TOKIO (dpa-AFX) - Japan hat im August erneut ein Handelsdefizit
verbucht. Der Fehlbetrag belief sich auf 948,5 Milliarden Yen (6,8
Milliarden Euro), wie die Regierung am Donnerstag auf vorläufiger Basis
bekanntgab. Immerhin verringerte sich der Fehlbetrag aber im Vergleich
zum Vorjahresmonat um 2,4 Prozent. Dies lag vor allem am geringeren
Stromverbrauch durch Klimaanlagen in Folge relativ niedriger
Sommertemperaturen, wodurch Japan weniger Öl importieren musste. Die
Exporte sanken erstmals seit zwei Monaten, und zwar um 1,3 Prozent.
Ökonomen hatten allerdings mit einem deutlicheren Rückgang gerechnet.
Die Importe gingen um 1,5 Prozent zurück.

    Die Handelsbilanz der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt steckt
damit seit nunmehr 26 Monaten in den roten Zahlen. Auch andere wenig
erfreuliche Daten hatten in jüngster Zeit deutlich gemacht, vor welchen
Herausforderungen Ministerpräsident Shinzo Abe weiterhin steht. Er will
mit seiner "Abenomics" genannten Wirtschaftspolitik, bestehend aus einer
radikalen Lockerung der Geldpolitik, enormen Konjunkturpaketen und
Strukturreformen, Japan zu neuer Blüte verhelfen. Doch trotz des im
Zuge dieser Politik abgewerteten Außenwerts des Yen kommt der
Exportmotor noch nicht richtig in Gang. Zum Dollar sank der Yen auf den
tiefsten Stand seit sechs Jahren.

    Hinzu kommt, dass die wichtigen Ausgaben der privaten Haushalte in
den vier Monaten seit April gesunken sind und die Industrieproduktion
schwächelt. Die OECD hat gerade ihre Prognose für Japans
Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf 0,9 Prozent verringert. Ein
Problem ist, dass auch die Aussichten für Japans wichtige
Handelspartner wie die USA und die Euro-Zone nicht sehr rosig sind. Vor
diesem Hintergrund sind auch Japans Exportaussichten gering.

    Im Handel mit den USA sanken Japans Exporte im August um 4,4
Prozent, während die Einfuhren um 10,7 Prozent zulegten. Insgesamt
verringerte sich Japans Handelsüberschuss mit den USA um 22 Prozent auf
385,5 Milliarden Yen. Mit den Staaten der Europäischen Union
verzeichnete Japan ein Handelsdefizit von 34,5 Milliarden Yen, ein
Rückgang um 54,8 Prozent. Das Defizit mit China verringerte sich
ebenfalls, und zwar um 23,6 Prozent auf 233,9 Milliarden Yen. Während
die Importe um 5,3 Prozent sanken, fielen die Exporte nach China um 0,2
Prozent und damit zum ersten Mal seit 17 Monaten, wie die Regierung
mitteilte./ln/DP/jkr