(neu: Schlusskurse)

    AMAZON (dpa-AFX) - Ein überraschend hoher Verlust hat die
Aktionäre von Amazon   am Freitag in die Flucht
getrieben. Die Papiere brachen in einem freundlichen Marktumfeld als
abgeschlagenes Schlusslicht im Nasdaq 100  um 8,34 Prozent
auf 287,06 US-Dollar ein. 

    Der Online-Händler muss vor allem seinem rasanten Expansionskurs
Tribut zollen. Im dritten Quartal war ein Minus von 437 Millionen Dollar
aufgelaufen. Für das laufende Vierteljahr mit dem wichtigen
Weihnachtsgeschäft traut sich Amazon nun überhaupt keine klare
Prognose zu. Die Vorhersage beim operativen Ergebnis liegt zwischen
einem Minus von 570 Millionen Dollar und einem Gewinn von 430 Millionen
Dollar.

'INVESTOREN SIND ES LEID'

    Zwar sind die Anleger von Amazon wegen der hohen Investitionen in
neue Versandzentren oder neue Produkte rote Zahlen gewohnt, langsam
scheint der Geduldsfaden aber zu reißen. Die Investoren schienen es
leid, dass der Konzern weiterhin die Gegenwart zulasten der Zukunft
opfere, sagte Marktstratege Daniel Sugarman vom Broker ETX Capital. 

    Mit Blick auf einen baldigen Erfolg der Investitionen des Konzerns
mehren sich die Zweifel. Das enttäuschende Wachstum der abgesetzten
Stückzahlen habe seinen Optimismus gedämpft, dass der Umsatz von
Amazon kurzfristig von den Investitionen profitieren werde, schrieb Gene
Munster, Analyst bei der Investmentbank Piper Jaffray. Kurzfristig lasse
sich nicht abschätzen, wann Gewinne erzielt würden. Langfristig gibt
sich Munster dennoch zuversichtlich: da könnte das Unternehmen durchaus
die Früchte seiner Investitionen ernten. 

ANALYST FORDERT BESSERE ERKLÄRUNG DER INVESTITIONEN

    Im Grunde tanzt Amazon auf immer mehr Hochzeiten, und die Kosten
schießen entsprechend in die Höhe. Im vergangenen Quartal stiegen die
Ausgaben unter anderem für Lager-Standorte sowie Technologie und
Inhalte wie Serien und Kinofilme in Amazons Videostreaming-Dienst
deutlich. Zudem kündigte Finanzchef Tom Szkutak in der Telefonkonferenz
nach Vorstellung der Zahlen an, dass grundsätzlich an den hohen
Investitionen festgehalten werde. Der Konzern wisse aber, dass er mit
Vorsicht überlegen müsse, in welche Geschäfte man das Geld stecke.

    Analyst Ben Schachter von der australischen Investmentbank Macquarie
fordert denn auch eine umsichtigere Investitionsstrategie. Es sollte
mehr Rücksicht auf die Aktionäre genommen werden, schrieb der Experte
in einer Studie. Die Investoren müssten in die Lage versetzt werden,
den Grund für die Priorität der Investitionen zu verstehen. Sollte der
Aktienkurs weiter deutlich fallen, könnte das aktive Großinvestoren
auf den Plan rufen, die sich dann für deutliche Veränderungen bei
Amazon einsetzen könnten./mis/he/he