PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die wichtigsten Aktienmärkte Europas haben am
Freitag nach einem über weite Strecken orientierungslosen Verlauf
überwiegend zugelegt. Stützend wirkten leicht positive Impulse von den
US-Börsen. Die siebenwöchige Bergtour des EuroStoxx 50 
wurde zugleich beendet. Zwar ging der Leitindex der Eurozone mit einem
Plus von 0,25 Prozent auf 3679,03 Punkten aus dem Tag. Im Wochenverlauf
verzeichnete er damit allerdings ein Minus von 1,3 Prozent. 

    In Paris rückte der CAC-40-Index  am Freitag um 0,55
Prozent auf 5034,06 Punkte vor, während der Londoner FTSE 100 
zugleich 0,58 Prozent auf 6855,02 Zähler einbüßte. 

    Die Aufwärtsbewegung an den meisten Börsen Europas seien den
moderaten Kursgewinnen jenseits des Atlantiks zu verdanken gewesen,
sagten Börsianer. Dort zogen vor allem Aktien von Pharma- und
Biotechnologiefirmen den Markt nach oben. Die kurz vor dem
Handelsschluss in New York anstehende geldpolitische Rede der
US-Notenbankchefin Janet Yellen habe zugleich aber auch für Nervosität
und Zurückgehaltung gesorgt, hieß es.

    Analyst Andreas Paciorek von CMC Markets sprach von einer
"verständlichen Vorsicht". Schließlich hätten die Marktteilnehmer
noch Probleme, die jüngsten Stellungnahmen der Fed zur weiteren
Geldpolitik einzuordnen. "Auch die US-Notenbanker selbst scheinen sich
nicht einig zu sein, da man diese Woche sowohl restriktive als auch
lockere Töne hörte", sagte der Marktexperte. 

    Seit Jahren treibt die Geldflut der Notenbanken die Börsen. In den
USA könnte damit bald Schluss sein, wenn dort die Zinswende
eingeläutet wird und erstmals der seit mehr als sechs Jahren an der
Null-Prozent-Marke klebende Leitzins wieder angehoben wird. Wann das der
Fall sein wird, hängt an den Daten zum Arbeitsmarkt, der Inflation und
zur Wirtschaftsentwicklung. In Europa hingegen hat die Europäische
Zentralbank die Geldschleusen seit März weit geöffnet. Bis 2016 will
sie Monat für Monat für 60 Milliarden Euro Staatsanleihen der
Euroländer kaufen. Seit der entsprechenden Ankündigung Ende Januar
ging es Woche für Woche aufwärts an den Börsen.

    Der Pharmasektor  verzeichnete am Freitag, angetrieben von
prozentual zweistelligen Kursgewinnen der dänischen Unternehmen Novo
Nordisk und Genmab, die kräftigsten Kursgewinne. Mit einem Plus von
1,52 Prozent führte er die Indizes im Stoxx Europe 600  an.
Am Ende des Sektortableaus fanden sich die Bergbauwerte 
wieder, die im Schnitt 1,76 Prozent verloren. Im FTSE 100 büßten etwa
Glencore  und Anglo American   3 Prozent
ein.

    Spitzenreiter waren im britischen Index die Papiere des
Kreuzfahrt-Reeders Carnival  mit etwas mehr als 7 Prozent
Aufschlag. Dieser hatte mit seinem ersten Geschäftsquartal die
Erwartungen übertroffen. Dazu beigetragen hatte nicht zuletzt auch der
gesunkene Ölpreis.

    Im EuroStoxx 50 waren die Papiere Repsol  
Schlusslicht mit minus 1,23 Prozent. Das Analysehaus Jefferies hatte die
Aktie der Ölgesellschaft mit "Underperform" und einem Kursziel von
13,50 Euro in die Bewertung aufgenommen. Analyst Marc Kofler sieht die
mittelfristigen Vorzüge der Übernahme von Talisman Energy als begrenzt
an. Zudem bemängelte er die hohe Verschuldung von Repsol sowie die
geringe Rendite.

    Vivendi   litten mit minus 1,15 Prozent unter
einer negativen Studie der französischen Großbank Exane BNP. Diese
hatte die Aktien des Mischkonzerns gleich um zwei Stufen, von
"Outperform" auf "Underperform", gesenkt./ck/he