- Der
Sanofi-Verwaltungsratspräsident und
Übergangs-Vorstandschef Serge Weinberg versucht die Dramatik der Lage
nach der Entlassung von Chris Viehbacher herunterzuspielen. "Man kann
immer der Versuchung unterliegen, an die eigene Unersetzlichkeit zu
glauben, doch ein Konzern mit 110 000 Beschäftigten in mehr als 100
Ländern ist keine Ein-Mann-Show", sagte Weinberg der "Frankfurter
Allgemeinen Zeitung" (Freitagausgabe). 

    Weinberg hatte auf den Abgang von Unternehmenschef Viehbacher
gedrängt, persönliche Abneigungen hätten dabei aber keine Rolle
gespielt. "Sonst hätten die fünfzehn Verwaltungsratsmitglieder,
darunter die Deutschen Klaus Pohle und Uwe Bicker, doch nie zugestimmt."
Viehbacher habe den Konzern zunehmend eigenmächtig geführt. So erfuhr
der Verwaltungsrat von Viehbachers Plan, im großen Stil ältere
Medikamente zu verkaufen, erst aus der Presse. Weinberg sei dagegen
gewesen, weil diese Medikamente noch für geraume Zeit einen erheblichen
Mittelzufluss (Cashflow) sicherten.

    Wichtigen Partnern wie dem Biotechunternehmen Regeneron habe er
telefonisch versichert, dass Sanofi seine internationale Strategie
fortsetze, sagte Weinberg. Auf die Entlassung Viehbachers habe es
keinerlei politischen Druck gegeben, betonte Weinberg. Die deutschen
Mitarbeiter versuchte Weinberg zu beruhigen. "Wir bleiben voll engagiert
in der Diabetes-Bekämpfung und müssen unsere Kapazitäten in
Deutschland ausbauen." Sanofi werde "seine Wurzeln nicht vergessen",
betonte Weinberg, "diese sind französisch und deutsch". 

    Mehr als 80 Prozent des Sanofi-Umsatzes mit Diabetes-Produkten
kommen aus Frankfurt. Der Standort Frankfurt hat 6900 Mitarbeiter, davon
rund 4800 in der Produktion, 1100 in Forschung und Entwicklung. Von den
4800 Produktionsmitarbeitern arbeiten 3000 an Diabetes-Produkten. In
Berlin arbeiten 1100 Mitarbeiter in Vertrieb und Marketing.

    Auch Deutschland-Chef Martin Siewert bemühte sich am Donnerstag,
Sorgen über die Zukunft des Standorts zu zerstreuen. Siewert rechnet
mit weiter steigenden Produktionsmengen bei den Diabetes-Produkten aus
Höchst - selbst nach dem Patentauslauf des wichtigen Produkts Lantus im
kommenden Jahr. Im dritten Quartal hatten die Diabetes-Produkte ein
erheblich schwächeres Wachstum gezeigt als sonst. Das liege aber nicht
an den Absatzmengen, sondern an den Preisen, vor allem in den
Vereinigten Staaten./stk/stb