ZÜRICH (dpa-AFX) - Die Schwankungen an den Kapitalmärkten haben der
Schweizer Großbank Credit Suisse   einen kräftigen
Schub gegeben. Im dritten Quartal konnte das Institut seinen Überschuss
verglichen mit dem Vorjahreszeitraum auf 1,03 Milliarden Franken (854
Mio. Euro) mehr als verdoppeln, wie es am Donnerstag in Zürich
mitteilte. Das war noch besser als von Analysten erwartet. Credit Suisse
profitierte wie zuletzt schon die US-Großbanken nach mehreren schwachen
Quartalen von der Erholung des Handels mit Anleihen. 

    Viele Anleger müssen wegen der neuen Unsicherheiten an den
Kapitalmärkten und der Aufwertung des US-Dollar wieder stärker
umschichten, das belebt das Geschäft der Investmentbanken. Credit
Suisse steigerte in dieser Sparte seinen Quartalsgewinn vor Steuern auf
516 Millionen Franken, vor einem Jahr waren es 229 Millionen. Zu dem
Zeitpunkt war das für die Bank wichtige Geschäft mit Anleihen
eingebrochen, nachdem die US-Notenbank Fed den allmählichen Ausstieg
aus ihrer ultralockeren Geldpolitik angekündigt hatte. Viele Anleger
hatten sich daraufhin zurückgehalten. Im gerade abgelaufenen Quartal
legte das Anleihengeschäft um 73 Prozent zu. 

    Sollten die Unsicherheiten an den Finanzmärkten aber länger
anhalten, könnte das das Geschäft des Instituts belasten. So hätten
die Turbulenzen im Oktober für einen uneinheitlichen Auftakt ins
Schlussquartal gesorgt, sagte Vorstandschef Brady Dougan. Das Geschäft
rund um die Beratung bei Firmenzusammenschlüssen oder Börsengängen
leidet üblicherweise unter länger anhaltenden Unsicherheiten. Noch sei
die Auftragslage in diesem Bereich aber gut, sagte Dougan. "Wie rasch
die Transaktionen umgesetzt werden, hängt jedoch von den
Marktbedingungen ab." Im dritten Quartal lief dieses Geschäft noch gut.
Unter anderem war Credit Suisse eine der führenden Konsortialbanken
beim Börsengang des chinesischen Internetriesen Alibaba.

    Credit Suisse bekennt sich wie die Deutsche Bank  trotz der
Schwankungsanfälligkeit zu einem umfassenden Investmentbanking. Dagegen
hat etwa die Schweizer UBS   das Handelsgeschäft
deutlich zurückgefahren und setzt nun verstärkt auf die
Vermögensverwaltung. Auch Credit Suisse will diesen Bereich ausbauen,
hinkt dem Erzrivalen aber noch weit hinterher. Im abgelaufenen
Jahresviertel warb die Sparte mit netto 7,4 Milliarden Franken sogar
rund 9 Prozent weniger ein als vor einem Jahr. Der Vorsteuergewinn sank
auch wegen der niedrigen Zinsen um 7 Prozent auf 943 Millionen Franken.

    Geld-Abflüsse gab es vor allem in Westeuropa. Das liegt auch am
Bemühen der Bank, nur noch steuerlich einwandfreie Kundengelder zu
verwalten. Sie hatte wegen Hilfen zur Steuerhinterziehung zuletzt hohe
Strafen zahlen müssen. So hatten die USA das Institut im Frühjahr zu
einer Strafe von 2,6 Milliarden US-Dollar verdonnert. Deshalb war die
Bank im zweiten Quartal in die roten Zahlen gerutscht. Auch in
Deutschland gab es bereits einen teuren Vergleich.

    Große Teile ihres Vermögensverwaltungsgeschäfts hat die Credit
Suisse inzwischen an die ABN Amro-Tochter Bethmann Bank verkauft. Aus
dem Geschäft buchten die Schweizer im Sommer einen Einmalgewinn von 109
Millionen Franken. Der Verkauf half auch, die nach der US-Strafe
gesunkene Eigenkapitalquote wieder auf 9,8 Prozent zu steigern. Die Bank
versicherte, zum Jahresende wieder über der Marke von 10 Prozent zu
liegen. 

    Damit hat Credit Suisse seine Dividendenpolitik verknüpft. Liegt
die Quote über der Marke von 10 Prozent, will die Bank die Hälfte des
Überschusses an ihre Aktionäre zahlen. Für 2013 gab es pro Aktie 70
Rappen./enl/men/stb