BARCELONA (dpa-AFX) - Der Wettbewerb der Smartphone-Hersteller verlagert
sich ins Geschäft mit Computer-Uhren. Wenige Wochen vor dem Marktstart
der mit Spannung erwarteten Apple   Watch
präsentierten die Konkurrenten LG und Huawei ihre neuen High-Tech-Uhren
bei der weltgrößten Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona.
LG versah seine Modelle mit einem Mobilfunk-Anschluss, damit sie ganz
ohne Verbindung mit einem Smartphone funktionieren können. Huawei will
zusätzlich zu Fitness-Funktionen mit einem Fokus auf "zeitloses Design"
punkten. Aber nicht alle zieht es in den Smartwatch-Markt: Der
taiwanische Rivale HTC stieg am Sonntag stattdessen ins Geschäft mit
3D-Brillen für die Darstellung virtueller Realität ein.

    Die Computer-Uhren von LG lassen sich bei Bedarf auch mit jedem
Android-Telefon (Android 4.0 oder höher) verbinden. In Barcelona
stellte das südkoreanische Unternehmen die Modelle Urbane und Urbane
LTE vor. Mit der Urbane LTE betrete LG Neuland, betonte LG-Manager
Andrew Coughlin. Die Uhr sei die erste Smartwatch, die den schnellen
Mobilfunkstandard unterstütze.

    Die "Wearables" von LG sind in klassischem Uhren-Design gestaltet.
Mit der Smartwatch kann der Nutzer eingehende Telefonate annehmen, per
Video chatten und SMS empfangen und schreiben. Für die Fitness stehen
Apps bereit, die als Personal Trainer den Nutzer per Sensor überwachen
und etwa Erfolge beim Golfen, Fahrradfahren, Wandern und Joggen
aufzeichnen. Als Betriebssystem dient eine Eigenentwicklung von LG
speziell für am Körper tragbare Geräte mit Computerfunktionen.

    Auch die Huawei Watch soll mit ihrem runden Display wie eine
hochwertige klassische Uhr wirken. Das Gerät im Edelstahl-Gehäuse
läuft mit dem Google  -Betriebssystem Android Wear.
Ein Preis wurde zunächst nicht genannt. Die Uhr soll Mitte des Jahres
auf den Markt kommen. Damit geben die Chinesen Apple einen Vorsprung:
Die Apple Watch kommt voraussichtlich im April in den Handel, Details
dürfte es am 9. März geben.

    Huawei präsentierte in Barcelona aber auch ein weiteres Gerät für
das Handgelenk: Die zweite Version seines Talkband - eines Headsets, das
man auch als Fitness-Armband tragen kann. Dazu gibt es das Talkband N1,
einen Ohrhörer für sportliche Aktivitäten. Das Gerät soll Schritte
und verbrauchte Kalorien zählen.

    HTC nimmt nach Absatz-Problemen im Smartphone-Geschäft einen neuen
Markt ins Visier: 3D-Brillen für die virtuelle Realität. Die Brille
mit dem Namen Vive soll bis Jahresende in den Handel kommen. Mit diesem
Zeitplan könnte HTC auch Facebook   unter Druck setzen.
Das weltgrößte Online-Netzwerk hatte im vergangenen Jahr den
Branchenpionier Oculus VR für rund zwei Milliarden Dollar gekauft. Die
3D-Brillen von Oculus werden zwar von Experten in höchsten Tönen
gelobt - aber sie sind immer noch nicht im Handel, es gibt nur
Entwickler-Versionen.

    Im Smartphone-Markt will HTC mit einem neuen Spitzengerät aus
seiner Flaute kommen. Das Modell One M9 mit einem 5-Zoll-Display hat ein
Aluminium-Gehäuse und soll unter anderem mit besseren Kameras punkten.

    LG präsentierte für den Wettbewerb im Smartphone-Markt seine neue
Mittelklasse-Modellreihe. Die Smartphones LG Magna, Spirit, Leon und Joy
gibt es in verschiedenen Display-Größen von 4 bis 5 Zoll.

    Der Firefox-Entwickler Mozilla will unterdessen das
Smartphone-Geschäft trotz bisher minimaler Marktanteile nicht aufgeben.
"Wir müssen den mobilen Markt knacken", sagte Technologie-Chef Andreas
Gal der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist eine existenzielle Aufgabe."

    Mozilla ist für seinen Internetbrowser Firefox bekannt. Das
Unternehmen konnte aber im Smartphone-Markt bisher nicht Fuß fassen.
Sein eigenes Betriebssystem, Firefox OS, hat so niedrige Marktanteile,
dass es in weltweiten Berechnungen von Marktforschern nicht einmal
einzeln aufgeführt wird. In Westeuropa lag der Anteil zuletzt bei 0,07
Prozent. Gal betonte dennoch, wie wichtig Firefox OS für Mozilla sei.
"Wir machen uns keine Sorgen um unseren Marktanteil", sagte er. "Für
uns ist es ein langfristiges Projekt."

    Mozilla hofft darauf, dass in den schnell wachsenden Märkten von
Schwellen- und Entwicklungsländern viele Nutzer sehr günstige
Smartphones haben wollen. Geräte mit dem Betriebssystem Android seien
für Kunden in Indien oder Bangladesh zu teuer, argumentierte Gal. Eines
der neuen Firefox-Geräte soll nur 35 Euro kosten./gri/so/jbn/DP/he