was an Bord des Germanwings-Airbus
geschah, bevor die Maschine am Dienstag mit 150 Menschen an Bord an
einem Bergmassiv nordöstlich von Marseille zerschellte.

    Nach bisherigem Erkenntnisstand brachte der Co-Pilot die Maschine
mutwillig zum Absturz. Warum - darauf haben die Ermittler noch keine
Antwort geben können. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hatte am
Freitag lediglich erklärt, man habe in der Wohnung des Mannes
"zerrissene, aktuelle und auch den Tattag umfassende Krankschreibungen"
gefunden. Frühestens am Montag will die Behörde weitere
Ermittlungsergebnisse bekanntgeben.

ERMITTLER: COPILOT VERHEIMLICHTE ERKRANKUNG

    Der 27-Jährige aus Montabaur hat seinem Arbeitgeber Germanwings
nach Erkenntnissen der Ermittler eine Erkrankung verheimlicht. Die
Fahnder suchten nach Hinweisen auf ein psychisches Leiden. Sie fanden
weder einen Abschiedsbrief noch ein Bekennerschreiben. Für Berichte,
wonach der Copilot an starken psychischen Problemen und auch
Sehstörungen gelitten haben soll, war bis Sonntag keine Bestätigung
der Behörden zu erhalten.

    Der Copilot soll den Airbus A320 auf dem Flug von Barcelona nach
Düsseldorf absichtlich in einen Sinkflug versetzt haben, als der
Kapitän das Cockpit kurz verließ. Die französische Staatsanwaltschaft
schloss aus den Aufzeichnungen des rasch gefundenen Sprachrekorders,
dass der 27-Jährige den Piloten aus dem Cockpit aussperrte.
Französische Ermittler untersuchen allerdings weiterhin auch die
Möglichkeit eines technischen Defekts der Germanwings-Maschine.

STAATSANWALT: BERGUNG DER TOTEN HAT ABSOLUTEN VORRANG

    Am Absturzort liegen Trümmerteile und die sterblichen Überreste
der toten Insassen in einem unzugänglichen Gelände, das sich über
mehrere Hektar erstreckt. Die Bergung der Toten hat absoluten Vorrang,
sagte Staatsanwalt Brice Robin am Sonntag der dpa. Wenn die Leichen und
Leichenteile wie erhofft binnen sieben Tagen geborgen seien, wollten die
Ermittler in einer zweiten Phase dann Wrackteile sichern, die für die
Recherchen nötig seien.

    "Wir haben noch keine Opfer identifiziert, sondern DNA-Spuren",
sagte Robin zur Frage, ob bereits sterbliche Überreste des Copiloten
der Unglücksmaschine identifiziert wurden. Bisher seien die gefundenen
DNA-Informationen noch nicht mit denen der Familien verglichen worden.
DNA steht für den chemischen Aufbau von Erbinformationen.

STAATLICHER TRAUERAKT AM 17. APRIL

    Der Copilot, der auch als Segelflieger aktiv war, kannte die
Unglücksregion offenbar seit seiner Jugendzeit gut. Er sei mit seinen
Eltern dorthin gekommen, berichtete Francis Kefer vom Flugfeld in
Sisteron am Samstag dem französische Sender iTele. Diese hätten
zwischen 1996 und 2003 mit ihrem Segelflugclub aus Montabaur Flüge in
der Gegend unternommen. Sisteron liegt gut 40 Kilometer westlich der
Absturzstelle.

    Am 17. April soll im Kölner Dom mit einem Gottesdienst und einem
staatlichen Trauerakt der Opfer gedacht werden. Im westfälischen
Haltern, wo um 16 Schüler und zwei Lehrerinnen getrauert wird, soll es
am Mittwoch einen öffentlichen Gottesdienst geben. Papst Franziskus
erinnerte zum Auftakt der Karwoche an die Opfer der Katastrophe: Er bete
für "die Opfer des Flugzeugabsturzes, unter denen auch eine Gruppe
deutscher Schüler war", sagte das Oberhaupt der Katholiken beim
Angelusgebet am Sonntag in Rom.

FINANZIELLE SOFORTHILFE

    Angehörige der Absturzopfer können mit finanzieller Soforthilfe
rechnen, um unmittelbar anfallende Ausgaben zu decken. "Lufthansa
 zahlt bis zu 50 000 Euro pro Passagier", zitierte der
"Tagesspiegel" einen Germanwings-Sprecher./rh/rad/cb/DP/he