BERLIN (dpa-AFX) - Die Fernbusse in Deutschland werden aus Sicht von
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt von immer mehr Fahrgästen
genutzt. "Die Zahl der Fernbusreisenden steigt kontinuierlich an und
wird absehbar 25 Millionen jährlich erreichen", sagte der CSU-Politiker
der "Nordwest-Zeitung" (Mittwoch). Für das vergangene Jahr geht die
Branche von einer Verdoppelung der Passagierzahl auf gut 16 Millionen
aus - davon fuhr ein großer Teil zuvor Bahn. Mittelfristig dürften
wenige größere Busanbieter den Markt dominieren, sagte Dobrindt.

    Er ermunterte die bundeseigene Deutsche Bahn, das Fernbus-Segment
noch stärker in ihre Strategie aufzunehmen. Vorstandschef Rüdiger
Grube hat bereits eine Offensive im Fernverkehr angekündigt, die er im
März vorstellen will. "Es geht zum Beispiel um Kundenbindung: Da ist
eine Verzahnung von Schienen- und Fernbus-Angeboten vorstellbar", sagte
Dobrindt. Die Fernbus-Konkurrenz hat das Ergebnis der Bahn 2014 mit 120
Millionen Euro belastet. In den Fernzügen war die Zahl der Reisenden im
ersten Halbjahr 2014 leicht auf 62 Millionen gesunken. Der Konzern
gehört selbst zu den großen Fernbusanbietern.

    Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer betonte, die
Fahrgäste hätten die Qualität des Busses erkannt. "Bleibt zu hoffen,
dass auch Kritiker den verlorenen Kampf um das Bahnmonopol endlich
aufgeben", sagte Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard. Der Markt
für nationale Fernbuslinien war nach jahrzehntelangen Beschränkungen
zum Schutz der Bahn Anfang 2013 weitgehend freigegeben worden.

    Von den Fernbus-Kunden seien vorher 30 bis 40 Prozent Pkw gefahren,
zehn Prozent seien Neukunden und rund 30 bis 40 Prozent von der Bahn
umgestiegen, sagte Dobrindt der Zeitung. Laut einer Marktanalyse des
Bundesamtes für Güterverkehr gibt es aktuell rund 300 genehmigte
Fernbuslinien. Bedient werden überwiegend "Rennstrecken" zwischen den
Großstädten, die meist parallel zu Bahnstrecken verlaufen.

    Fernbus-Hochburgen mit mehr als 1000 Abfahrten pro Woche sind der
Analyse zufolge Berlin, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg, Köln und
München. Mit Blick auf die Hauptstadt sei mit wöchentlich mehr als
3000 Abfahrten in der Branche sogar von einem Überangebot die Rede,
heißt es in der Analyse. Strecken ohne bisheriges Zugangebot würden
nur vereinzelt bedient. So steuerten Fernbusse nur einen geringen Anteil
der 1999 weggefallenen Fernzughalte der Bahn an./sam/DP/men