MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Chef des weltgrößten Rückversicherers Munich
Re , Nikolaus von Bomhard, hält angesichts der Geldpolitik
der großen Notenbanken eine neue Finanzkrise für möglich. "Aus
unserer Sicht verlieren die Waffen der Geldpolitik an Wirksamkeit",
sagte der Manager am Mittwochabend vor Journalisten in München. "Es
kommt der Punkt, an dem Sie schlimmere Nebenwirkungen bekommen, als Sie
an Hauptwirkung überhaupt noch erzielen können." Am Ende werde es wie
in den Jahren 2007 und 2008 um Vertrauen in die Märkte und ihre Akteure
gehen. Eine Krise hält er bei der Kreditvergabe für denkbar: "Wer eine
Kreditverlängerung braucht, kriegt dann kein Geld mehr." 

    Die anhaltenden Niedrigzinsen machen der Versicherungsbranche schwer
zu schaffen. So können die Unternehmen die versprochenen Renditen in
der Lebens- und Rentenversicherung immer schwerer erwirtschaften.
Angesichts knapper Staatsfinanzen und des "Anlagenotstands" der
Versicherungsbranche plädiert von Bomhard dafür, den Versicherern
Investitionen in Infrastruktur zu erleichtern. "Damit lösen wir das
Finanzierungsproblem des Staates und finden zudem Anlagemöglichkeiten."
Die Munich Re und Europas größter Versicherer Allianz haben bereits
große Summen in Energienetze, Windkraft- und Solaranlagen gesteckt. 

    Dennoch sieht von Bomhard die Branche von der Politik behindert.
Dass Versicherer ihre Infrastrukturinvestitionen zur Hälfte mit
Eigenkapital unterlegen sollen, sei schlicht nicht sinnvoll.
Schließlich hätten solche Investitionen ein ganz anderes Risikoprofil
als Aktien, in die die Munich Re seit Jahren nur einen kleinen Anteil
ihres Anlagevermögens steckt. Wichtig sei allerdings Verlässlichkeit.
Staaten dürften die Regeln für Infrastrukturanlagen nicht im
Nachhinein ändern. "Sonst geht man als Investor da nicht mehr
hin."/stw/fbr