NEW YORK (dpa-AFX) - Die USA beschuldigen Nordkorea, für den
Hackerangriff auf das Filmstudio Sony Pictures verantwortlich zu sein.
US-Außenminister John Kerry sprach am Freitag von einer bislang
einmaligen und provozierenden Attacke. Präsident Barack Obama kündigte
Konsequenzen an. Er kritisierte die Entscheidung des Filmstudios, die
Nordkorea-Satire "The Interview" nach dem Hackerangriff und
Terror-Drohungen zurückzuziehen. Sony verteidigte den Schritt.

    Das Filmstudio hatte den Kinostart am Donnerstag abgesagt. In dem
Film bekommen zwei US-Journalisten den Auftrag, Nordkoreas Machthaber
Kim Jong Un bei einem Interview zu töten.

    Wie die US-Bundespolizei FBI am Freitag mitteilte, liegen ihr
ausreichend Informationen vor, die den Rückschluss erlauben, dass das
kommunistische Land hinter dem Hackerangriff steckt. Kerry verurteilte
die Attacke und die Drohungen als "Verstoß gegen internationale
Normen". Dieses Vorgehen sei "ein dreister Versuch eines isolierten
Regimes, freie Meinungsäußerung zu unterdrücken".

    Obama sagte: "Wir werden darauf entsprechend antworten, wann und wie
wir es wollen." Der US-Präsident nannte es einen Fehler des
Filmstudios, den Kinostart abzusagen. "Wir können nicht in einer
Gesellschaft leben, in der irgendein Diktator irgendwo anfängt, in den
USA Zensur auszuüben."

    Der Chef von Sony Entertainment, Michael Lynton, entgegnete, der
Präsident, die Medien und die Öffentlichkeit wüssten nicht, was
wirklich passiert sei. Sony Pictures sei nach dem Hackerangriff sowie
den Drohungen gegen Kinos und Kinogänger nicht eingeknickt, sagte er in
einem CNN-Interview. Ein Filmtheater nach dem anderen habe Sony
mitgeteilt, den Film nicht zeigen zu wollen. Zu diesem Zeitpunkt habe es
keine andere Wahl gegeben, als die für den 25. Dezember geplante
Premiere abzusagen. "Wir besitzen keine Kinos. Wir können nicht
entscheiden, ob ein Film in einem Kino gezeigt wird oder nicht." Die
Firma denke darüber nach, den Film in irgendeiner Art im Internet zu
veröffentlichen, sagte Lynton.

    Bei der Cyberattacke waren im November flächendeckend die
Computersysteme von Sony Pictures angegriffen und zahlreiche Daten
gestohlen worden. Das FBI erklärte nun dazu: "Wir sind zutiefst besorgt
über die destruktive Natur dieser Attacke auf eine Einrichtung im
privaten Sektor." Die mit dem Angriff verbundene Erpressung mache den
Schritt Nordkoreas besonders unakzeptabel. Laut US-Bundespolizei
stellten sich bei der technischen Analyse der verwendeten
Angriffssoftware Verbindungen zu anderen Schadprogrammen heraus, die
kürzlich in Nordkorea entwickelt worden seien. Es gebe auch
Ähnlichkeiten mit einem von Nordkorea im März vergangenen Jahres
ausgeführten Cyberangriff gegen südkoreanische Banken und
Medien./gri/so/cah/vlh/cro/ch/DP/zb
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