MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die deutsche Rüstungsbranche droht der
Bundesregierung wegen Exportbeschränkungen und fehlender staatlicher
Aufträge mit Abwanderung. "Alle großen Rüstungsunternehmen prüfen,
ob sie auf Dauer im Lande bleiben können", sagte Armin Papperger, Chef
von Rheinmetall  und Präsident des Rüstungsverbandes, der
"Süddeutschen Zeitung" (Samstag). "Wenn mein Land bei mir nicht kauft
und mir gleichzeitig sagt, du darfst nicht exportieren, dann halte ich
das nicht lange durch." 

    Papperger zeigte zwei Alternativen auf. "Entweder wir bauen weiter
Kapazitäten und damit noch mehr Arbeitsplätze ab, oder wir gehen ins
Ausland." So wären andere Länder wie die Schweiz, Frankreich oder die
USA nach seiner Darstellung "froh, würden wir dort investieren". Aus
diesen Ländern gestalteten sich auch Exporte einfacher. Die
Waffenbranche fürchtet um ihre Geschäfte, seit
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) heikle Exporte zunehmend
erschwert oder gar blockiert. Der Rheinmetall-Chef hält eine
Konsolidierung der Branche für notwendig - erst auf nationaler und dann
auf europäischer Ebene.

    Mit dem Bundeswirtschaftsministerium will der Rheinmetall-Chef in
den nächsten Wochen über Schadensersatz für den von Gabriel
gestoppten Export eines Gefechtsübungszentrums nach Russland
verhandeln. "Der Vertrag hat einen Wert von 135 Millionen Euro. Jeder
Euro weniger ist für uns ein Verlust", sagte Papperger. Er widersprach
zudem Berichten, wonach große Teile der Anlage bereits geliefert
gewesen seien. "Das steht alles auf einem Betriebsgelände von uns in
Bremen, fertig verpackt in mehr als 70 voll beladenen Lkws. Papperger
zufolge hätte Russland gerne acht solcher Gefechtsübungszentren./stw