FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 27. Januar 2015. Anleger setzen nach
der geldpolitischen Lockerung der EZB auf weiter steigende Kurse
deutscher und europäischer Bluechips.

Von den griechischen Wahlergebnissen lassen sich Anleger kaum beirren.
Auf die mögliche Koalition der linksgerichteten Syriza mit der
rechtspopulistischen Partei ANEL und der gemeinsamen Ablehnung der
bisherigen Spar- und Reformpolitik reagieren die Aktienmärkte gelassen.
Der DAX schloss am Montag mit 10.798 Punkten abermals deutlich im Plus
und notiert derzeit etwa 1,0 Prozent leichter.

Entsprechend aktiv agieren ETF-Anleger, wie die Händler einhellig
berichten. "Seit der EZB-Entscheidung haben wir bei starken Zuflüssen
enorm viel zu tun", berichtet Marco Salaorno von der Société
Générale. "Insbesondere am Freitag verbuchten wir eine große Anzahl
an Transaktionen mit zum Teil sehr hohen Volumina." Tracker
europäischer Aktienindizes stünden seit Wochenbeginn ganz klar im
Vordergrund. Neben DAX- und Euro Stoxx 50-Werten setzten Anleger auf
Indizes einzelner Eurostaaten. Salaorno nennt beispielhaft das große
Interesse an spanischen Bluechips im Ibex 35 (WKN DBX0HR). "Die ein oder
anderen Gewinnmitnahmen gibt es bei ETFs, die an den Euro Stoxx 50
gekoppelt sind."

DAX und Euro Stoxx 50 dominieren

"Hin zu Europa, raus aus Nordamerika", so beschreibt Sidi Kleefeld von
der Deutschen Bank die Flows in der vergangenen Woche. Euro Stoxx 50-
(WKNs ETF001, ETF050) und DAX-Tracker (WKNs 593393, DBX1DA ETFL01,
LYX0AC) aller Anbieter würden rege nachgefragt. Gleichzeitig trennten
sich Investoren von ShortDAX-Produkten (WKNs ETF004, A0X9QV, DBX1DS) und
ETFs, die von fallenden Kursen beim Euro Stoxx 50 (WKNs A0MNT8, A0RRLR,
A0MNT7) profitieren.

Neue Rekordzahlen im ETF-Handel seit der Entkoppelung des Franken vom
Euro und der Ankündigung des Anleihen-Kaufprogramms der Europäischen
Zentralbank meldet die Commerzbank. "Bei 46.000 Trades verbunden mit
sehr starken Umsätzen ging es bei den großen DAX- und Euro Stoxx
50-ETFs geschäftig hin und her", beobachtet Frank Mohr, der unter dem
Strich ein ausgeglichenes Verhältnis von Käufen und Verkäufen bei
DAX-Indexfonds und einen leichten Verkaufsüberhang bei Euro Stoxx
50-Werten ausmacht. "Generell gab es über alle Anlageklassen hinweg
viel Bewegung."

US-Konzerne ebenfalls gefragt

Laut Salaorno gehören Portfolios mit US Equities zu den
umsatzstärksten Positionen. In den Anlegerdepots landeten
beispielsweise Tracker des MSCI Nordamerika (WKNs A0J201), MSCI USA (WKN
A0JMFG) und S&P 500 (WKN A1JX53, DBX0F2). Zu den meistgehandelten
Produkten in dieser Kategorie gehörten S&P MidCap 400-ETFs (WKN A1JSHV)
mit 400 börsennotierten mittelständischen US-Unternehmen. "Auch hier
überwogen die Käufe." Japanische Aktien hätten Anleger kaum auf dem
Schirm. Die ein oder anderen Abflüsse gebe es bei MSCI Japan-Produkten
(WKN A0DK60).

Positionierungen im MSCI World (WKN ETF110) sieht Mohr im Wechselspiel
mit großen Verkäufen von MSCI Switzerland-ETFs (WKN A1H791, A1W7EG).
"Das könnten strategische Allokationen in Verbindung mit dem neuen Kurs
der Schweizer Notenbank sein."

Gewinnmitnahmen bei chinesischen Aktien

Einen starken Trend weg von Portfolios mit Schwellenländeraktien
beobachtet Kleefeld. Anleger trennten sich etwa in Summe von Indexfonds
verschiedener Emittenten, die sich an der Wertentwicklung des MSCI
Emerging Marktes (WKNs LYX0BX, DBX1EM, A0JMLL, A0HGZT) orientieren. Bei
chinesischen Unternehmen im CSI300 (WKN DBX0M2, DBX0NK) streichen
Anleger ihre Gewinne glatt, wie der Händler vermutet. "Der Index hat
eine relativ starke Rallye hinter sich." Zumeist Zuspruch gebe es für
S&P CNX Nifty-Werte (WKN DBX1NN). Der Index enthält 50 Aktien aus 22
Sektoren der indischen Wirtschaft.

Wenig Appetit auf Festverzinsliches

Weniger geschäftig geht es den Händlern zufolge im Rentenbereich zu.
Etwa setzten Kunden der Commerzbank mit Käufen von Short-Produkten
(WKNs ETF562, ETF563) auf einen fallenden Euro-Bund-Future. "In der
Kategorie Festverzinsliches waren das Hauptumsatzträger."

Kleefelds Kunden bevorzugten per Saldo deutsche Staatsanleihen (WKN
DBX0C9) mit ein- bis dreijähriger Laufzeit. Zu den meistgehandelten
Produkten auf der Verkaufsseite gehörten Bonds von Schwellenländern in
lokaler Währung, etwa im SPDR Barclays Capital Emerging Markets Local
Bond (WKNs A1JB4Q).

US-Dollar-Anleihen (WKNs DBX0CQ) führten bei der Société Générale
die Liste der Käufe in der Anlageklasse an. Bundesanleihen im Deka
Deutsche Börse Eurogov Germany (WKN ETFL17) kämen in Summe aus den
Depots raus.
Anleger hoffen auf Erholung bei Ölkonzernen

Im Bereich der Branchen-ETFs greifen Investoren Mohr zufolge zu
Immobilien (WKN A0Q4R4), während es bei Banken-ETFs (WKNs 628930,
A0F5UJ) und im Technologiesektor Bewegungen in beide Richtungen gebe.
"Einen Trend kann ich aus den Bewegungen nicht ableiten."

Energieaktien im Stoxx 600 Oil und Gas (WKN A0H08M) führt Kleefeld auf
der Kaufseite. Auch Salaorno spricht von Anlegerinteresse an Ölwerten.
"Das ist vielleicht ein Signal für eine Trendwende." Für die Bereiche
Telekommunikation (WKN LYX0A1) und Technologie A0YHMJ) hätten
Investoren derzeit wenig übrig. "Das kann mit dem Einbruch der Gewinne
bei Microsoft zusammenhängen."

von Iris Merker, Deutsche Börse AG

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© 27. Januar 2015

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG
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