BERLIN/STUTTGART (dpa-AFX) - Entwicklungsminister Gerd Müller hat an
die Verbraucher appelliert, beim Kauf von Textilien im
Weihnachtsgeschäft nicht nur auf möglichst billige Angebote zu achten.
"In Bangladesch oder Vietnam arbeiten Näherinnen nicht selten für 15
Cent pro Stunde. Das ergibt einen Monatslohn, von dem die Menschen nicht
leben und schon gar nicht ihre Kinder in die Schule schicken können",
sagte der CSU-Politiker den "Stuttgarter Nachrichten" (Samstag). Die
Bedingungen der Textilarbeiter müsse sich jeder klarmachen, der beim
Weihnachts-Shopping lediglich "auf billig, billig setzt".

    Müller will trotz Kritik deutscher Textilhersteller an seinem
Bündnis für faire Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern
festhalten. Der Minister hatte es im Oktober ins Leben gerufen - die
meisten großen Hersteller traten bisher nicht bei. Firmen und Verbände
erklärten, die Ziele des Bündnisses seien zu ehrgeizig. Unterstützung
bekam Müller mittlerweile aber etwa von Textilbetrieben aus
Bangladesch.

    In der Zeitung warb Müller erneut für das Projekt: "Wer mitmacht,
signalisiert dem Kunden, dass am Anfang der Produktionskette
existenzsichernde Löhne gezahlt werden." Er sei zuversichtlich, dass
bis zur Jahresmitte 2015 "eine ganze Reihe von Produzenten beim
Textilbündnis mitmachen wird". Dass Arbeitsnormen wichtig seien, sagten
auch viele Verbraucher. "Zum Beispiel, dass eine Lederhose, die ich mir
in Bayern kaufe, nicht in einer Gerberei in Afrika hergestellt wird, wo
Kinder barfuß in der Chemiebrühe stehen."/jap/DP/zb